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Familie Kaufmann: Der Fußball ist ihr Leben

Familie Kaufmann: Der Fußball ist ihr Leben

Foto: Der Fußball spielt bei der Familie Kaufmann mit Tim (von links), Ralf, Jan, Bärbel und Felix eine große Rolle im Leben.

Fußball. Das ist sicherlich eine nicht alltägliche Konstellation. Während die Kaufmann-Brüder Tim, Felix und Jan für den TSV Eintracht Exten auflaufen, steht Vater Ralf als „Macher“ an der Seitenlinie und Mutter Bärbel sitzt am Spielfeldrand und drückt ihren Sprösslingen die Daumen. Für die Familie Kaufmann spielt der Fußball eine große Rolle. „Das ist unser Leben“, meint Ralf Kaufmann.

Der Vater war in seinen jungen Jahren ein begeisterter Fußballer. Der 60-Jährige hatte eine feine Technik, ein gutes Auge für seine Mitspieler und großes Spielverständnis. Das Familienoberhaupt hat seine Begeisterung und sein Talent seinen Söhnen in die Wiege gelegt. „Felix und ich haben den ganzen Tag gebolzt. Jan war noch zu klein, wollte aber immer mitspielen“, erinnert sich Tim an die Anfänge. Beim SC Rinteln lernte das Trio das Fußballspielen und Vater Ralf und Mutter Bärbel engagierten sich von der ersten Sekunde an. Ralf war viele Jahre Trainer und Jugendleiter beim SCR, Mutter Bärbel war für den Fahrdienst zuständig und stand viele Stunden bei den großen Jugendturnieren des SCR an den Verkaufsständen. „Seit 25 Jahren engagieren wir uns nun schon. Aber es macht viel Spaß und wir haben viele Freunde gefunden“, berichtet Bärbel Kaufmann. Und Ralf ergänzt: „Als Jugendleiter des SCR haben wir uns um 270 Kinder gekümmert.“

Kein Vorbeikommen: Tim Kaufmann (links) stoppt als Abwehrchef der Eintracht Krystian Wachta vom TSV Steinbergen.
Kein Vorbeikommen: Tim Kaufmann (links) stoppt als Abwehrchef der Eintracht Krystian Wachta vom TSV Steinbergen.

Besonders viel Zeit investierte die Familie in den Jüngsten. Jan ist sehr talentiert. Der 19-Jährige schnupperte in die Welt des Bundesligafußballs hinein. Im D-Jugend-Alter heuerte der zentrale Mittelfeldspieler beim TSV Pattensen an. Die weiteren Stationen waren SV Werder Bremen, FC Schalke 04 und Hannover 96. So wurde Jan von seinen Eltern viermal die Woche nach Bremen zum Training oder den Spielen gefahren. Gleich nach der Schule ging es los. „Da wurde im Auto gegessen und die Hausaufgaben gemacht“, erinnert sich Bärbel. Auf Schalke wohnte Jan im Internat des Bundesligisten. Der Youngster genoss eine super fußballerische Ausbildung, aber auch der Leistungsdruck war gewaltig. „Wenn du nicht funktionierst bist du draußen“, erklärt Jan. „Da sind um die 300.000 Kilometer gewiss zusammengekommen“, glaubt Vater Ralf.

Nach vielen Jahren beim SC Rinteln ist nun der TSV Eintracht Exten die neue Heimat der „Kaufmänner“. „Es ist schön, mit meinen Brüdern auf dem Platz zu stehen“, berichtet Felix. Und das Kaufmann-Trio bildet auf dem grünen Rasen eine Achse. Der 26-jährige Tim fungiert als Abwehrchef beim Kreisligisten. „Er hat ein gutes Defensivverhalten, ein gutes Passspiel und eine gute Technik“, lobt Felix seinen großen Bruder. „Allerdings strahlt Tim null Torgefahr aus und der linke Fuß ist nur zum Stehen“, weiß Jan. Felix Kaufmann ist für das Toreschießen zuständig. Der 24-Jährige ist ein echter Standardspezialist und vor dem Tor – dank einer super Schusstechnik – eiskalt. „Felix setzt sich auch oft in Eins-gegen-Eins-Situationen durch“, lobt Jan. „Nur mit der Defensivarbeit, der schnellen Rückwärtsbewegung und dem Kopfballspiel hapert es“, verrät Tim. Mit seinen 19 Jahren ist Jan der Jüngste des Kaufmann-Trios. Der zentrale Mittelfeldspieler hat eine brillante Technik, eine perfekte Ballbeherrschung, ein großes Spielverständnis und ist ein gewiefter Taktiker. „Sein rechter Fuß könnte besser sein“, meint Felix. Dass der große Traum vom Fußballprofi nicht geklappt hat, ist für Jan nicht weiter tragisch. „Es ist einfach nur schön mit meinen Brüdern zusammenzuspielen und ohne Druck auf dem Platz zu stehen. Vielleicht bekomme ich ja noch mal die Lust, es höherklassig zu versuchen“, erklärt Jan.

Die Kaufmann-Brüder sind echte „Mentalitätsmonster“ und gehen in jedem Training und in jedem Spiel stets vorneweg. „Man merkt schon, dass ein anderer Zug im Training und im Spiel ist, wenn wir dabei sind“, weiß Tim. Die Kommunikation zwischen den Brüdern ist perfekt. „Wir halten zusammen“, freut sich Felix über das gute Miteinander.

Nach drei Siegen zum Saisonauftakt und der damit verbundenen Tabellenführung erlebte der TSV Eintracht Exten in der Kreisliga Staffel A einen Einbruch. Es folgten vier Pleiten in Folge und die Extener rutschten auf den 6. Tabellenplatz ab. Nun muss um den Einzug in die Aufstiegsrunde gezittert werden. „In der Mannschaft steckt viel Qualität. Der Aufstieg in die Bezirksliga ist das Ziel in den nächsten Jahren“, verfolgt Felix ehrgeizige Ziele. Die Gründe für die Formkrise hat Jan erkannt: „Das ist alles Einstellungssache. In der Kreisliga musst du kämpfen, mit einer guten Taktik gewinnst du keine Spiele. Da ist eine gute Mentalität gefragt.“ Das sieht der älteste Kaufmann-Sohn genauso. „Vom Quatschen ist man noch kein Kreismeister geworden. Wir müssen unsere zweifelsfrei vorhandene Qualität auch konstant auf den Platz bringen“, fordert Tim für die Rückrunde.

Felix Kaufmann (links) ist für das Toreschießen beim TSV Eintracht Exten zuständig.
Felix Kaufmann (links) ist für das Toreschießen beim TSV Eintracht Exten zuständig.

Vater Ralf freut sich, dass seine drei Söhne zusammen bei einem Verein spielen. Der größte Wunsch des 60-Jährigen ist es, noch einmal gemeinsam mit seinen drei Jungs für die Eintracht auf dem Platz zu stehen. „Vielleicht bekomme ich von Spielertrainer Steffen Führing mal zwei oder drei Minuten geschenkt. Aber dann darf es für uns um nichts mehr gehen“, hofft Ralf. Der „Macher“ der Eintracht will den Verein in den nächsten Jahren professioneller aufstellen. „Wir werden das Team um das Team mit Fußball-Sachverstand verstärken. Und ich möchte die Rahmenbedingungen in Sachen Sport- und Vereinsheim verbessern. Dann kann ich mich ins zweite Glied verabschieden“, erklärt Ralf. Und wenn es nach ihm geht, dauert das nicht mehr ganz so lange.

Die Familie Kaufmann hat auch ihre Traum-Elf aufgestellt. Im Tor steht natürlich Christian Krohn. Die Viererkette bilden Andreas Schulz, Dennis Winkler, Tim Kaufmann und Michael Krohn. Im Mittelfeld spielen Jan Kaufmann, Andreas Kramer, Fatih Akkus und Ralf Kaufmann. Für die Tore sorgen Felix Kaufmann und Matthias Appel. Auf der Reservebank sitzen zunächst Max Sasse, Tino Bedey, Oguzhan Gök und André Kuhlmann. Auf einen Trainer konnten sich die Kaufmann-Brüder nicht einigen. Tim sieht in Duran Gök eine richtige Trainer-Koryphäe. „Fachlich ist Duran der Beste“, lobt Tim seinen Ex-Coach zu Zeiten des SC Rinteln. Felix schwärmt von Thomas Bedey. „Er war mein erster Trainer und hat mich geprägt“, weiß Felix. Und Jan ist voll des Lobes von Frank Fahrenhorst. „Fahne“ war Fußballprofi unter anderem beim VfL Bochum, SV Werder Bremen und FC Schalke 04. „Zu meiner Schalke-Zeit hat er mich trainiert und mir sehr viel beigebracht“, so Jan. Als Betreuer kommt nur Ralf Kücker in Frage. „Er ist ein Pfundskerl“, sind sich Tim, Felix und Jan einig.

Und so freuen sich die Kaufmänner auf noch viele erfolgreiche Jahre beim TSV Eintracht Exten. Vater Ralf als Projektleiter, Mutter Bärbel als Fan und Tim, Felix und Jan als Spieler.

Im zentralen Mittelfeld des Kreisligisten wirbelt Jan Kaufmann.
Im zentralen Mittelfeld des Kreisligisten wirbelt Jan Kaufmann.