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Gehen bei der HSG Exten-Rinteln die Lichter aus?

Gehen bei der HSG Exten-Rinteln die Lichter aus?

Die HSG Exten-Rinteln mit Alexander Ermakov (rechts) tritt nicht zum ersten Landesliga-Punktspiel in Anderten an.


Handball. Vor vier Monaten ist die Welt bei der HSG Exten-Rinteln noch in Ordnung gewesen. Mit den Handball-Herren und der A-Jugend hatten sich zwei Mannschaften für die Landesliga qualifiziert. Doch nun steht die HSG vor dem Saisonauftakt vor einem Scherbenhaufen. Das A-Junioren-Team wurde in dieser Woche vom Spielbetrieb abgemeldet und auch die Herrenmannschaft tritt zum morgigen Serienstart bei der Drittvertretung des TSV Anderten nicht an. Gehen bei der HSG Exten-Rinteln die Lichter aus?

Das Trainerteam der A-Junioren der HSG um Alexander Ermakov und Michael Edling begrüßte zum Start in die Vorbereitung 12 Spieler. Doch in den vergangenen Wochen schrumpfte die Mannschaft auf nur noch sechs Spieler. Die Corona-Pandemie, Verletzungen, schulische Verpflichtungen, Unlust bei den Spielern, aber auch der plötzliche Tod von Trainer Frank Petri vor eineinhalb Jahren führten zu dem Spielerverlust. „Die Jungs haben coronabedingt seit über einem Jahr kein geregelten Trainings- und Spielbetrieb mehr. Das hat uns böse getroffen“, berichtet Edling. Und da die HSG über keine B-Junioren verfügt, wurde die A-Junioren-Mannschaft vorsorglich für die Regionsoberliga gemeldet. Doch der Saisonstart am morgigen Samstag gegen den Garbsener SC fällt aus. Die Verantwortlichen zogen einen Schlussstrich und meldeten das Team kurzfristig ab. So sollte der talentierte Nachwuchs nur noch in der ersten Herrenmannschaft zum Einsatz kommen. Das war der Plan von Vereinschef Hanns Bäkmann und seinem Vorstandsteam. Doch daraus wird nichts.



Nach dem eingeleiteten Umbruch vor einem Jahr wollte die HSG Exten-Rinteln auf seine talentierten Eigengewächse setzen. Markus Hochhaus löste Saulius Tonkunas als Trainer ab. Der ehemalige Handball-Profi sollte für frischen Wind und neue Ideen sorgen. Seit dem 1. Juni 2020 ist Hochhaus im Amt, doch ein Pflichtspiel gab es aufgrund der Corona-Situation für die HSG unter dem neuen Coach noch nicht. Die Vorbereitung auf die neue Serie verlief bei den HSG-Herren eher schleppend. Die Trainingsmoral bei den jungen Spielern ließ zu wünschen übrig. Testspiele und Trainingseinheiten musste der Coach mangels Masse absagen. Das Warnzeichen seitens der jungen Spieler wurde von den HSG-Verantwortlichen nicht erkannt. Vielleicht hätte ein klärendes Gespräch vor einigen Wochen für Klarheit gesorgt?

Die schlimme Verletzung von Torben Tirschler gab wohl nun den letzten Ausschlag und sorgte für ein Umdenken bei den Nachwuchsspielern. Der junge Führungsspieler riss sich in einem Testspiel das Kreuzband, aber auch das Innenband und der Meniskus sind kaputt. Zwei Jahre Pause lautet die Prognose. Ob Tirschler dann noch mal mit dem Handball wieder anfängt, ist mehr als fraglich. Zudem sind mit Sebastian Kryger und Yannick Petri weitere Spieler verletzt. Die junge Garde der HSG hat kein Zutrauen und vor allem zu viel Respekt vor dem Abenteuer „Herren-Landesliga“. So kündigten zwei Spieler im Laufe der Woche an, nicht in der Landesliga spielen zu wollen. In einer daraufhin stattfindenden Abstimmung sprach sich eine knappe Mehrheit für einen Spielverzicht aus.

„Ich bin der Kapitän, ich verlasse als Letzter das Schiff“

Trainer Markus Hochhaus

Bei der HSG sind alle tief betroffen von dieser Entwicklung. Hanns Bäkmann und sein Vorstandsteam werden in den nächsten Tagen viele Gespräche mit der Mannschaft führen und Perspektiven ausloten und aufzeigen. So wird die erste Mannschaft zum Landesliga-Auftakt beim TSV Anderten III nicht antreten. Eine Abmeldung der Mannschaft ist sehr wahrscheinlich. Dann wäre die HSG Exten-Rinteln der erste Regelabsteiger und könnte in der Saison 2022/23 ein neu formiertes Team in der Regionsoberliga an den Start schicken. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Spieler eine Saison in der Zweiten in der Regionsklasse durchziehen. Es ist wahrscheinlicher, dass die Spieler ihre Pässe holen und den Verein verlassen werden. Das wäre der Super-Gau und würde den Handballsport in Rinteln und Umgebung auf Jahre zurückwerfen.

Trainer Markus Hochhaus zeigt Verständnis für die jungen Spieler. Man dürfe sie nicht verheizen. Hochhaus wird alle Entscheidungen des Vereins akzeptieren. „Ich bin der Kapitän, ich verlasse als Letzter das Schiff“, kündigt der ehemalige Handball-Profi an. Er werde auch eine Saison in der Landesliga mit vielen hohen Niederlagen durchziehen, wenn es von der HSG gewünscht wird.

Es droht die Abmeldung der Mannschaft: HSG-Vereinschef Hanns Bäkmann wird in den nächsten Tagen viele Gespräche mit den Spielern führen und Perspektiven ausloten und aufzeigen müssen.