Sie lesen gerade
NFV schafft Klarheit: Saison wird abgebrochen und annulliert

NFV schafft Klarheit: Saison wird abgebrochen und annulliert

Foto: Die Tornetze werden hochgeklappt: Die Saison 2020/21 wird im Erwachsen- als auch im Jugendbereich abgebrochen und annulliert. Das beschloss der NFV gestern auf einer Sitzung des Verbandsvorstandes.

Fußball. Die Saison 2020/21 ist zu Ende. Der Verbandsvorstand des Niedersächsischen Fußballbundes (NFV) beschloss gestern Abend in einer virtuellen Sitzung mit einer Mehrheit von 167 zu 31 Stimmen, dass es keine Meister und keine Auf- und Absteiger gibt. Die Saison wird annulliert, so als hätte es die bisherigen Spiele nie gegeben. Diese Regelung gilt für alle Alters- und Spielklassen bis hoch in die Verbandsebene im Erwachsenen- wie auch im Jugendbereich. Im Sommer wird in der bisherigen Konstellation wieder neu aufgesetzt.

Damit der NFV-Kreisvorsitzende Reinhard Stemme nach der Meinung der Schaumburger Vereine votieren konnte, hatte der Spielausschussvorsitzende Frank Fahlbusch im Vorfeld eine Umfrage durchgeführt, die mit 22 zu 11 ebenfalls eine klare Mehrheit zugunsten der Annullierung ergab. Vor dem Eindruck der steigenden Inzidenzzahlen ging die Sitzung des Verbandsvorstandes in nur zwei Stunden über die Bühne. NFV-Präsident Günter Distelrath wies darauf hin, dass er sich mit politischen Entscheidungsträgern in Verbindung gesetzt habe. Von dort wurde ihm signalisiert, dass die Bestimmungen auch in Niedersachsen in nächster Zeit eher verschärft als gelockert werden. Deshalb plädierte jetzt auch Distelrath, der noch vor einigen Wochen beabsichtigte, die Saison möglichst fortzusetzen, für einen Abbruch. „Dieser Schritt ist ohne realistische Alternative“, sagte er. Das Zeitfenster werde immer kleiner und die Anzahl der absolvierten Spiele sei zu gering. Zudem sei noch nicht mal abzusehen, dass ab dem 1. Mai wieder trainiert werden könne.

Vor dem Treffen des Verbandsvorstandes hatten sich Gegner des Abbruches mit deutlichen Worten beim NFV gemeldet und dafür geworben, mit einer Entscheidung zumindest noch zu warten. Sie fanden aber heute bei den 33 Fußballkreisen keine Mehrheit. In etwa zwei Wochen soll der Verbandsvorstand erneut zusammenkommen, um Einzelheiten der Annullierung zu klären und die nächste Saison vorzubereiten. „Wir haben jetzt zumindest bezüglich der Punktspiele Klarheit und werden uns einen interessanten Modus einfallen lassen, falls doch noch Spiele möglich werden“, kündigte Stemme direkt nach der Sitzung an.

Die offizielle Pressemitteilung des NFV lautet wie folgt: Die Fußball-Saison in Niedersachsen ist beendet. In seiner ordentlichen Sitzung einigte sich der NFV-Verbandsvorstand am gestrigen Abend darauf, die seit Anfang November 2020 durch die Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2020/21 mit sofortiger Wirkung in Form der Annullierung abzubrechen. Auf- und Absteiger wird es deshalb nicht geben. Die Entscheidung betrifft alle Alters- und Spielkassen auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene. Auch die NFV-Spielklassen, die eine Schnittstelle zu anderen Verbänden aufweisen wie zum Beispiel Norddeutscher Fußball-Verband oder Deutscher Fußball-Bund, fallen unter diesen Beschluss. Allerdings können in diesen Spielklassen der/die Aufsteiger im Wege einer alternativen Entscheidungsfindung ermittelt werden; soweit die Beschlusslage im übergeordneten Norddeutschen Fußball-Verband einen Aufstieg zulässt.

„Mit den hierfür erforderlichen Lösungsschritten werden sich jetzt zunächst die spieltechnischen Ausschüsse befassen“, erklärte NFV-Präsident Günter Distelrath nach der knapp zweistündigen Videokonferenz, an der unter anderem die Vorsitzenden der 33 niedersächsischen Fußballkreise sowie die Mitglieder des Präsidiums teilnahmen. Zudem sagte er: „Wir haben unsere Entscheidung schweren Herzens getroffen. Aufgrund der staatlichen Verfügungslage, die den Lockdown zunächst bis zum 18. April verlängert hat, sowie den perspektivischen politischen Aussagen erachten wir eine rechtzeitige Aufnahme eines uneingeschränkten Mannschaftstrainings und Spielbetriebs für nicht mehr realistisch. Selbst im besten Fall würden wir vor Mitte Mai nicht zu einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs kommen, denn nach so langer Pause würde eine nur zweiwöchige Vorbereitungszeit sicherlich nicht ausreichen. Erschwerend kommen die drastisch gestiegenen Infektionszahlen hinzu. Es sind einfach zu viele Unwägbarkeiten wie der weitere Pandemie-Verlauf im Spiel. Nicht zuletzt folgen wir mit unserer Entscheidung dem klaren Votum unserer Vereine.“

Der Vorstandssitzung vorausgegangen war eine Erhebung eines Meinungs- und Stimmungsbildes in den 33 NFV-Kreisen und vier NFV-Bezirken. „Meine Vorstandskollegen sind in den Kreisen und Bezirken mit ihren Vereinen in einen intensiven Dialog zum weiteren Umgang mit der Saison eingetreten. Hierbei bestätige sich niedersachsenweit mit großer Mehrheit die Variante des Abbruchs in Form der Annullierung“, erklärte Distelrath.

In der Vorstandssitzung wurden auch Stimmen erörtert, die sich gegen einen Saisonabbruch ausgesprochen hatten. So ging Distelrath auf einen an ihn adressierten Offenen Brief von 14 Vereinen aus dem NFV-Bezirk Braunschweig ein, die darum gebeten hatten, die weitere Entwicklung der Pandemie abzuwarten. „In den letzten Tagen haben mich Mitteilungen von Vereinsvertretern erreicht, die sowohl in die eine als auch in die andere Richtung argumentieren. Alle waren durch eine große Sachlichkeit und einer ernsthaften und reflektierten Auseinandersetzung mit der Situation gekennzeichnet. Das hat mich sehr gefreut“, sagte der NFV-Präsident und stellte heraus: „Noch vor ein paar Wochen waren meine Vorstandskollegen und ich vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung der Inzidenzen und der in Aussicht gestellten Öffnungsperspektiven – auch für den Amateursport – zuversichtlich, die Saison sportlich beenden zu können. Dass jetzt aufgrund der Rahmenbedingungen der Abbruch der Saison steht, berührt uns alle emotional zutiefst. Doch leider ist dieser Schritt angesichts der aufgeführten Punkte ohne realistische Alternativen.“

Entschieden wurde auch der weitere Umgang mit dem Pokalspielbetrieb. „Die Teilnehmer am DFB-Pokal sollen, sofern es die Verfügungslage zulässt, sportlich ermittelt werden. Andernfalls kommt auch hier eine alternative Entscheidungsfindung in Betracht. Gleiches gilt für den Pokal auf Kreis- und Bezirksebene“, sagte Distelrath.

Für die kommenden Monate und die folgende Saison setzt Distelrath auf ausreichenden Impfstoff und Selbsttestungen. „Ich hoffe, dass wir in Deutschland die Probleme mit dem Corona-Impfstoff in den Griff bekommen. Mit der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung wird die Pandemie ihren Schrecken verlieren. Darauf hoffen wir alle. Im Sinne der Gesundheit und im Sinne des Fußballs.“