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0:5-Debakel: SC Auetal findet nach der Pause nicht mehr statt

0:5-Debakel: SC Auetal findet nach der Pause nicht mehr statt

Foto: Der Ball liegt erneut im Auetaler Netz: Benedikt Friedrichs ist bedient und Keeper Frederik Meier geschlagen.


Fußball. Schockstarre beim SC Auetal, denn der Tabellenzweite der Kreisliga setzte sein Auswärtsspiel beim VfL Bückeburg II mit 0:5 (0:0) in die Binsen. Konnte man über die Spielanteile in der 1. Halbzeit noch unterschiedlicher Ansicht sein, brach die Mannschaft in der letzten halben Stunde ein und wurde derbe abgebügelt. Spötter sagen, es muss am Boden liegen. Denn der Rasen des Jahnstadions scheint für den SCA vergiftet zu sein. Schon die frühere Spielergeneration holte hier regelmäßig Niederlagen ab. Nach zehn Jahren Unterbrechung, in denen die Bückeburger Zweite eine Klasse höher spielte, zeigt sich: Es hat sich nichts geändert. Der „junge“ SC Auetal führt diese schlechte Tradition problemlos fort und fährt mit leeren Händen heim. „Wir haben in der 2. Halbzeit nicht mehr stattgefunden, hatten ein schlechtes Abwehrverhalten, eine dürftige Torwartleistung, sind ohne Biss und Einstellung aufgetreten. Das war selbstherrlich“, schimpft SCA-Trainer Thomas Reh auf den desaströsen Auftritt nach dem Seitenwechsel.



Zur Halbzeit fiel das Fazit von Rolf Schmidt, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fußballkreises, realistisch aus. „Wir erleben ein ausgeglichenes Spiel mit wenig Chancen. Bückeburg hatte eine gute, doch nicht genutzt. Beide Mannschaften neutralisieren sich gegenseitig. Von der Papierform her soll es ein Spitzenspiel sein. Man sieht davon nur wenig“, meinte der Mann aus Rinteln.

Die erste Halbzeit geizte noch mit Toren. Doch nach einer Stunde Spielzeit wurde aus Bückeburger Sicht der Turbo angeschmissen. Eine kuriose Szene musste für den ersten Treffer herhalten (62.). Tim Buchwald trat einen Eckball flach vors Tor. „Ein Glückstreffer. Keiner wollte den Ball haben, da rutschte er einfach rein. Manchmal sind solche Tore witzig. So was habe ich auch noch nicht erlebt“, wunderte sich Gottfried Menzel. Der VfL-Fan aus Heeßen besucht seit 1979 die Bückeburger Spiele. 

Damit war der Damm gebrochen. Der SC Auetal fand keinen Rettungsring bei nun den folgenden Bückeburger Angriffen. Schluckte stattdessen selbst noch fleißig Wasser und half bei manchen Gegentreffern mit. Das 2:0 (73.) bedeutete das schönste Tor des Tages. Nach einer Kombination über Simon Häberli und Leon Steinke erreichte die Flanke Pascal Könemann. Der zeigte seine Erfahrung aus alten Oberligazeiten, stoppte elegant die Kugel und netzte ein. Vom Spielgeschehen her waren sich die 40 mitgereisten Auetaler Schlachtenbummler unter den 106 Zuschauern sicher: „Das wird heut nichts für uns.“ 

Die Bückeburger Zweite gleicht einer Wundertüte, sagte man vor dem Spiel, da die Besetzung häufig wechselt. Nun gibt es Tüten unterschiedlicher Qualität. Für wenig Geld bekommt man kleine Tüten mit minderwertigen Artikeln. Aber es gibt auch XXL-Tüten, die anspruchsvoller sind und deren Inhalt Kinderherzen höherschlagen lässt. Zwar sind die meisten Zuschauer dem Kindesalter längst entwachsen. Doch jeder musste anerkennen, dass diese Bückeburger Zweite am aktuellen Spieltag hohe Ansprüche erreicht und mit Erfahrung sowie talentierten Spielern bestens besetzt war. 

Der einzige Akteur aus der 1. Mannschaft, Maurice Matz, sorgte für das 3:0 (75.). Bei seinem Fernschuss war Torwart Frederik Meier mit den Fingern noch am Ball, konnte den Einschlag aber nicht verhindern. „Maurice war einige Zeit verletzt und wird über die 2. Mannschaft nun wieder aufgebaut“, erklärte VfL-II-Trainer Steffen Führing. Ein Sonntagsschuss von Tim Buchwald, bei dem der Auetaler Torwart nicht gut aussah, bedeutete das 4:0 (81.). Fürs Endergebnis sorgte Leon Steinke aus spitzem Winkel. Den ersten Schuss konnte Torhüter Frederik Meier noch abwehren, beim Nachsetzen von Steinke war er machtlos: 5:0 (87.) für den VfL Bückeburg II, ein überdeutliches Ergebnis. 

Die beste Chance des SC Auetal: Den Schuss von Julien Erdmann pariert VfL-Keeper David Detjen.

SV-Engern-Trainer Marco Gregor, der selbst die Auetaler fünf Jahre trainierte, fand klare Worte.  „Der VfL Bückeburg II war das ganze Spiel klar überlegen. Sie zeigten eine super Spielanlage und sind schon top besetzt. Beim SC Auetal fehlte mir die Leidenschaft. Die spielen das ein bisschen runter, haben gewiss einen Plan. Aber ich vermisse das Feuer. Außer der Chance von Julien Erdmann habe ich keine einzige Torchance vom SC Auetal gesehen. Das Ergebnis ist in der Höhe her zu hoch, aber ohne Frage völlig verdient.“ 

VfL-II-Trainer Steffen Führing war mit dem Resultat natürlich hochzufrieden. „Meine Jungs haben das gut umgesetzt. Wir wussten, dass es ein intensives Spiel wird. Der SC Auetal ist in der Defensive gut besetzt und kann mit seinen Qualitäten nach vorne gefährlich werden. Aber das konnten wir unterbinden, haben selbst den Kampf angenommen und in der 2. Halbzeit unseren fußballerischen Plan umgesetzt. Der Dosenöffner war der direkt verwandelte Eckball. Nach unserem Führungstreffer steckten die Auetaler auf, während wir weiter Gas gegeben haben.“ 

Tobias Feldmann, Abwehrchef beim SC Auetal, pflichtet den Analysen bei: „Nach dem 0:1 haben wir den Hebel nicht mehr umlegen können. Heute fehlte es an vielem: Die Einstellung, zurückschlagen zu wollen, die Laufbereitschaft, die Defensivbewegung. Bückeburg konnte schnelle Außenspieler einwechseln, die richtig Tempo machten. Das hat man auch gemerkt.  In der 1. Halbzeit waren wir nach meiner Ansicht auf Augenhöhe. Aber wer das erste Tor dann schießt, hat immer Vorteile. Danach war es eine Einstellungssache. Dass wir so hoch verloren haben, das geht natürlich nicht.“ 

Der Routinier blickt aber auch auf übermorgen (Dienstag, 19.30 Uhr) wenn die nächste schwere Aufgabe den SCA erwartet. In seinem Lieblingswettbewerb, dem Kreispokal, reist der Titelverteidiger zum Tabellenführer SG Bad Nenndorf/Riehe. „Dort müssen wir über 90 Minuten den Einsatz hochhalten und wieder als Team auftreten. Ich meine die komplette Spielzeit, nicht nur eine Halbzeit lang. Wir müssen das bringen, was uns auch sonst stark macht. Immer anlaufen, gute Ballgewinne erobern, früher attackieren, anstatt uns hinten reindrücken zu lassen.“ Klingt gut. War auch der Plan in Bückeburg. Ging schief und kann am Dienstag eigentlich nur besser werden. Trainer Thomas Reh will im Pokal eine Reaktion auf diese Nichtleistung sehen und hebt mahnend den Zeigefinger: „Wir können uns jetzt ganz viel kaputt machen.“

SCA:  Frederik Meier, Benedikt Friedrichs (84. Maurice Pernau), Felix Rauhut, Tobias Feldmann, Marc Steinsiek, Moussa Guire, Florian Meyer (78. Nico Winkelhake), Sebastian Wagner (89. Samer Mahmo), Julien Erdmann (55. Jan Köhler), Philip Dunkley, Tim Neermann (80. Jonas Winkler).

Im zehnten Saisonspiel bleibt die Auetaler Tormaschine Philip Dunkley (links) zum ersten Mal ohne Torerfolg. Jan-Eike Raschke meldete den Torjäger fast völlig ab.