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Es soll gerechter werden: Leistungsklassen-Reform im Tennis

Es soll gerechter werden: Leistungsklassen-Reform im Tennis

Foto: Für Arndt Wömpner und Co. gibt es ab 1. Oktober eine Leistungsklassen-Reform im Tennis.

Tennis. Der Countdown läuft, es ist nur noch eine Woche bis zur großen Leistungsklassen-Reform im Tennis. Ab Anfang Oktober wird die Berechnung der Leistungsklasse (LK) dynamischer, gerechter und zeitgemäßer, aber auch viel komplizierter. So werden Doppelsiege und auch das Alter mit eingerechnet. Die LK-Skala wird zudem um zwei Stufen von LK 23 auf LK 25 erweitert, es gibt eine Unterteilung mit einer Nachkommastelle und die LK ändert sich im wöchentlichen Rhythmus.

Vor drei Jahren führte der Deutsche Tennis Bund (DTB) eine Umfrage zum LK-System durch. Schwachstellen sollten auf Grundlage von Erfahrungen ausgemerzt, Ungerechtigkeiten minimiert werden. Das Herzstück der Reform ist eine neue Berechnungsmethode, hinter der eine Menge mathematischer Formeln stecken. Durch die neuen mathematischen Parameter wird die Berechnung für den Tennisspieler viel komplexer und damit schwieriger zu verstehen. Drei Werte spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die Punktezahl P ist von der LK-Differenz der beiden Spieler abhängig. Der Hürdenwert H definiert sich durch die eigene LK. Und der Altersfaktor G wird vom Alter des Gegners vorgegeben. So lautet die geheimnisvolle Formel: V = G x (P/H). Ein Mathe-Leistungskurs für die Berechnung der neuen LK ist nicht nötig, das wird eine App mit LK-Rechner erledigen.

Das Alter ist künftig für die Berechnung ausschlaggebend. Es zählt das Alter des Gegners gegen den man gewinnt. Im Jugend- und Seniorenbereich ist der Faktor kleiner als eins. Im Damen- und Herrenbereich liegt er dagegen genau bei eins. Am wertvollsten sind Siege gegen Spielerinnen und Spieler zwischen 16 (Damen)/18 (Herren) und 30 Jahren. Schlägt man dagegen jüngere oder ältere Gegner wird der Sieg etwas niedriger bewertet. So fällt bei den Senioren die Punktzahl geradlinig ab, bis zum Eckwert von 30 Prozent bei Altersklasse 90. Dadurch bekommt die Rangliste auch altersübergreifend Aussagekraft.

Endlich wird auch das Doppelspielen angemessen gewürdigt. Die Doppel- und Mixedspiele werden dadurch attraktiver und aufgewertet, denn von nun an hat jeder Sieg direkten Einfluss auf die eigene LK. Zur Berechnung werden die Mittelwerte beider Doppel genommen (LK/Alter, etc.). Die beiden siegreichen Spieler erhalten 50 Prozent der LK-Verbesserung gutgeschrieben. Damit wird sich das Abschenken von Doppeln in Mannschaftsspielen reduzieren und seitens des DTB und der Landesverbände erhofft man sich durch die Aufwertung vermehrt LK-Doppelturniere. Zudem ist es für Spieler, die ausschließlich Punktspiele absolvieren, einfacher, die LK zu verbessern.

Der bisherige Abstieg von maximal zwei LK-Stufen pro Jahr wird auf 1,2 reduziert. Die Verrechnung erfolgt ebenfalls kontinuierlich: Jeder Spieler bekommt pro Monat einen „Motivationsaufschlag“ von 0,1 auf seine LK angerechnet.

Die Berechnung der neuen LK wird sehr kompliziert...
Die Berechnung der neuen LK wird sehr kompliziert…

Ab dem 1. Oktober werden jeden Mittwoch die neuen Leistungsklassen veröffentlicht. Die am Wochenende erzielten Ergebnisse fließen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in die Wertung ein. Damit ist die neue LK bereits für die darauffolgende Woche maßgebend. Keinen Einfluss hat die neue LK aber auf die Mannschaftsaufstellung. Da gilt weiterhin die zum Meldezeitpunkt angegebene LK eines Spielers.

Der Eckwert von 50 Punkten für einen Sieg gegen einen Gegner in der eigenen LK-Stufe bleibt. Die Punkteverteilung erfolgt nach einem logischen, in sich schlüssigen System. Besiegt man einen Gegner, der zwei oder mehr Leistungsklassen besser ist, erhält man 150 Punkte. Bei einer Leistungsklasse besser gibt es 100 Punkte, eine Leistungsklasse schlechter 30 Punkte, zwei Leistungsklassen schlechter 15, drei Leistungsklassen schlechter 10 und bei vier und mehr Leistungsklassen schlechter noch 5 Punkte.

Der Hürdenwert steht in Relation zu den Punktwerten und erhöht sich mit jeder besseren LK. Der Hürdenwert beginnt mit dem Wert 50 bei LK 25, beträgt bei LK 13 den Wert 200 und steigert sich auf 1000 bei LK 1. Die Hürdenwerte gelten für die LK, in der man sich befindet. Da sich der Hürdenwert von LK zu LK steigert, wird die Verbesserung bei gleicher Punktzahl deutlich schwerer, je besser die eigene LK ist.

Dementsprechend bedeuten zum Beispiel 50 Punkte bei einer Hürde von 100 Punkten eine Verbesserung von 0,5 LK-Stufen. Zusätzlich beeinflusst die Altersklasse der Turnierkonkurrenz oder der Liga die Wertigkeit des Sieges. Ein Altersklassenfaktor von 0,8 bedeutet, dass die obige Verbesserung von 0,5 LK-Stufen nur zu 80 Prozent, also auf 0,4 reduziert wird.

Das alles hört sich kompliziert an und ist es auch. Nur gut, dass für die Tennisspielerinnen und -spieler eine App mit LK-Rechner bei der Berechnung der neuen Leistungsklasse behilflich sein wird.

…denn viele Faktoren spielen eine Rolle.
…denn viele Faktoren spielen eine Rolle.