Piergiulio Ruhe wartet auf ein interessantes Angebot

Foto: WBC-Mittelmeerchampion Piergiulio Ruhe wartet auf interessante Kampfangebote.

Boxen. Es herrscht Ruhe bei Piergiulio Ruhe. Nach seinem Triumph im Juli im türkischen Alanya und der Krönung zum World Boxing Council (WBC) Mediterranean Middle Title ist der Rintelner Profiboxer in den vergangenen fünf Monaten eher zum Trainingsweltmeister geworden. „Ich warte auf ein interessantes Angebot“, erklärt der 26-Jährige.

Der Kampf im Juli gegen den Bosnier Sladan Janjanin endete nach zehn intensiven Runden mit einem Punktsieg für „Toto“. Zwei Wertungsrichter sahen Ruhe mit 96:94 und 97:93 vorne, einer votierte mit 95:95 für ein Unentschieden. Es war die Schlacht seines Lebens. „Mein Gegner hat mich ans körperliche Limit gebracht. Die zehn Runden fühlten sich wie zwanzig an“, berichtete „Toto“ damals. Der Bosnier war ein zäher Hund, aber Ruhe überzeugte ebenfalls mit unbändigem Siegeswillen. In der 3. Runde zog sich der Rintelner eine Handverletzung zu. „Jeder Schlag fühlte sich so an, als würde ich gegen eine Steinwand schlagen. Zweimal sah ich nach seinen Treffern auch Sterne“, sagte Ruhe und ließ in der Endphase des Kampfes mit seinen schnellen Beinen nichts mehr anbrennen. Durch diesen Sieg machte der Mittelgewichtsboxer (bis 72,5 Kilogramm) in der Weltrangliste einen Sprung von 500 Plätzen und kletterte auf den 268. Rang.

Nach zehn Profikämpfen kommt Ruhe auf 41 geboxte Runden. Seine Statistik weist eine Knock-out-Quote von 66,67 Prozent aus. So landete der 26-Jährige von neun Siegen, sechs K.-o.-Erfolge. Nur einmal musste sich der Deutsch-Italiener einem Gegner beugen.

Im Frühjahr ist Ruhe berufsbedingt nach Lübeck verzogen und boxt dort für den Boxclub Lübeck. Trainiert wird der Mittelmeermeister von Tolga Tanriverdi. Trotz der vielen Arbeit im elterlichen Unternehmen blieb der 26-Jährige diszipliniert und trainierte fast täglich. „Ich bin fit, könnte jederzeit in den Ring steigen“, erklärt der Rintelner. Als WBC-Mittelmeerchampion ist „Toto“ die Karriereleiter hinaufgestiegen und wartet nun auf ein interessantes Angebot. Deshalb kommt für ihn eine Pflichtverteidigung vielleicht auch nicht in Frage. „Das hängt von der Attraktivität des Gegners ab“, meint Ruhe.

Durch die Coronalage sind die Kämpfe in der Boxszene rar geworden. Eigentlich war ein Kampf in seiner neuen Heimat Lübeck in Planung gewesen. „Doch nachdem sich die Pandemie verschärft hatte, die Coronazahlen sprunghaft angestiegen und neue Verordnungen herausgekommen sind, machte ein Fight unter 2G- oder 2Gplus-Regelungen keinen Sinn, weil es sich fast ohne Zuschauer nicht rechnet“, erklärt Ruhe. Deshalb wurde die Veranstaltung auf unbestimmte Zeit verschoben. So könnte es im neuen Jahr zunächst zu einem Aufbaukampf für die Statistik geben. „Je besser die Statistik, umso besser sind die Angebote aus England und den USA“, verrät Ruhe. Doch nun freut sich der Boxchampion erst einmal auf die Weihnachtszeit und einen mehrtägigen Besuch in seiner Heimatstadt Rinteln. „Ich bin in Rinteln groß geworden und hatte schon ein wenig Heimweh“, berichtet Ruhe.