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Der SV Engern ist eine Wundertüte

Der SV Engern ist eine Wundertüte

Foto: Der SV Engern ist in der Kreisliga eine Wundertüte.


Fußball. Marco Gregor kommt ins Hadern, wenn der Trainer des SV Engern über die Trainingsbeteiligung seiner Jungs in der Vorbereitung spricht. Durch viele Verletzte und Kranke sowie den vielen Urlaubern fällt das Urteil des Trainerfuchses als „sehr bescheiden“ aus. „Für meine Ansprüche war die Beteiligung zu mau“, findet Gregor klare Worte. Deshalb geht es für den SV Engern in der Kreisliga auch nur um den Klassenerhalt.

Schon in der Vorsaison musste Gregor von Woche zu Woche improvisieren. Immer wieder fehlten Spieler aus verschiedensten Gründen. Der Nachwuchs zog mit und so geriet der SVE nie ernsthaft in Abstiegsgefahr. Am Ende sprang der 9. Platz heraus. Das Team sammelte in 30 Spielen 38 Punkte. „Mit voller Kapelle wäre deutlich mehr drin gewesen“, ist sich der erfahrene Coach sicher.

Abwehrchef Nico Luther ist die Zuverlässigkeit in Person, legte eine richtige Leistungsexplosion hin und entwickelte sich so zum Leistungsträger.

Mit einer starken Trainingsmoral entwickelten sich Spieler wie Nico Luther, Jan-Luca Baake und Leo Helmert zu absoluten Leistungsträgern. Zudem schnupperten Oliver Meinardus und Bogdan-Sasa Herakovic an der Stammelf. „Luther, Baake und Helmert waren fast immer da und haben eine richtige Leistungsexplosion hingelegt. Diese Beispiele zeigen, dass Trainingsfleiß belohnt wird“, berichtet Gregor.

Der SVE-Coach kann in diesem Spieljahr auf eine eingespielte Truppe bauen. „Wir werden uns nicht neu erfinden müssen“, weiß Gregor. Die Neuzugänge sind mit Fynn Flentge, Philip Jonek und Maximilian Beißner allesamt Eigengewächse. Im Tor ersetzt Lennart Dieterich Daniel Preißinger, der sich in die Altersteilzeit verabschiedet hat und nur noch im Notfall zur Verfügung steht. Dieterich verfügt über ein Riesenpotenzial. Das Torwarttraining bei Dirk Zipfel tat ihm gut, in der Rückrunde der Vorsaison überzeugte die neue Nummer 1 des SVE mit starken Leistungen. „Er kann aber viel mehr, könnte in Engern die nächsten 20 Jahre der Stammkeeper sein, wenn er noch mehr aus sich herauskäme“, meint Gregor. Dieterich sei ein Kerl wie ein Baum, müsse noch mehr Gier und Biss auf den Platz bringen und seine Vorderleute lautstark dirigieren. „Da ist er stumm wie ein Fisch. Aber bei den Partys wird er dann zum Brüllaffen“, verrät Gregor mit einem Augenzwinkern.



Der Trainerfuchs sieht die Kreisliga in dieser Serie als „mega-ausgeglichen“ an. Die Spielklasse ist durch die Absteiger TuS SW Enzen und VfL Bückeburg II sowie den Aufsteigern TuS Jahn Lindhorst und TSV Krankenhagen viel stärker geworden als im Vorjahr. „Da gibt es keine Favoriten, weder für den Aufstieg noch für den Abstieg“, ist sich Gregor sicher. Deshalb ärgere den Coach auch die mangelhafte Trainingsbeteiligung seiner Spieler. Es sei unfassbar, wie viel sie in der Vorbereitung um die Ohren hätten. Die Jungs müssten endlich den „Finger aus dem Po“ bekommen. „Aktuell fehlt mir die Disziplin und die Regelmäßigkeit. Von 30 Spielern gab es Einheiten mit nur acht Spielern. Das geht mir gehörig auf den Sack. Das kann ich nicht immer weglächeln“, ist Gregor bedient. Deshalb gehe es für den SV Engern in dieser Saison nur ums nackte Überleben. „Es kann nur um den Klassenerhalt gehen“, glaubt Gregor.

Der letztjährige Tabellenneunte ist eine Mannschaft, die immer Vollgas geben muss. Das sieht auch der Trainer so. „Mit Halbgas werden wir keine Blumentöpfe gewinnen“, weiß Gregor. Im Vorjahr überzeugten die Gänsedörfler meist mit einer disziplinierten Spielweise. Das Problem sei die Chancenverwertung. „Wenn wir die ersten zwei, drei Chancen verballern, werden wir kopflos, verkrampfen und rennen ins Verderben. Da müssen wir abgebrühter agieren“, fordert Gregor mehr Gelassenheit.

Eigengewächs Lennart Dieterich ist die neue Nummer 1 im Tor des SVE.

Der SV Engern will auch in der neuen Spielzeit ein unangenehmer Geselle sein. Mit Disziplin, eine guten Portion Aggressivität und fußballerischen Lösungen soll die Klasse gehalten werden. „Wir wollen und spielerisch von hinten nach vorne kombinieren, das schnelle Umschaltspiel nach Ballgewinnen verfeinern, auf Vertikalpässe setzen und nicht nur den Ball lang nach vorne schlagen“, verrät Gregor die taktischen Ansätze. Damit erneut eine sorgenfreie Saison herausspringt hofft Gregor, dass seine Spieler nun auch im Training Gas geben und wieder zahlreich erscheinen.

Der SVE-Coach nimmt seine drei Neuzugänge genau unter die Lupe und gibt zu jedem Neuen ein kleines Statement ab.

Fynn Flentge: Das „Laufwunder“ ist ein guter Fußballer und eine Alternative auf dem Flügel. Allerdings jobbt er zurzeit im Einzelhandel und verdient sich so Geld für sein anstehendes Studium. Deshalb ist der Youngster nur selten beim Training.

Philip Jonek: Nach einem privaten Unfall muss der flexibel einsetzbare Spieler noch eine Trainingspause einlegen. Er ist ein guter Typ und wird eine gute Ergänzung sein.

Maximilian Beißner: Der Mittelfeldspieler beginnt im September ein Auslandssemester und bereitet sich darauf wohl vor. Ich habe ihn beim Training noch nicht gesehen.

Der Kader

Trainer: Marco Gregor, Dirk Zipfel (Torwarttrainer)

Betreuer: Christian Humke

Torhüter: Lennart Dieterich, Niclas Kurth

Abwehr: Dennis Rinne, Jan-Luca Baake, Leo Helmert, Marvin Harting, Michel Perrey, Nico Luther, Tim Vogt, Yannick Scheermann

Mittelfeld: Bogdan-Sasa Herakovic, Christopher-William Hope, Fynn Flentge, Hannes Riesner, Janus Rhein, Mario Cimino, Mathias Krebs, Maximilian Beißner, Oliver Watermann, Pascal Glissmann, Paul Albrecht, Philip Jonek, Till Umbach

Angriff: Denis Stapel, Michael Mantik, Oliver Meinardus, Patrick Ruhe, Thorben Scheermann, Timo Zenker

Zugänge: Fynn Flentge, Philip Jonek, Maximilian Beißner (alle eigene Jugend)

Abgänge: Daniel Preißinger (Altersteilzeit)

Prognose: Der SV Engern ist in der Kreisliga eine Wundertüte. Das Gerüst für eine gute Saison im gesicherten Mittelfeld mit Blickrichtung nach oben ist vorhanden. Allerdings sorgen die mangelhafte Trainingsmoral und die lange Ausfallliste für Risse im Fundament. Da beim SVE aber eine super Kameradschaft herrscht, wird Engern die Klasse halten und einen Platz zwischen 8 und 12 belegen.

SVE-Trainer Marco Gregor geht die mangelhafte Trainingsbeteiligung seiner Spieler in der Vorbereitung auf den Sack.