Horst Kunze im Dauerstress: Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele folgt viel Organisationsarbeit
Foto: Jetzt ist das Organisationstalent von Horst Kunze gefragt: Als TK-Präsident muss der Rintelner einen neuen Terminplan für die Trampolin-Wettbewerbe im Jahr 2021 erstellen.
Trampolinturnen. Das „International Olympic Commitee“ (IOC) mit Thomas Bach an der Spitze hat nach langem Zögern die Olympischen Spiele in Tokio auf das Jahr 2021 verschoben. Der Rintelner Horst Kunze, Präsident des Technischen Komitees (TK) des Internationalen Turnverbandes (FIG) und Oberkampfrichter der olympischen Wettkämpfe im Trampolinturnen in den Disziplinen Einzel, Mannschaft, Synchron, Dopple-Mini-Trampolin und Tumbling, steht hinter dieser Entscheidung, obwohl er persönlich betroffen sein könnte.
Es sei eine schwierige Entscheidung des IOC, der japanischen Organisatoren und der japanischen Regierung gewesen, aber wohl die einzige mögliche, so Kunze. „Ob ich noch verantwortlich für die Wettkämpfe im Trampolinturnen in Tokio 2021 sein werde, ist noch nicht entschieden, da ich ja nach den Spielen in diesem Jahr nicht mehr zu den Wahlen beim Kongress der FIG antreten wollte. Aber ob es diesen Kongress mit Wahlen in diesem Jahr geben wird, ist fraglich“, sagt Kunze, der als TK-Präsident bis zum Herbst 2020 gewählt ist.
Die Verlegung der Spiele in das Jahr 2021 hat im organisatorischen Bereich weitreichende Auswirkungen. „Die Wettkämpfe zu verschieben, ist nicht das Generalproblem. Aber was damit verbunden ist, bereitet Kopfzerbrechen“, so Kunze. „Alle internationalen Verbände, die Printmedien und TV-Produktionen inclusive tausender Mitarbeiter haben schon Hotels gebucht. Über zwei Drittel der Flüge sind gebucht. Die verschiedenen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) haben ihre nationalen olympischen Häuser bereits ausgesucht und auch gebucht. Die Wohnungen im olympischen Dorf sind zum überwiegenden Teil bereits für 2021 verkauft. 50 Prozent der Tickets sind schon vergeben. Auf die Organisatoren kommen also Mega-Aufgaben zu.“
Horst Kunze wollte nach seiner offiziellen Aufgabe als TK-Präsident die Spiele mit seiner Frau noch einige Tage genießen. „Auch ich habe die Flüge für meine Frau und mich bereits gebucht. Ob man sie auf nächstes Jahr umbuchen kann, steht in den Sternen. Ich werde noch zwei weitere Flüge zu internationalen Events in den nächsten Monaten absagen oder versuchen, umzubuchen. Im Moment aber aussichtslos, die Hotlines der Fluggesellschaften und auch die Internetportale sind überlaufen.“
Das im Oktober letzten Jahres fertiggestellte Ariake Gymnastics Centre wird auch im Jahr 2021 die Austragungsstätte aller Turn- und Trampolinwettkämpfe sein. Alle bisher qualifizierten Trampolinturnerinnen und -turner werden ihren Status behalten. „Über einen Welt-Cup-Wettkampf und die kontinentalen Meisterschaften, die in den Herbst verschoben wurden, können sich weitere Sportler für Tokio 2021 qualifizieren“, verrät Kunze. „Wir sind dabei, zusammen mit den Organisatoren die richtigen Termine zu finden.“
Aber nicht nur in den Turndisziplinen sind die Qualifikationen noch nicht abgeschlossen. „Weltweit sind erst 55 Prozent der Athleten für Tokio qualifiziert. Besonders in den Ballsportarten müssen noch Qualifikationsturniere durchgeführt werden. Die Qualifikationsturniere im Handball und Volleyball wurden aber für dieses Frühjahr schon abgesagt.“
Nach der Verlegung der Olympischen Spiele muss Horst Kunze als TK-Präsident Organisationstalent beweisen. „Wir haben im nächsten Jahr ein volles Programm. Eine Trampolinhöhepunkt jagt den anderen. Da müssen wir Flexibilität zeigen, Termine reihenweise verschieben, um den Weg für die olympischen Wettkämpfe freizumachen. Daran basteln wir noch in der FIG und mit den potenziellen Organisatoren. Wir wollen unsere Athleten ja auch nicht überfordern.“
Auf die Frage, ob die Entscheidung, die Olympischen spiele zu verschieben, früher hätte kommen müssen, antwortet Kunze: „Die Hoffnung, dass man die Pandemie in den nächsten Wochen weltweit in den Griff bekommen würde, hat die Entscheidung wohl verzögert. Erst nach deren Abklingen wird man bewerten können, welche Entscheidungen in den Staaten und Organisationen weltweit vernünftig und richtig waren und welche eher falsch.“