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Uwe Oberländer: Der Fußball und die Einstellung zum Fußball haben sich verändert!

Uwe Oberländer: Der Fußball und die Einstellung zum Fußball haben sich verändert!

Uwe Oberländer ist seit 32 Jahren Fußball-Trainer. Inwiefern hat sich der Fußball in den Amateurklassen in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf Taktik, Technik und Schnelligkeit verändert?

Inwiefern haben sich die Spieler in Bezug auf Disziplin, Trainingsfleiß, Kameradschaft, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Einsatzbereitschaft und Siegeswille verändert? Uwe Oberländer hat in seiner Laufbahn als Spieler und Trainer Generationen von Fußballern erlebt und kann aus einem riesigen Erfahrungsschatz antworten.

„Das Spiel ist im Profibereich, aber auch im Amateurbereich, schneller geworden. Die Spielsysteme haben sich grundlegend geändert. Statt Manndeckung gibt es heute nur noch die Raumdeckung“, stellt Oberländer fest. „Die Spieler sind athletischer geworden, müssen schon eine gewisse Kondition mitbringen, um in der Bezirksliga oder Landesliga bestehen zu können.“ Technisch und taktisch seien die Spieler besser ausgebildet. „Das liegt daran, dass spätestens ab den C-Junioren in vielen Vereinen Übungsleiter mit einer Lizenz im Einsatz sind.“

Ein großer Unterschied zu früher sei die Vereinstreue. „Ständig wird der Verein gewechselt, nur weil einem etwas nicht passt oder es mal nicht so läuft. Eine richtige Kaderplanung ist kaum möglich, weil ein Wort heute leider nicht mehr viel zählt. Außerdem gibt es viel weniger Spieler, die aus der A-Jugend herauswachsen, und deshalb auf dem Markt sehr begehrt sind“, erklärt Oberländer.

Auch die Kameradschaft sein nicht mehr so ausgeprägt. „Früher hat man wegen der Kameradschaft Fußball gespielt. Heute haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Das Freizeitangebot ist so groß, dass man sich nach Spiel und Training schnell anderen Dingen zuwendet.“ Außerdem träfen in einer Mannschaft heute viele Kulturen auseinander mit unterschiedlichen Interessen. In vielen Mannschaften gäbe es viele Studenten, die nicht regelmäßig am Trainingsbetrieb teilnehmen können. „Man trifft sich nur noch zu den Spielen“, so Oberländer.

In den Jahren hat Oberländer beobachtet, dass die Trainingsbeteiligung nachgelassen hat. „Früher waren 90 Prozent der Spieler regelmäßig beim Training, heute sind es maximal nur noch 70 Prozent. Das ist darauf zurückzuführen, dass es mehr Studenten gibt, dass mehr Spieler auswärts arbeiten oder einer Ausbildung nachgehen. Früher wurde auch Privates eher hintenangestellt.“

Heute müsse man in Bezug auf Disziplin große Kompromisse eingehen. „Wenn ich mich in dieser Richtung nicht geändert hätte, hätte ich in kurzer Zeit nur noch sieben Spieler im Kader. Früher war die Selbstdisziplin in Bezug auf Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Trainingsfleiß und dem kameradschaftlichen Miteinander einfach höher. Im Zeitalter der sozialen Medien ist es leichter, sich schnell mal vom Training abzumelden. Früher war die Hemmschwelle höher, weil man sich persönlich abmelden musste.“

Die Einstellung der Spieler habe sich nicht verändert, nur die Anzahl der absolut leistungsbereiten Spieler sei in einer Mannschaft weniger geworden. „Niederlagen werden heute schneller und leichter hingenommen. Wenn ich mich an meine aktive Zeit erinnere, war ich noch Tage nach einer Niederlage enttäuscht, sauer und mies gelaunt.“

Die heutige Spielergeneration hat häufig Schwächen im Zuhören und im Umsetzen von taktischen Anweisungen“, weiß Oberländer. „Bei Mannschaftsbesprechungen sind die Spieler oft abgelenkt, die Gedanken kreisen ganz woanders. Konzentriertes Zuhören ist Glücksache. So ist immer wieder zu beobachten, dass die Spieler auf dem Platz nicht wissen, was besprochen wurde. Das ist eine Frage der Disziplin. Und natürlich auch eine Frage des Durchsetzungsvermögens des Trainers.“

Trotz der vielfältigen Veränderungen im Umgang mit den Spielern macht es Uwe Oberländer immer noch Spaß, junge Leute zu trainieren und zu führen.