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Vorschlag des Landessportbunds: Kontakt- und Wettkampfsport erst Ende Juli?

Vorschlag des Landessportbunds: Kontakt- und Wettkampfsport erst Ende Juli?

Foto: Müssen die Fußballer noch bis zum 23. Juli pausieren? Der LSB machte zumindest den Vorschlag, erst dann wieder Kontakt- und Wettkampfsport zuzulassen.

Fußball. Das wäre ein Hammer für alle Fußballerinnen und Fußballer und käme einem Saisonabbruch gleich. In einem Vorschlag des niedersächsischen Landessportbunds (LSB) heißt es, dass der Kontakt- und Wettkampfsport erst am 23. Juli 2021 wieder aufgenommen werden soll. Diesen Vorschlag lehnt nicht nur der Niedersächsische Fußballverband (NFV) kategorisch ab, sondern auch die Trainer aus unserem Verbreitungsgebiet.

In den Planungen des LSB soll zunächst in Schritt 1 bis zu den Osterferien (Beginn am 27. März 2021), sofern es die pandemischen Umstände denn zulassen, Sport ohne Kontakt außen wieder ermöglicht werden. In einer zweiten Phase soll bis zu den Sommerferien (Beginn 22. Juli 2021) Sport ohne Kontakt auch in geschlossenen Räumen wieder erlaubt werden. Amateurfußballer und andere Kontaktsportler müssen sich dagegen in Geduld üben. Erst im letzten Schritt (ab dem 23. Juli) sieht der LSB-Plan die Rückkehr zum Kontaktsport und gewohnten Sportbetrieb vor.

Der LSB wurde seitens der Landesregierung aufgefordert, Stellung zu einer möglichen stufenweisen Lockerung im Sport zu beziehen. Damit soll laut Landessportbund den Vereinen und deren Mitgliedern eine Planungssicherheit und Perspektive gegeben werden.

Auf wenig Gegenliebe stößt der Vorstoß des LSB beim Niedersächsischen Fußballverband. Der NFV lehnt den Vorschlag vehement ab und der kürzlich wiedergewählte NFV-Präsident Günter Distelrath hält die Zeitpläne des LSB für nicht akzeptabel. „Zu diesem Zeitplan des LSB, der für uns weder plausibel noch akzeptabel ist, sagen wir in aller Deutlichkeit nur ein Wort. Und das ist ein Nein“, so der NFV-Vorstand. Distelrath erinnert an die „ungemein wichtige Kraft“ des Fußballs, um die Gesellschaft zusammen zu halten. Der NFV fordert einen früheren Wiederbeginn von Training- und Wettkampfsport. Das könnte bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 25 erfolgen. „Konkret bedeutet dies einen Wiederbeginn von Trainingsmöglichkeiten in festen Gruppen im Verein ab März und einen Beginn von Wettkampfsport in Gruppenstärke von bis zu 50 Personen ab April“, meint der 71-Jährige. Der Amateurfußball müsse Gehör finden bei den Planungen der Landesregierung auf dem Weg aus dem Lockdown. Denn man könne es fast ausschließen, dass „beim Fußballspielen im Freien eine Übertragung des Corona-Virus stattfindet“, so Distelrath.

Und wie sehen unsere heimischen Fußballtrainer den Vorschlag des LSB. Der Tenor ist eindeutig: Die Mehrheit lehnt den Vorschlag ab. Bei den Trainern besteht weiter die Hoffnung, dass die laufende Spielzeit sportlich zu Ende gebracht werden kann. Denn eines ist klar: Fast ein Jahr ohne geregelten Trainings- oder Spielbetrieb würde die Amateurfußballer tief ins Mark treffen. Spielerinnen und Spieler könnten sich dem Fußball abwenden. Vielleicht würde es erste Mannschaften und höherklassige Teams nicht treffen, aber gerade bei zweiten und dritten Mannschaften und niederklassigen Teams könnte eine lange fußballlose Zeit ohne Trainings- und Spielbetrieb zu einem starken Spielerschwund führen.

„Ich halte solche Planungen für verfrüht. Wenn wir im April oder Mai mit dem Re-Start beginnen, können wir die Serie noch zu Ende bringen. Dann spielen wir halt bis Mitte Juli. Ich glaube schon, dass das die Corona-Zahlen erlauben werden“, meint Wilhelm Sieker, der Trainer des SC Deckbergen-Schaumburg aus der 1. Kreisklasse. Auch Trainerkollege Dean Rusch vom Staffelkonkurrenten TSV Krankenhagen empfindet das Datum für einen möglichen Re-Start als zu spät. „Natürlich geht die Gesundheit eines jeden Einzelnen vor und auch die Lage für die politischen Entscheider ist sehr schwierig, aber trotzdem hoffe ich, dass wir spätestens nach Ostern wieder loslegen können“, erklärt Rusch.

„Ach, du große Güte“, so war die erste Reaktion von Afrim Sulejmani. Für den Trainer des TSV Steinbergen steht natürlich das Wohlergehen der Menschen im Vordergrund und er geht mit den Einschränkungen konform, um die Pandemie einzudämmen. Doch seine Spieler lechzen nach ihrem geliebten Hobby. „Die Motivation sinkt bei den Jungs, sich individuell fit zu halten. Denn es gibt kein Ziel, wann es wieder losgeht. Jetzt noch weitere fünf Monate ohne Trainings- und Spielbetrieb zu überbrücken, sehe ich als sehr schwierig an. Aber wir müssen alle Entscheidungen akzeptieren“, meint Sulejmani. Marco Gregor drückt es sehr deutlich aus, was der Trainer des SV Engern von diesem Vorschlag hält. „Die Herren beim LSB sind absolut weltfremd. Dieser Plan hat mich geschockt. Ich bin froh, dass sich der NFV klar dagegen positioniert hat“, sagt Gregor. Obwohl Fußball ein Kontaktsport sei, gehe aber fast keine Ansteckungsgefahr aus. „Beim Fußball hat sich meines Wissens noch keiner mit Corona angesteckt“, unterstreicht der verfahrene Coach.

Es bleibt also spannend, wie es für die vielen Amateurfußballerinnen und -fußballer in den nächsten Wochen und Monaten weiter geht. Ein möglicher Re-Start steht in den Sternen, denn der aktuelle Lockdown wird vermutlich bis zum 14. März fortgeführt. Das bedeutet, dass die große Fußballfamilie noch mindestens vier weitere Wochen im Winterschlaf verharren muss.