Stadtwerke Rinteln für innovatives Verfahren ausgezeichnet

Foto: Strahlende Gewinner: Carsten Wagner (v.l.), Matthias Wieschemeyer, Aglaia Nagel, Hans-Peter Hoeren, Jan-Philipp Giltmann und Ulrich Karl nehmen den silbernen NachhaltigkeitsAWARD in der Kategorie Wasser/Abwasser entgegen.
Erst Hoffen und Bangen, dann strahlende Gesichter: Die Stadtwerke Rinteln haben beim NachhaltigkeitsAWARD der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) das Siegertreppchen erklommen. Bei der Auszeichnung handelt es sich um einen in der Branche begehrten Preis, mit dem die ZfK jährlich herausragende Projekte im Bereich Klima- und Ressourcenschutz prämiert. Die Stadtwerke Rinteln hatten sich Ende 2024 mit ihrem innovativen Verfahren zur Grundwassersanierung in der Kategorie Wasser/Abwasser beworben – und sind nun mit dem zweiten Platz belohnt worden.
Ulrich Karl, Geschäftsführer der Stadtwerke Rinteln, Jan-Philipp Giltmann, Technischer Leiter der Stadtwerke Rinteln, sowie Matthias Wieschemeyer, Geschäftsführer der M&P Ingenieurgesellschaft mbH, und Aglaia Nagel, Projektleiterin von der M&P Ingenieurgesellschaft mbH, die das Verfahren auf dem Stadtwerke-Areal durchführt, nahmen die Urkunde bei der ZfK-Nachhaltigkeitskonferenz in Berlin entgegen. „Wir freuen uns riesig über die Würdigung. Sie zeigt, dass es sich lohnt, bei der Lösungssuche über den Tellerrand hinauszuschauen und innovativen Ideen eine Chance zu geben“, sagt Geschäftsführer Ulrich Karl. Jan-Philipp Giltmann, der das Projekt bei den Stadtwerken Rinteln verantwortet, erklärt: „Bei unserem Verfahren haben wir uns getraut, nicht den konventionellen Weg einzuschlagen und stattdessen das Thema Nachhaltigkeit großzuschreiben. Wir hoffen, dass sich auch andere Vorhaben davon inspirieren lassen.“

Ausgangspunkt des Projekts sind Altlasten aus der Industriegeschichte Rintelns. Am Standort der Stadtwerke wurde früher Gas aus Kohle und Koks produziert. Sicherheitsvorkehrungen im heutigen Stil gab es in der Produktionszeit von 1896 bis 1964 nicht: Schadstoffe gelangten in den Boden und teilweise ins Grundwasser unter dem Gelände. Untersuchungen in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Schaumburg konnten zwar eine Gefahr für Anlieger und Bevölkerung ausschließen; außerhalb des Grundstücks liegt die Schadstoffkonzentration unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts. In Fließrichtung des Grundwassers findet allerdings ein gewisser Schadstoffaustrag vom Gelände her statt, was eine Sanierung erforderlich macht. Bei den Schadstoffen handelt es sich um Cyanide; das sind Salze und Verbindungen der Blausäure, die hochtoxisch sind, deren Aufnahme in sehr geringen Mengen aber ungefährlich ist. Seit Januar 2022 sanieren die Stadtwerke Rinteln das Grundwasser unter dem Stadtwerke-Areal. Dabei hat sich das kommunale Unternehmen bewusst für ein biologisches Verfahren entschieden, das die M&P Ingenieurgesellschaft mbH gemeinsam mit der Sensatec GmbH entwickelt hat. Es kommt in Deutschland erstmals in dieser Größenordnung zum Einsatz.

Das biologische Sanierungsverfahren setzt auf Mikroorganismen, die vor Ort bereits vorkommen. Sie zersetzen die Altlasten und bauen sie dadurch nachhaltig ab. Der belastete Boden wird aufbereitet. Einen Bodenaushub braucht es nicht. Das macht die Methode äußerst nachhaltig, ressourcen- und umweltschonend: Sie vermeidet, dass gut 30.000 Tonnen Erdreich ausgehoben, als gefährlicher Abfall entsorgt und anschließend durch neue, unbelastete Erde wieder aufgefüllt werden müssen. Die Betriebsgebäude der Stadtwerke verbleiben an Ort und Stelle. Ein hohes Verkehrsaufkommen – allein für den Abtransport des Aushubs wären mehr als 1.000 Lastwagenladungen erforderlich – monatelanger Baulärm, und Einschränkungen durch Sicherheitsvorkehrungen entfallen. Damit erspart das biologische In-situ-Verfahren der Umwelt erhebliche Eingriffe. Für die Stadtwerke ermöglicht die deutlich kostengünstigere Methode zudem einen uneingeschränkten und ununterbrochenen Betrieb.
Die ZfK ist ein renommiertes Fachmedium für die kommunale Wirtschaft. Mit ihrer Berichterstattung setzt sie den Schwerpunkt auf die kommunale Energie- und Versorgungswirtschaft in Deutschland und berichtet täglich über die Themen Wasser, Energie, Entsorgung, Mobilität und Digitalisierung. Ihre Berichte werden regelmäßig von großen Nachrichtenagenturen und Medien aufgegriffen. Den NachhaltigkeitsAWARD verleiht die ZfK in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal. Insgesamt werden jährlich 14 Auszeichnungen in den sechs Kategorien Energie, Entsorgung, Wasser/Abwasser, Digitalisierung, Mobilität sowie „Preis der Redaktion” vergeben. Eine Jury entscheidet über die Preisträger; in der Kategorie Energie entscheiden zudem die Leserinnen und Leser mittels Online-Voting mit.