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Christian Winter war bei der HSG Exten-Rinteln schon alles – nur kein Damentrainer

Christian Winter war bei der HSG Exten-Rinteln schon alles – nur kein Damentrainer

Foto: Christian Winter (rechts) ging für die HSG Exten-Rinteln viele Jahre auf Torejagd.

Handball. Viele Jahrzehnte war Christian Winter das Gesicht der HSG Exten-Rinteln. Erst als Spieler und Jugendtrainer, dann als Schiedsrichter und Funktionär. 12 Jahre lang hielt der 43-Jährige als HSG-Vorsitzender die Strippen in der Hand. „Ich habe alles gemacht, nur Damentrainer war ich nie“, erklärt Winter mit einem Grinsen im Gesicht. Nun widmet sich der Handballrentner anderen Dingen. Der „Präsi“ wie ihn seine Freunde nennen, steht im Tor der Altseniorenmannschaft des SC Rinteln und er ist leidenschaftlicher Musiker und sorgt als „Alleinunterhalter“ auf Festen für beste Stimmung. Über 20 Jahre spielte Felix Kortemeier an seiner Seite. „Er gehörte in den HSG-Mannschaften immer zu den Leistungsträgern und war ein eiskalter Torschütze. Er hatte das Privileg mit beiden Armen gleichstark zu sein“, berichtet sein langjähriger Wegbegleiter. Zudem sei Christian ein Pfundskerl. „Er spielte immer sehr mannschaftsdienlich, ist extrem zuverlässig und ein Vorbild für viele junge Spieler“, lobt Kortemeier seinen Kumpel. Rinteln-Sport stellt die ehemalige „Allzweckwaffe“ der HSG Exten-Rinteln in zwölf persönlichen Fragen näher vor.

 In jungen Jahren spielten Christian Winter (von vorne), Christian Mumme, Ralf Bode und Torsten Nacke Tischtennis beim TTC Strücken.
In jungen Jahren spielten Christian Winter (von vorne), Christian Mumme, Ralf Bode und Torsten Nacke Tischtennis beim TTC Strücken.

Wie bist du zu deiner Sportart gekommen?
Zum Handball bin ich beim damaligen TSV Eintracht Exten durch meinen ehemaligen Sport-Lehrer Karl Mumme gekommen. Das erste Mal Fußballluft schnupperte ich in der C-Jugend durch Horst Wilkening beim SC Rinteln. Nach fast 30 Jahren Fußballpause hat mich dann mein Nachbar Rainer Niemeier zur Alt-Alt des SC Rinteln geschleppt.

In welchem Alter hast du mit deiner Sportart begonnen und in welchem Verein?
Mit 9 Jahren habe ich in Exten das Handball spielen angefangen, und mit 13 Jahren hatte ich beim SC Rinteln einen Kurzauftritt von zwei Spielen in der C-Jugend gehabt.

Die Bezirksliga-A-Junioren der HSG mit Betreuer Roland Zodrow (hinten von links), Heiko Böhning, Colja Grolm, Stefan Bergmann, Timo Schneider, Marco Röhmeier, Christian Winter, Oliver Römer, Trainer Mario Beutler, Jens Knickmeier (vorne von links), Timo Barwisch, Oliver Kallmeier, Marko Brill und Thorsten Waltemathe.
Die Bezirksliga-A-Junioren der HSG mit Betreuer Roland Zodrow (hinten von links), Heiko Böhning, Colja Grolm, Stefan Bergmann, Timo Schneider, Marco Röhmeier, Christian Winter, Oliver Römer, Trainer Mario Beutler, Jens Knickmeier (vorne von links), Timo Barwisch, Oliver Kallmeier, Marko Brill und Thorsten Waltemathe.

Bei welchem Verein war die schönste Zeit in deiner Karriere und warum?
Die schönsten Jahre waren von 1998 bis 2001 bei der HSG Exten-Rinteln unter dem Ex-Bundesligaspieler Jürgen „Eddy“ Franke als Spielertrainer, der nach der Saison 2000/2001 Co-Trainer beim TBV Lemgo wurde. In der Zeit sind echte Freundschaften entstanden, die bis heute bestehen. Unsere „Blöde-Sau-Abende“ (ein Kartenspiel) und die Abende oder Nächte nach dem Training bei Marion Hausmann im damaligen VTR-Clubheim neben der Kreissporthalle waren legendär. Auch die spätere Fahrgemeinschaftszeit mit Marcus Rinke, Benjamin Timm, Nils Klaue und mir waren klasse. Wochenweise musste reihum einer fahren und ein anderer war nach dem Donnerstagstraining dran, die anderen bei einem „Motto-Abend“ mit Essen und Trinken zu versorgen.

Was waren deine Stärken und Schwächen?
Ich war immer ein Teamplayer und habe mich damals schon um das „Drumherum“ gekümmert. Sportlich waren früher sicher meine Gegenstöße und Siebenmeter-Würfe meine Stärke. Abwehr war eher nicht so mein Ding, ich wollte immer Tore werfen, was wohl öfters dazu führte, dass ich den Gegenspieler in der Abwehr passieren ließ, weil ich im Kopf schon beim Gegenstoß war. Allerdings habe ich später, gegen Ende der Karriere auch in der Abwehr sicher gestanden.

Das Bezirksliga-Herrenteam der HSG mit Felix Kortemeier (hinten von links), Nils Klaue, Martin Neumann, Michael Fritz, Christian Winter, Trainer Jürgen Franke (vorne von links), Marcus Rinke, Ralf Kurz, Benjamin Timm und Matthias Bünte.
Das Bezirksliga-Herrenteam der HSG mit Felix Kortemeier (hinten von links), Nils Klaue, Martin Neumann, Michael Fritz, Christian Winter, Trainer Jürgen Franke (vorne von links), Marcus Rinke, Ralf Kurz, Benjamin Timm und Matthias Bünte.

Wann hast du deine sportliche Laufbahn beendet und warum?
Mit 40 Jahren habe ich mit Punktspielen im Handball aufgehört. Nach über 30 Jahren hat sich die Zeit irgendwie geändert. Zum Schluss waren wir in der Zweiten oft bei den Auswärtsspielen gerade mal so spielfähig, aber auch nur, weil man hinter den Spielern her telefoniert hat, um genug zu werden. Das hat zum Schluss keinen Spaß mehr gemacht. Für mich war es aus heutiger Sicht genau der richtige Schritt damals. In meinem letzten Spiel mit der zweiten Herren der HSG Exten-Rinteln bei der HSG Fuhlen/Hessisch Oldendorf III hat es mich sehr gefreut, dass nach Jahren Pause mit Marcus Rinke und Matthias „Fitti“ Bünte nochmal zwei aus der alten Zeit ausgeholfen haben, um mein letztes Spiel mitzuerleben. Leider hat es beim Auswärtsderby eine satte 20:36 in Hessisch Oldendorf gegeben, aber ich konnte mich mit 10 Toren erfolgreich verbschieden.

Wer waren deine kongenialen Mitspieler?
Ralf Kurz war Ende der 90er-Jahre ein Bomben-Torwart mit einem grandiosen Gegenstoß-Pass. Viele meiner Tore in der Zeit habe ich ihm zu verdanken. Laufen bis zur Mittellinie, zur Mitte ziehen und schon war der Ball da und ich musste ihn nur noch versenken. Felix Kortemeier ist wohl mein längster Wegbegleiter. Selbst beim damaligen SuS Veltheim (Heute HSG Porta) haben wir zusammengespielt und so manche Schlacht geschlagen. Übrigens haben wir in der D-Jugend noch gegeneinander gespielt. Er bei der VT Rinteln, ich beim TSV Eintracht Exten.

Bist du heute noch sportlich aktiv? Andere Sportarten?
Mittwochs trainiere ich wieder mit den „Alten“ Handballern wie Dirk Nacke und Eddy Franke in der Turnhalle in Exten. Allerdings spielen wir nur Fußball. Immer Alt gegen Jung. Kleine Halle 3 gegen 3 oder 4 gegen 4, ohne Aus, ohne Anstoß, 75 Minuten Kampf um den Sieg und hinterher ein leckeres Kaltgetränk. Zudem hüte ich noch in der Alt-Alt des SC Rinteln das Tor beim Fußball. All das fehlt natürlich im Moment wegen Corona extrem.

Die Fahrgemeinschaft mit Benjamin Timm (von links), Christian Winter, Marcus Rinke und Nils Klaue.
Die Fahrgemeinschaft mit Benjamin Timm (von links), Christian Winter, Marcus Rinke und Nils Klaue.

Was war dein sportlich größter Erfolg?
Schwierig, es gab viele Erfolge, aber auch bittere Niederlagen. Aus Allem hat man viel mitgenommen. Es war einfach eine verdammt tolle Zeit, die ich niemals missen möchte.

Gibt es ein sportliches Erlebnis, das dir immer in Erinnerung bleiben wird?
Das Spiel 2007 gegen den damaligen Bundesligisten GWD Minden in der ausverkauften Rintelner Kreissporthalle war mit Sicherheit ein Highlight. Unsere Wette, mehr als 15 Tore zu werfen und nicht mehr als 50 zu bekommen, haben wir bei der 16:50-Niederlage gewonnen. Unvergessen der Treffer durch unseren Kreisläufer Marc „Ziege“ Müller, der in den Schlusssekunden zum 16:50 per Gegenstoß traf. Allerdings muss man dazu sagen, dass GWD von der Wette wusste und er wahrscheinlich nie wieder so ungehindert einen Gegenstoß laufen konnte. In Erinnerungen bleiben auch die drei Saisons Mitte 2000, in denen wir die komplette Spielzeit mit einem Reisebus zu den Auswärtsspielen gefahren sind. Mit diesen Geschichten könnte man Bücher füllen.

Hast du dich auch als Trainer, Funktionär oder im Jugendbereich engagiert? Von wann bis wann und wo?
Beim Handball durchlief ich jede mögliche Position vom Spieler bis zum Vorsitzenden. Zudem habe ich die Trainer-, Zeitnehmer- und Schiedsrichterlizenz, war Betreuer, Wischer, Hallensprecher, Spielwart, Pressewart, Jugendwart, Schiedsrichterwart, Spielervermittler, Homepage-Beauftragter, Getränkewart, Sponsorenbeauftragter und 12 Jahre lang Vorsitzender – nur Damentrainer war ich nie.

Was machst du heute in deiner Freizeit?
Als alleinerziehender Vater nimmt den Großteil meiner Freizeit mein achtjähriger Sohn Ben ein. Wir gehen regelmäßig schwimmen und ich fiebere natürlich immer mit, wenn er beim Fußball für die F-Jugend der JSG Süd-Weser auf Torejagd geht. Beim Handball könnte ich ihm natürlich mehr Tipps geben. Zudem habe ich meine Leidenschaft für die Musik wieder entdeckt. Ich habe mir vor einiger Zeit ein neues Keyboard zugelegt und trete hier und da mal auf. Leider in diesem Jahr auch nur zweimal unter Corona-Bedingungen, was leider nicht so viel Spaß macht, wie so richtig mit Publikum.

Heute macht der 43-Jährige gerne Musik und tritt mit seinem Keyboard auf.
Heute macht der 43-Jährige gerne Musik und tritt mit seinem Keyboard auf.

Wie sieht dein Dream-Team aus?
Trainer: Jürgen „Eddy“ Franke und Saulius Tonkunas
Betreuer: Roland Zodrow und Eberhard Hänsel
Torhüter: Ralf Kurz und Benjamin Timm
Rechtsaußen: Matthias „Chipie“ Wuttig und Rasmus Meier
Mitte: Matthias „Fitti“ Bünte und Aurelius „Auri“ Steponavicius
Halbrechts: Nils „Zunge“ Klaue und Matthias „Horst“ Schonebohm
Halblinks: Marcus Rinke und Alexander „Hotte“ Ermakov
Linksaußen: Alexander Hänsel und Christian Winter
Kreis: Martin Neumann und Felix „Cäpt´n“ Kortemeier

Außerdem steht Winter bei den Altsenioren des SC Rinteln im Tor.
Außerdem steht Winter bei den Altsenioren des SC Rinteln im Tor.