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Der Platzwart: Heute mit Bernd Reichelt vom TSV Steinbergen

Der Platzwart: Heute mit Bernd Reichelt vom TSV Steinbergen

Foto: Bernd Reichelt trat beim TSV Steinbergen als Platzwart in die Fußstapfen von Vater Kurt.

Fußball. Dieser Mann ist ein Glücksfall für den TSV Steinbergen. Bernd Reichelt ist ein Ehrenamtler durch und durch und hält seinen Herzensverein in seiner Multifunktionsrolle als Sparten- und Jugendleiter, Teammanager, Platzwart sowie Schiedsrichter am Leben. „Bernd ist das Herz und die Seele des Vereins. Ohne ihn würde es die Fußballabteilung wahrscheinlich nicht geben. Er ist sehr kontaktfreudig und hält den Laden am Laufen“, würdigt TSV-Vorsitzender Thomas Mehrens seine „Allzweckwaffe“.

Die Rolle als Platzwart hat der 58-Jährige von seinem Vater Kurt geerbt. „Mein Vater hat das 20 Jahre lang gemacht. Ich habe ihn stets unterstützt, deshalb war es auch klar, dass ich in seine Fußstapfen als Platzwart trete“, erklärt Reichelt. Eigentlich ist der „Mister TSV Steinbergen“ für seine Tätigkeit als Platzwart gänzlich ungeeignet. „Ich bin hochgradig allergisch und habe zwei linke Hände“, verrät Reichelt. Der Sportplatz des TSV Steinbergen wurde das zweite Zuhause des 58-Jährigen. „Ich bin jeden Tag da, denn wir wohnen nur 500 Meter vom Sportplatz entfernt“, sagt Reichelt. Der gelernte Bankkaufmann arbeitete viele Jahre in der IT-Branche. Heute ist er in Teilzeit beschäftigt. „Deshalb habe ich auch die Zeit, um mich intensiv um die Platzpflege zu kümmern“, berichtet Reichelt. Zurzeit muss er alle drei Tage den Rasen mähen. „Dafür brauche ich ungefähr eineinhalb Stunden“, rechnet Reichelt vor.

Mit der A-Jugend des TSV Steinbergen spielte Reichelt (vorne rechts) im Jahr 1980 in der Bezirksklasse.
Mit der A-Jugend des TSV Steinbergen spielte Reichelt (vorne rechts) im Jahr 1980 in der Bezirksklasse.

Zur Platzpflege gehören aber auch noch andere Aufgaben. So kontrolliert Reichelt die Zäune, damit nicht wieder die Wildschweine ihr Unwesen auf dem Platz treiben können und heftige Schäden wie im Jahr 2016 verursachen. „Damals pflügten die Wildschweine unseren Trainingsplatz und Teile des A-Platzes um. Nur mit professioneller Hilfe der Stadt Rinteln konnten wir die Spiel- und Trainingsfläche wieder herrichten. Für drei Wochen waren die Plätze gesperrt“, erinnert sich das Steinberger Urgestein an das Ereignis vor fünf Jahren zurück. In den Wintermonaten beobachtet er zudem die Aktivitäten der Maulwürfe ganz genau. „Dann zerstöre ich die Gänge, damit sie die Lust verlieren und nicht auf den Platz kommen“, verrät Reichelt. Und im Herbst ist Laubfegen angesagt. Als treue Helfer stehen ihm sein Bruder Thomas und Manuel Möller bei aufwendigen Platzarbeiten oder als Urlaubsvertretung stets zur Seite.

Reichelt war aber auch ein sehr guter Fußballer. Bereits als Siebenjähriger spielte er in der D-Jugend des TSV Steinbergen. „Meine Gegner waren im Schnitt drei, vier Jahre älter und wir haben anfangs nur verloren. Aber ich holte mir so die nötige Robustheit und wir wurden immer besser“, berichtet Reichelt von seinen fußballerischen Anfängen. Er entwickelte sich zu einem richtig guten Kicker. Sein Betätigungsfeld war das Mittelfeld. „Ich spielte entweder rechts oder in der Zentrale“, sagt Reichelt. Der Ball war sein Freund, er bestach mit einem guten Auge und seiner Torgefährlichkeit. „Allerdings war ich nicht der Schnellste und auch kein Kopfballungeheuer“, verrät er. Mit 21 Jahren wechselte Reichelt zum SC Rinteln in die Bezirksliga. In seiner ersten Saison unter Trainer Hans-Heinrich Hansen kam er auf 29 Liga-Einsätze und erzielte neun Tore. „Nur Thomas Bedey und Hans-Georg Dlugosch trafen häufiger. Das waren zwei tolle Jahre beim SCR“, erinnert sich Reichelt gerne an seine Zeit auf dem Steinanger zurück.

Dann stoppte eine schwere Knieverletzung die Fußballkarriere von Bernd Reichelt. Im Bezirksliga-Punktspiel gegen die SG Hoya zog sich der Mittelfeldspieler einen Knorpelschaden zu. „Ich machte ein langes Bein, wollte das Tor um jeden Preis erzielen. Der gegnerische Abwehrspieler fiel auf mein Standbein und dann waren der Knorpel und die Kniescheibe kaputt, die Bänder allerdings waren Heil geblieben“, berichtet Reichelt von diesem Unglück. Sein Knie habe sich davon nie wieder erholt. „Ich habe ein Reizknie, bei Belastung wird es immer wieder dick“, verrät Reichelt. Nach einer dreijährigen Pause heuerte Reichelt wieder beim TSV Steinbergen an. Die Liebe und Leidenschaft zum Fußball sei einfach zu groß gewesen. „Ich humpelte aber nur noch über den Platz“, erzählt er. Im Jahr 1988 übernahm er die erste Herrenmannschaft in der Kreisliga als Trainer. Bis zur Winterpause holte Reichelt nur drei Punkte. „Ich habe viel falsch gemacht und stand kurz vor der Entlassung“, erklärt er. Seine Affinität zum Verein verhinderte seinen Rausschmiss. In der Rückrunde holte der TSV noch 18 Punkte und sicherte als Drittletzter die Liga. Hansen löste Reichelt im Sommer als Trainer ab und der TSV stieg sang- und klanglos in die 1. Kreisklasse ab. Von 1991 bis 1994 war Reichelt erneut als Trainer in Steinbergen tätig. Danach folgte eine achtjährige Fußballpause.

Als Spieler des SC Rinteln glänzte Reichelt (links) in der Bezirksliga.
Als Spieler des SC Rinteln glänzte Reichelt (links) in der Bezirksliga.

Im Jahr 2002 startete Reichelt die Wiederbelebung der Fußballsparte und bastelte an einer neuen Erfolgsgeschichte. Sein Bruder Ralf heuerte nach vielen erfolgreichen Jahren beim VfL Bückeburg in der Landesliga und bei den Amateuren von Hannover 96 beim TSV Steinbergen als Spieler wieder an. Mit Marco Fröh, Helmut Maier und Michael Naumann stießen weitere Fußballgrößen zum TSV. Uwe Ebeling hieß der Trainer. Der TSV stieg in die Kreisliga auf und holte sich die Rintelner Stadtmeisterschaft. Im Jahr 2005 übernahm Reichelt den Posten des Abteilungsleiters Fußball von Andreas Buchmeier, er arbeitete auch im TSV-Vorstand als 2. Vorsitzender mit und wurde im Jahr 2008 Schiedsrichter. „Da ich nicht mehr spielen konnte, hatte ich einfach Bock auf diese Aufgaben“, erklärt Reichelt seine Motivation für die langjährige Vereinsarbeit. Außerdem war der TSV Steinbergen schon immer ein großer Bestandteil im Leben von Bernd Reichelt. Zusammen mit Vater Kurt sowie den Brüdern Thomas und Ralf bildeten die Reichelts beim TSV so eine Art Fußballdynastie.

Ehefrau Birgit hält ihrem Mann stets den Rücken frei. „Sie unterstützt mich und hat viel Verständnis für meine Fußball-Leidenschaft“, bedankt sich Reichelt bei ihr. Seit 51 Jahren ist Reichelt nun schon Mitglied beim TSV. Und es sollen noch viele Jahre für den Multifunktionär dazukommen. „Die Arbeit an der frischen Luft stärkt die Kondition, die Kommunikation mit den jungen Leuten hält mich im Kopf fit“, berichtet Reichelt. Das stimmt, die ehrenamtliche Arbeit hält Reichelt ganz offensichtlich jung, denn sein Alter ist ihm nicht anzusehen. „Wenn alles weiterhin so passt wie bisher, werde ich weiter mit viel Herzblut viele Stunden für den TSV Steinbergen zur Verfügung stehen“, verspricht Reichelt – der „Mister TSV Steinbergen“.

Heute ist der 58-Jährige als Teammanager des TSV bei jedem Spiel dabei und fiebert mit.
Heute ist der 58-Jährige als Teammanager des TSV bei jedem Spiel dabei und fiebert mit.