Lukas Weihmann meistert ersten Alleinflug beim LSV Rinteln
Foto: LSV-Fluglehrer Uli Gmelin (rechts) gibt Lukas Weihmann vor dem Alleinflug letzte Anweisungen.
Segelfliegen. Ein Lebenstraum ist am vergangenen Sonntag für den 16-jährigen Lukas Weihmann in Erfüllung gegangen, als er beim Luftsportverein (LSV) Rinteln seinen ersten Solo-Flug absolvierte. Von der Seilwinde wurde er auf gut 300 Meter Höhe geschleppt und absolvierte die so genannte Platzrunde (einen Übungsflug im Gleitbereich des Fluggeländes) und anschließende Landung mit Bravour. Nun darf der Jugendliche den Schulungs-Zweisitzer ASK21 künftig unter Aufsicht eines Fluglehrers alleine steuern. Der Fluglehrer kann dann vom Boden aus nur noch per Funk Hilfestellungen geben.
Weihmann, der seit 2022 die Segelflugschule des Vereins besucht, zeigte sich nach dem Alleinflug in der Schulungsmaschine ASK21 begeistert: „Ich hätte nie gedacht, dass heute der große Tag sein würde“, sagte er, sichtlich bewegt von der Erfahrung. Denn zunächst waren die Flugbedingungen alles andere als anfängerfreundlich: starker Wind, der direkt quer zur Start- und Landebahn stand, sorgte für heftige Turbulenzen und verlangte selbst den erfahreneren Piloten des Vereins einiges an Können ab. Am späten Nachmittag zog dann eine breite Schauerlinie vom Doktorsee aus über das Fluggelände, die die Segelflieger dazu zwang, die Flugzeuge rasch in den Hallen und Anhängern zu verstauen. Doch nachdem der Regen abgezogen war, drehte der Wind und blies nun als leichte Brise von Südwest auf die Asphaltpiste. Da auch kaum noch Turbulenzen vorhanden waren, herrschten nun fast optimale Bedingungen für die Ausbildung.
«Los, kommt – wir bauen noch einmal auf: ein paar Starts und Landungen sind für jeden noch drin, heute», entschied Uli Gmelin, der an diesem Tag als Fluglehrer verantwortlich war. Für Weihmann blieben die letzten drei Starts des Abends reserviert. Doch zunächst musste er sein Können noch einer Überprüfung durch einen zweiten Fluglehrer unter Beweis stellen. Auf dem Passagier-Sitz hinter ihm nahm dafür Christine Grote platz, die bereits über Titel als Segelflug-Weltmeisterin und Vize-Weltmeisterin verfügt. Als Fluglehrerin ist sie nicht nur aufgrund ihrer Erfahrung, sondern auch durch ihre einfühlsame Art bei den Jugendlichen des Vereins sehr beliebt. Die Regeln sehen allerdings vor, dass während der Überprüfung der sogenannten «Alleinflugreife» keine Hilfestellungen oder Hinweise durch Fluglehrer erlaubt sind – schließlich soll ja durch den Schüler demonstriert werden, dass er das Flugzeug gänzlich eigenständig während allen Flugphasen sicher beherrscht.
Grote gab nach dem Checkflug rasch grünes Licht und so wurde alles für die «Fliegertaufe», wie die Segelflieger das anschließende Ritual nennen, vorbereitet. Nach altem Fliegerbrauch wird ein Strauß aus Wildblumen und Sträuchern des Fluggeländes gepflückt, um das Gefühl für die Thermik in der Hand zu sensibilisieren. Währenddessen entfernte Fluglehrer Gmelin den hinteren Fallschirm vom Sitz der ASK21, band die Sitzgurte zusammen und verschloss die Haube. Mit ein paar letzten Hinweisen und einem beherzten «Mach’s einfach so, wie immer!» klinkte er das Seil am Rumpf des Segelflugzeugs ein und nahm anschließend seinen Platz am Boden-Funkgerät ein.
Doch Hilfestellungen per Funk waren gar nicht nötig: die folgenden drei Starts und Landungen der «A-Prüfung Segelflug» führte Weihmann geradezu mustergültig durch. «Wir legen hier in Rinteln Wert auf eine umfassende Ausbildung, bevor wir einen Schüler alleine loslassen», so Gmelin. Dazu gehöre neben einem intensiven Training aller Flugzustände, mehrere simulierte Startunterbrechungen und meistens auch eine Einweisung ins Überlandfliegen. «Das Streckenfliegen ist eigentlich erst später in der Ausbildung vorgesehen, aber dabei kommen so viele der Grundübungen zur Anwendung, dass es einen enormen Trainingseffekt auch in den frühen Ausbildungsstufen bringen kann», so Gmelin, der in der Segelflugszene deutschlandweit als einer der Top-Piloten und ehemaliger Bundestrainer bekannt ist. «Ich bin wirklich stolz darauf, von so tollen Fluglehrern geschult zu werden. Solche Bedingungen gibt es sonst auf keinem Segelfluggelände in Deutschland», resümiert Weihmann seine bisherige Ausbildung.
Mit dem ersten Alleinflug ist diese aber noch lange nicht beendet: als nächstes folgen Trainingsflüge mit immer anspruchsvolleren Aufgaben, dann die Umschulung auf ein einsitziges Flugzeugmuster und schließlich erste Überlandflüge bis zur praktischen Prüfung. Weihmann plant, die kommenden Ausbildungsabschnitte noch mit 17 Jahren abschließen zu können.
Mit der Ausbildung beginnen, kann man beim LSV Rinteln bereits mit 13 Jahren, wenn ein Fliegerarzt das «Okay» gibt. Eine Brille oder andere kleinere Einschränkungen sind dabei kein Hinderungsgrund. Der Erwerb des Segelflugscheins ist ab 16 Jahren möglich. Wer sich für die Ausbildung interessiert, schaut am besten an einem Wochenende ohne Regen um 10.30 Uhr auf dem Fluggelände vorbei. Die Bewirtschaftung der Fliegerclause «Cumulus» ist ebenfalls jedes Wochenende geöffnet.
Der LSV Rinteln bildet in den Luftsportarten Segelflug und Motorsegelflug aus. Die Schulung erfolgt ehrenamtlich durch derzeit 10 Segelflug- und 5 Motorsegelfluglehrer des Vereins. Sämtliche Lehrer des LSV Rinteln sind erfahrene Strecken- und Wettbewerbspiloten, teils mit umfangreicher internationaler Erfahrung. Segelfliegen kann man ab 13 Jahren lernen; mit 16 Jahren ist der Erwerb der Segelfluglizenz möglich. Flugbetrieb findet von April bis Oktober an jedem Wochenende statt.
Interessierte können sich vorab informieren bei Ausbildungsleiter Norbert Siebert (ausbildung@lsv-rinteln.de). Weitere Informationen: https://lsv-rinteln.de/lsv/ausbildung/