Kläranlage Rinteln schon zu zwei Dritteln energieneutral
Foto: Mithilfe des Blockheizkraftwerks und der großen Dach-PV-Anlage deckt der Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln gut 60 Prozent seines Strombedarfs in Eigenproduktion.
Der Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln ist auf einem guten Weg, energieneutral zu werden. Solarmodule und Blockheizkraftwerke liefern schon 60 Prozent des Strombedarfs der Kläranlage und 80 Prozent der Wärme, die für die Kläranlage gebraucht werden.
Laut der Europäischen Kommunalabwasserrichtlinie (kurz: EU-KARL) soll der Abwassersektor bis 2045 komplett energieneutral sein. Das bedeutet, dass sich der Energiebedarf der Kläranlagen langfristig vollständig aus erneuerbaren Energien speisen soll. Erreicht werden kann dies einerseits durch eine eigene regenerative Energieerzeugung auf dem Anlagengelände, andererseits durch den Zukauf von Ökostrom. „In puncto Energieneutralität ist die Rintelner Kläranlage bereits gut aufgestellt“, sagt Grit Seemann, Leiterin des Abwasserbetriebs der Stadt Rinteln. Bereits mehr als zwei Drittel der Energie, die die Kläranlage verbrauche, werde direkt auf dem Gelände erzeugt. „Die Reinigungsstufen sowie der Faulturm sind sehr energieintensiv. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich an unserem Energiekonzept“, führt Grit Seemann aus.
Einen Großteil des Stroms für den Betrieb der Kläranlage liefern zwei Blockheizkraftwerke (BKHW), die Anfang 2024 modernisiert wurden. Sie arbeiten nach dem hocheffizienten Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung und liefern im Durchschnitt jährlich nicht nur etwa 700.000 Kilowattstunden Strom – auch die Wärme für die Prozesse der Kläranlage wird durch das BHKW gespeist.
Dieser Prozess ist äußerst klimaschonend: Als Energieträger setzt der Abwasserbetrieb das ohnehin anfallende Klärgas ein. Es entsteht durch die Zersetzung des aus organischen und mineralischen Stoffen bestehenden Klärschlamms, einem Abfallprodukt der abgeschlossenen Abwasseraufbereitung. Ergänzend liefern 482 Solarmodule weitere rund 110.000 Kilowattstunden grünen Strom pro Jahr. Beides zusammengenommen, sichern BHKW und PV-Anlagen damit schon jetzt 60 Prozent des Strombedarfs der Kläranlage.
Bei der Deckung des Wärmebedarfs liegt die Eigenversorgung sogar noch höher. „Dank der BHKW können wir rund 80 Prozent der Wärme, die wir für die Kläranlage brauchen, mit unserem Klärgas selbst erzeugen“, sagt die Betriebsleiterin. Dafür, wie der Abwasserbetrieb diese Bilanz zukünftig noch weiter ausbauen kann, hat Grit Seemann schon einige Ideen. So wurde im Jahr 2023 eine Station für die zusätzliche Annahme von geeigneten Co-Substraten eingerichtet, um die Klärgasproduktion zu erhöhen. Ein nächster Schritt sei die bestehenden Reinigungsanlagen zu optimieren und so effizienter zu machen. Zudem böten einige Gebäude auf der Kläranlage noch ausreichend Platz, um die Solarstromproduktion künftig weiter auszubauen.