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Marco Großardt hält zwei Elfmeter, Jonah Krowiorz verhängt vier Platzverweise

Marco Großardt hält zwei Elfmeter, Jonah Krowiorz verhängt vier Platzverweise

Foto: Elfmetertöter: Marco Großardt hält zwei Strafstöße und somit den SC Auetal im Spiel.


Fußball. Bis zur 85. Minute hatte die SG Bad Nenndorf-Riehe die Partie beim SC Auetal im Griff. Der Kreisliga-Spitzenreiter führte verdient mit 2:0, leistete sich sogar den Luxus zwei Elfmeter zu verschießen und sah wie der sichere Sieger aus. Nach dem Anschlusstor von Tim Neermann und dem Ausgleichstreffer von Philip Dunkley verlor die SG die Souveränität, lief Amok und dezimierte sich mit dummen Aktionen. Spielertrainer Sascha Derr sammelte zwei Gelbe Karten wegen Nickligkeiten, Hakan Cuha sah die Rote Karte nach einer Tätlichkeit. Es kam zur Rudelbildung, die Fäuste flogen und so kassierte der bereits ausgewechselte Ylli Syla die Rote Karte. Aber auch Auetals Reservetorwart Niklas Dohm mischte mit und sah ebenfalls die Rote Karte. Die Familie Krowiorz behielt in der aufgeheizten Atmosphäre den Überblick, Jonah leitete die Partie, als Assistenten fungierten Vater Jens und Bruder Justin.


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Bereits vor dem Anpfiff musste der Tabellenführer eine Hiobsbotschaft verkraften. Stammkeeper Fabian Figge fiel erkrankt aus. Dafür ging Feldspieler Romek Oltrogge zwischen die Pfosten. Ab der ersten Minute entwickelte sich eine kampfbetonte Partie. Bereits nach fünf Minuten hatten die Auetaler vier Ecken, die aber allesamt verpufften. Die SG ließ sich nicht den Schneid abkaufen und hielt voll dagegen. Von Minute zu Minute riss die SG Bad Nenndorf-Riehe das Zepter an sich. Den ersten gefährlichen Torabschluss ließen die Auetaler ab. Eine 25-Meter-Fackel von Sebastian Wagner (17.) strich über den Querbalken.

Ylli Syla (links) behauptet sich gegen Tobias Feldmann und schießt die SG Bad Nenndorf-Riehe mit 2:0 in Front.

Nur eine Minute später lag die Kugel im Netz des SCA. Keeper Oltrogge mit einem langen Schlag, Ylli Syla entzog sich der Bewachung, Großardt kam raus, stand im Niemandsland und Syla war mit einem Heber erfolgreich – 0:1 in der 18. Minute. Die Auetaler fanden keine Mittel, um die SG in Gefahr zu bringen. Oltrogge musste nicht eingreifen. Nach einem Foul von Tobias Feldmann an Delil Sincair gab es einen Elfmeter. Guiliano Maione (40.) trat an, doch SCA-Keeper Marco Großardt fing den unplatzierten Schuss.

Wen wundert es, dass in der Halbzeitpause die Stimmung bei den Fans des SC Auetal gedrückt erschein. „Anfangs war die Partie ausgeglichen. Aber dann haben wir das dumme Tor kassiert“, ärgerte sich Thorben Hemmler, den sie in Spielerkreisen „Aische“ nennen. Aus dem Arabischen übersetzt heißt dies „Ayse = lebensfroh, lebendig“, was man vom Spiel des SC Auetal nicht wirklich sagen konnte. „Wir verstricken uns in Zweikämpfe, die gar nicht nötig sind. Nach vorne verlieren wir den Ball zu oft. Auch der Pass in die Spitze kommt nicht an. Unsere Torschüsse waren minimal, und was den Weg zum Kasten fand, konnte der Torhüter problemlos aufnehmen“, lautete das Halbzeitfazit des Meisters von 2003, als Hemmler mit dem TuS Rehren A/O ungeschlagen die Kreisliga gewann.

Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer weiter einen spielbestimmenden Tabellenführer. Die SG verpasste es den Sack zuzumachen. Luis Bövers (56.) scheiterte freistehend an Großardt. Nach einem Foul von Felix Rauhut an Sincair gab es erneut Elfmeter. Diesmal versuchte sich der Gefoulte und wieder war Großardt (57.) auf dem Posten, tauchte ab und lenkte den Sincair-Elfer um den Pfosten. Doch die SG ließ sich von den Fehlschüssen nicht beeindrucken und erzielte durch Syla (58.) das 0:2. Es war eine Kopie des ersten Tores: ein langer Ball, Großardt kam wieder nicht an den Ball und Syla überlistete die Auetaler Nummer eins mit einem Heber.

Das Spiel plätscherte vor sich hin. Auetal drängte, aber die SG-Defensive stand sicher. Erst in der 68. Minute musste Oltrogge die erste Parade zeigen. Nach einem Drehschuss von Dunkley stand der SG-Torwart am kurzen Pfosten goldrichtig.

Dann ging es in die Crunch-Time und die Ereignisse überschlugen sich. Wie aus dem Nichts fiel der Anschlusstreffer. Die SG bekam den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Tim Neermann netzte von der Strafraumkante zum 1:2 ins Eck ein. Nun wurde es hektisch. Erst flog Spielertrainer Derr vom Platz, dann markierte der völlig ungedeckte Philip Dunkley das 2:2 (90.). Die SG schwächte sich weiter durch Undiszipliniertheiten selbst und hatte Glück, dass Dunkley in der achtminütigen Nachspielzeit bei seinem Abschluss in der 96. Minute nur den Pfosten traf.

SG-Aushilfstorwart Romek Oltrogge und der Ball liegen im Netz. Samer Mahmo und Marc Steinsiek haben es nach dem 1:2-Anschlusstor eilig.

Nach Spielende mussten die 84 Zuschauer, von denen nur wenige aus Bad Nenndurf und aus Riehe den Weg ins Auetal gefunden haben, die Vorgänge erst einmal sacken lassen. Vom Gast war niemand zu einer Stellungnahme bereit. Carsten Hauser, der Co-Trainer des SC Auetal, fand bald die Sprache wieder. „Ungewöhnlich sind solche Szenen schon. Aber das kommt zum Glück nur alle Jubeljahre vor. Wie wir es geschafft haben, noch einen Punkt zu holen? Wir sind ja auch keine schlechte Mannschaft. Von daher sollte man die Leistung nicht dramatisieren. Natürlich ist das jetzt ein Tanz auf Messers Schneide, ob man da oben hingehört oder es vielleicht doch nicht reicht. Aber wir haben letzte Woche gegen den Tabellenersten gespielt und einen Punkt geholt. Auch diesmal ging es gegen den Tabellenführer. Und wieder gab es einen Punktgewinn. Das schafft auch nicht jeder. Unsere Mannschaft bewies Moral, dass sie ins Spiel zurückfand. Dass hier nicht alles Gold war, was glänzt, gar keine Frage.“ SCA-Trainer Thomas Reh nahm den Punkt gerne mit. „Wir waren mausetot und hätten fast noch die Partie gewonnen. Unser Siegtreffer wäre die passende Strafe gewesen“, fand der Fußball-Fachmann.

SCA: Marco Großardt, Felix Rauhut (63. Nico Winkelhake), Tobias Feldmann, Sebastian Wagner (35. Jonas Winkler), Florian Meyer, Tim Neermann, Marc Steinsiek, Jan Köhler (71. Samer Mahmo), Benedikt Friedrichs (71. Marco Hauser), Philip Dunkley, Moussa Guire.

SG: Romek Oltrogge, Jannick Liebchen, Luis Bövers (59. Waldemar Rosow), Hakan Cuha, Ylli Syla (82. Lennard Schönen), Tom Evers, Jan-Hendrik Jürgens, Guiliano Maione, Sascha Derr, Delil Sincair (74. Felix Held), Jose Muriel.

Auf Rinteln-Sport sehen Sie im Video die packende Schlussphase mit den beiden Auetal-Toren, der Rudelbildung und den Platzverweisen.  

Für Schiedsrichter Jonah Krowiorz gibt es in der Schlussphase Schwerstarbeit zu verrichten. Es fliegen die Fäuste, es gibt eine Rudelbildung und der Unparteiische zeigt vier Platzverweise.