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Stephanie Esche wandelt auf den Spuren von „Speedy Gonzales“

Stephanie Esche wandelt auf den Spuren von „Speedy Gonzales“

Foto: Stephanie Esche (links) wandelt bei der HSG Exten-Rinteln auf den Spuren von „Speedy Gonzales“.

Handball. Für die Damen-Mannschaft der HSG Exten-Rinteln ist Stephanie Esche wie ein Sechser im Lotto. Die 30-Jährige ist ein HSG-Urgestein und trägt ihren Verein im Herzen. „Obwohl sie eigentlich ein körperliches Wrack ist, beißt sie immer auf die Zähne und stellt sich stets in den Dienst der Mannschaft“, lobt Stefanie Pawel den großen Einsatzwillen ihrer langjährigen Mitspielerin. Die Vollstreckungsbeamtin wandelt auf den Spuren von „Speedy Gonzales“. Die Zeichentrick-Maus ist bekanntlich die schnellste Maus aus Mexiko. „Esche“ – so lautet auch ihr Spitzname – ist ebenfalls klein, aber auch sehr schnell und flink auf den Beinen. Der Rechtsaußen läuft jeden Tempogegenstoß, unterbindet aber auch die Schnellangriffe der gegnerischen Mannschaft. „Sie ist sehr ehrgeizig, eine richtige Sportskanone, eben handballverrückt und für unser Team eine wichtige Torjägerin“, weiß Pawel zu berichten.

Esche (links) im Trikot der HSG im Jahr 2014: Als Rechtsaußen erzielt sie viele Tore.
Esche (links) im Trikot der HSG im Jahr 2014: Als Rechtsaußen erzielt sie viele Tore.

Die Handballerin ist verheiratet und engagiert sich auch außerhalb des Spielfeldes sehr für die Belange der HSG Exten-Rinteln. So arbeitet Esche im Vorstand des Fördervereins mit. „Sie ist einfach eine super, liebe Mitspielerin“, schwärmt Pawel. Vielleicht liegt das Geheimnis ihres „Höllentempos“ in ihrem Zaubertrank begründet. „Egal, ob beim Spiel oder beim Training, während andere zur Flasche Wasser greifen, schwört Esche auf ihre Fanta“, verrät Pawel. Rinteln-Sport stellt die „schnellste Maus aus Rinteln“ mit elf persönlichen Fragen näher vor.

Wie bist du zu deiner Sportart gekommen?
Eine damalige Klassenkameradin suchte Spielerinnen, um eine noch nicht bestehende Mannschaft neu bei der HSG Exten-Rinteln zu gründen. Das müsste in der 7. oder 8. Klasse gewesen sein. Nach einigen Wochen der Suche und nach einigen Gesprächen konnten wir zunächst ein wenig in den Handballsport hinein schnuppern. Stefanie Pawel und Nadia Lampe, meine heutigen Mitspielerinnen, trainierten uns damals ein paar Monate. Da wir uns überwiegend untereinander schon kannten, kamen wir alle ziemlich gut miteinander klar und wir gründeten sozusagen die neue C-Jugend der HSG Exten-Rinteln.

In welchem Alter hast du mit deiner Sportart begonnen?
Etwa mit 13/14 Jahren.

In welchem Verein?
Bei der HSG Exten-Rinteln.

Wann bist du in die Frauenmannschaft gewechselt?
Im Alter von 16 Jahren habe ich erstmals mit einem Doppelspielrecht bei den Damen gespielt. Nach einem guten Jahr mit vielen neuen und positiven Erfahrungen musste ich mich aber wegen der hohen Belastung und gesundheitlicher Probleme erst einmal wieder auf den Jugendbereich konzentrieren. Trotzdem fühlte ich mich in der kurzen Zeit bei den Damen pudelwohl und sehr gut aufgenommen. Im Alter von 18 Jahren spielte ich ein Jahr im Damenbereich mit meinen damaligen A-Juniorinnen, bevor ich dann in die erste Damenmannschaft gewechselt bin. Die zweite Mannschaft löste sich leider auf.

Was sind deine Stärken und Schwächen?
Man sagt, dass ich zu den etwas schnelleren Spielerinnen gehöre. Nicht nur beim Tempo nach vorne bin ich meist die erste, sondern auch auf dem Rückweg kann ich die meisten Angriffe unterbinden. Beim Angriff laufe ich dann auch mal einen Parkour durch meine mitlaufenden Gegenspielerinnen, bis ich mein Ziel erreiche. Meine alten Knochen sowie meine meist körperliche Unterlegenheit (klein und zierlich) gehören zu meinen Schwächen. Wenn also ein „großer Brummer“ auf mich zu rennt, dann kann es schon etwas unangenehm für mich werden. Dann werde ich oftmals zu einer Flugstunde eingeladen. Aber in der Regel bin ich immer wieder schnell auf den Füßen. Dann muss ich mir oft von meinem Team anhören, dass ich doch ruhig etwas länger, hätte liegen bleiben können. Zwecks Puste und Strafe für den Gegner. Da bin ich dann einfach zu fair.

Wer sind deine kongenialen Mitspieler?
Sara Brzezinska, alias „Brezel“. „Brezel“ weiß auf ihrer halbrechten Position genau, wie sie sich für die Gegenspieler gefährlich machen kann. Dazu gehört aber auch, dass die gesamte Mannschaft von links angefangen genau weiß, wie man in die Eins-gegen-eins-Kämpfe zu gehen hat und den Ball schnell weiterspielen muss. Das läuft super bei uns. Das beginnt schon bei Nadia Lampe. „Naddel“ ist eine super Eins-gegen-Eins-Spielerin. Wenn sie mal nicht durchkommt, wird der Ball ruckzuck an den nächsten übergeben, sodass „Brezel“ oder ich Überzahl auf unserer Seite und eine super Wurfposition mit kaum Gegenwehr haben. Dann ist es ein Einfaches für „Brezel“: Entweder sie quetscht sich durch die übrige Abwehr oder spielt den Ball blind nach rechts zu mir weiter. Die Bälle kommen zu 99 % immer an, sodass ich nur noch den Ball ins Netz werfen muss. Jeder dieser Treffer kommt nur durch eine geschlossene Mannschaftsleistung zustande. Aber auch in der Abwehr habe ich am liebsten „Brezel“ neben mir stehen. Mit ihr weiß ich genau, dass ich mich auf meine Gegenspielerin konzentrieren oder aber mal volles Risiko zum Ball fischen gehen kann. Sie steht hinter mir wie eine Wand. So schnell kommt keiner bei uns beiden durch.

Was war dein sportlich größter Erfolg?
Da gibt es eigentlich nichts Besonderes. Mein größter sportlicher Erfolg könnte die Ehrenurkunde in der Grundschule gewesen sein oder vereinzelt gewonnene Turniere mit der Jugend- und der Damenmannschaft.

Esche im Trikot der HSG im Jahr 2017: Über sie läuft jeder Tempogegenstoß.
Esche im Trikot der HSG im Jahr 2017: Über sie läuft jeder Tempogegenstoß.

Gibt es ein sportliches Erlebnis, das dir immer in Erinnerung bleiben wird?
Ein bestimmtes Ereignis gibt es da nicht. Es sind die vielen, in den vergangenen Jahren gemachten Erinnerungen. Ob Siege oder Niederlagen, während des Sports oder außerhalb der Halle. Das ist völlig egal. Ich blicke gerne zurück und erinnere mich, wie schön die bisherige Zeit mit meinen Mitspielerinnen war. Ich stelle mir da eine Art Bildercollage vor, in welcher ich auf die vergangenen Jahre zurückblicken und sagen kann: Man war das eine geile Zeit.

Engagierst du dich auch als Trainer und Funktionär?
Im Jahr 2011 haben wir einen Förderverein für unseren Handballbereich der HSG Exten-Rinteln gegründet (Förderverein Handballjugend HSG Exten-Rinteln e. V.). Schon zum damaligen Zeitpunkt war der Jugendbereich sehr schmal besetzt. Ich selbst kannte den Zustand aus der C-Jugend, welche vor unserer Neugründung nicht existiert hatte. So fehlte es nicht selten an ausreichenden Mitspielern und Unterstützern. Gemeinsame Veranstaltungen waren selten, da die Organisation schon oftmals an helfenden Händen scheiterte. Wir wollten durch eine zukünftige Verbesserung der Jugendfreizeit unseres Hauptvereins auch außerhalb des Handballs einen Zusammenhalt der Kinder fördern und stärken. Großes Ziel dieses Projektes sollte vor allem auch die Vergrößerung des Jugendbereichs werden, indem wir den Handballsport in Rinteln und in der Umgebung wieder zum Thema machten. Dies ist uns in den vergangenen Jahren auch sehr gut gelungen.

Was machst du in deiner Freizeit?
Sport und Bewegung auch neben dem Handball gehört zu meiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung. Ob nebenher noch ins Fitnessstudio oder ein langer Spaziergang am Wochenende mit meinem Mann. Ich liebe es einfach, draußen zu sein, ob im Garten oder im nahegelegenen Wald. Wenn ich nicht gerade den Garten neu plane oder umgestalte, dann lausche ich der Natur. Lange herumsitzen und nichts tun liegt mir dagegen gar nicht. Dafür bin ich einfach zu unruhig.

Wie sieht dein Dream-Team aus?
Das ist einfach. Ich weiß schon seit einigen Jahren, dass ich keinen meiner Mitspielerinnen missen möchte. Klar gibt es auch tolle Spielerinnen in anderen Mannschaften. Unsere Truppe ergänzt sich aber in einer ganz bestimmen Art und Weise, sodass ich mir niemand anderes lieber vorstellen könnte. Mal abgesehen davon, dass mir in meinen vergangenen 16 Jahren lediglich eine Gegenspielerin im Gedächtnis geblieben ist: Alina Hoheisel. Eine top Handballspielerin, welche nicht nur clever, sondern stets auch eine faire Gegenspielerin war. Namen oder spielerisches Können kann ich mir also nicht sonderlich gut merken. Das spielt für mich aber auch keine große Rolle, da jedes Spiel nur durch eine Mannschaftsleistung gewonnen werden kann. Handball ist eben ein Mannschaftsport.

Für die 30-jährige Esche (vorne) steht eine gute Mannschaftsleistung über allem.
Für die 30-jährige Esche (vorne) steht eine gute Mannschaftsleistung über allem.