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Wissenswertes aus der 4. Kreisklasse

Wissenswertes aus der 4. Kreisklasse

Foto: Amo Kanan-Sabiy (rechts) im Zweikampf mit dem Hesper Torschützen Niclas Geißler.


Fußball. Rinteln-Sport ist bekannt für seine Vielseitigkeit. Da liegt es nahe, auch auf die 4. Kreisklasse zu blicken. Die erste Liga von ganz unten. Doch diese Spielklasse ist keine Selbstverständlichkeit: eher Luxus. Vergegenwärtigen wir uns die sportliche Großwetterlage in Niedersachsen: In 32 Fußballkreisen gibt es 35 Kreisligen einschließlich der gewaltigen Region Hannover. Aber je tiefer es geht, desto mehr Fußballkreise müssen passen. Für die 4. Kreisklasse können nur noch 15 Kreise eine Liga anbieten. Zwei Kreise schaffen es sogar extremer. In Oldenburg und Diepholz gibt es eine 5. Kreisklasse, die sich im Spielbetrieb mit 11er-, 9er- oder 7er-Mannschaften über Wasser hält. Rein theoretisch könnten die Sieger aus den beiden Kreisen in einem Bonus-Spiel den „Niedersachenmeister der 5. Kreisklasse“ ermitteln. Das wäre doch etwas für die Geschichtsbücher!

Zurück nach Schaumburg und unserer 4. Kreisklasse. Oft steht der Spaß am Spiel im Vordergrund, ist ausgeprägter als der unbändige Wille, in hohe Ligen vorzudringen. Mit dem SC Stadthagen ist sogar eine 1. Mannschaft vertreten, die vor drei Jahren noch in der Kreisliga aktiv war, dann aber freiwillig zurückzog. Acht 2. Mannschaften, sechs Dritte und mit dem FC Hevesen IV auch eine 4. Mannschaft runden das Feld ab. Doch was bringt es, müsste am Sonntagvormittag der TSV Krankenhagen II zum TSV Auhagen/Hagenburg III fahren? Der Routenplaner nennt 42 Kilometer und 51 Minuten Fahrzeit. Da freut sich nur der Tankwart und am Ende auch die Werkstatt bei der Autoreparatur. Daher gibt eine Nord- und eine Südgruppe mit je acht Mannschaften. Nach 14 Spielen, je einmal zu Hause und auch auswärts, ist der Spaß vorbei. Anschließend geht es in den langen Winterschlaf. Neun Monate später, im August 2023, sehen sich dann alle wieder.



Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden, lieber Leser. Dieses Szenario wäre der Tod der Mannschaften, denn alle hätten sich anderen Dingen zugewandt und ihre Hobbies neu geordnet. Selbstverständlich geht es auch im Frühjahr weiter! Staffelleiter Christian Gellermann (FSG Pollhagen-Nordsehl-Lauenhagen) erläutert: „Mein Kollege Björn Bödeker, der für den Nordbereich, zuständig ist, und ich haben im Sommer die Vereine angeschrieben. Vier Möglichkeiten wurden genannt, wie wir die Liga und den Spielplan gestalten könnten. Mehrheitlich entschieden sich die Clubs für diese jetzt gespielte Variante und eine anschließende Aufstiegsrunde. Natürlich wollen wir gerne die Vereine in die Entscheidung mit einbinden. Im März geht‘s also weiter. Die vier besten Clubs aus der Nord- und aus der Südgruppe bilden eine Aufstiegsrunde. Die anderen dann eine Abstiegsrunde. Gespielt wird im einfachen Modus, also ohne Rückspiele. Über die Saison gesehen gibt es für jede Mannschaft also 21 Spiele. Die Punkte aus der jetzt gespielten Runde werden nicht mitgenommen.“

Natürlich eint die Mannschaften, dass sie gern spielen wollen. Aber Motivation und Trainingsumfeld sind sehr unterschiedlich. „Wir haben uns vor der Saison zu vier Trainingseinheiten getroffen“, berichtet Nick Pawelczyk, der für den SC Auetal III zuständig ist. „In anschließenden Gesprächen wurde klar, dass ein regelmäßiges Training nicht möglich ist. Zu unterschiedlich ist der Zeitplan eines jeden einzelnen. Also trainieren wir nicht, treffen uns nur zu den Spielen und versuchen, das Beste zu erreichen.“ Vorige Saison war die 3. Mannschaft des SC Auetal eine Klasse höher, in der 3. Kreisklasse, aktiv. „Das war der Corona-Situation geschuldet. Im Jahr davor wurde die Saison abgebrochen. Wir waren damals Erster und stiegen auf. Ob es bei regulärem Spielverlauf geschehen wäre, weiß man nicht“, so Pawelczyk weiter. „Momentan sind wir wieder Spitzenreiter. Reicht es erneut zum Aufstieg, nehmen wir den gerne an. Passt es nicht, ist dies kein Beinbruch. Dann spielen wir mit Begeisterung in der 4. Kreisklasse weiter.“

Anders ist die Lage beim TSV Hespe II. „Ich weiß gar nicht, wann Hespe zuletzt eine 2. Mannschaft hatte. Das wird mindestens fünf bis zehn Jahre her sein“, bekennt deren Trainer André Biernacka. Früher war er als Torwart im Einsatz, unter anderem beim TSV Steinbergen. Anschließend trainierte Biernacka die A-Jugend der JSG Hevesen/Hespe. „Wir haben sehr viele junge Spieler, die aus der Jugend kommen. Als es jetzt gegen den SC Auetal III ging, hatte ich ein Luxusproblem. Eingesetzt werden durften 16 Spieler plus Torwart. Ich musste fünf Aktiven absagen, weil der Kader voll war und für sie diesmal keine Einsatzmöglichkeit bestand. Zum besseren Verständnis, unsere Whats-App-Gruppe besteht aus 36 Spielern.  Vielleicht machen wir im nächsten Jahr noch eine 3. Mannschaft auf oder bauen mit dem FC Hevesen IV ein gemeinsames Team auf. Doch das ist noch nicht spruchreif.“

Mit der aktuellen Tabellensituation, der TSV Hespe II ist Vierter, ist Andre Biernacka nicht unbedingt zufrieden. „Wir wollen gerne in die Aufstiegsrunde, haben aber unnötig Punkte liegen lassen. Beim 7:7 in Steinbergen gaben wir eine 5:1 Führung noch aus der Hand. Auch das 3:3 beim TSV Krankenhagen II war unnötig. Letzte Woche unterlagen wir mit 0:3 beim SV Krainhagen-Röhrkasten II. Der Schiedsrichter musste wegen einer Fußverletzung absagen. Die Aufgabe übernahm jemand vom Gastgeber. Aus meiner Sicht wurden wir komplett verpfiffen. Im Sportlichen betreiben wir einen gewissen Aufwand. Wir trainieren einmal die Woche. Die Trainingsbeteiligung liegt bei 15 bis 20 Spielern. Klar, dass dies Freude macht und wir gern höher wollen.“

Der Auetaler Michael Pawelczyck stoppt den Hesper Jan-Paul Neu mit einer Grätsche.

Wie läuft so ein Spiel in der Endphase der 4. Kreisklasse? In der es eigentlich nur darum geht, unter die ersten Vier zu kommen und die Aufstiegsrunde zu erreichen.  Am Sonntag trennten sich „Übervoller-Kader-Hespe“ (Vierter) und „Ohne-Training-Auetal“ (Erster) mit 1:1. „Ein gerechtes Resultat“, so waren sich die Trainer einig. Doch beide wollten mehr. „Wir hätten dem SC Auetal III gerne die erste Niederlage zugefügt. Immerhin sind wir zu Hause ungeschlagen und haben gegen die vor uns liegenden Mannschaften gewonnen. Mit Emanuel Sonnet, der schottische Wurzeln hat, besitzen wir einen brandgefährlichen Stürmer. 70 Prozent Ballbesitz in der 1. Halbzeit sagen eine klare Sprache. Ärgerlich nur, dass wir zwei dicke Chancen vor der Pause ungenutzt verstreichen ließen. Der SC Auetal III kommt einmal vor unser Tor und macht den Treffer“, ärgerte sich Hespes Trainer Biernacka.

Die Glückwünsche des SC Auetal III galten Sascha Nelkner, dem Torschützen zum 0:1 (40.). Eigentlich wirbelt dieser auf der Außenbahn, musste aber notgedrungen Sturmspitze spielen. Nach einem Kurzpass von Amo Kanan-Sabiy jagte Nelkner den Ball ins obere rechte Eck. Passgeber Amo hatte den Schiedsrichter so fasziniert, dass er den falschen Torschützen eintrug.

SCA III-Trainer Nick Pawelczyk stimmte seinem Hesper Kollegen zu. „Tatsächlich hatte das ganze Spiel dem TSV Hespe II gehört. Wir mussten auf drei Stammspieler verzichten, darunter unsere beiden besten Torschützen. Nick Gerber hatte Bereitschaft, Tobias Langhals fehlte erkältungsbedingt, Abdul Al-Rahman plagte der Corona-Virus. Uns war klar, dass wir nur über Kampf und Teamleistung hier zum Erfolg kommen. Natürlich hätten wir gerne gewonnen. Dann wäre uns der 1. Platz vorzeitig fast sicher. Die 2. Halbzeit verlief ähnlich. Der TSV Hespe II machte Druck, diesmal aber ohne große Torchancen. Es gab zwar viele Eckbälle, aber wir haben gut verteidigt, und unsere Auetaler spielten noch drei Konterchancen nicht gut aus. Dass dann der Ausgleich in der vorletzten Minute per Elfmeter fiel, ist höchst ärgerlich.“

Nick Pawelczyk konnte diese Szene hautnah erleben. „Ich soll geklammert haben, so der Schiedsrichter. Zwar bin ich anderer Meinung, aber er hat nur mal gepfiffen. Der Hesper Schütze Niclas Geißler schickte unseren Torwart in die andere Ecke, und es stand 1:1. Unter dem Strich ist es eine gerechte Punkteteilung. Nur ist es bitter, wenn man so spät den Ausgleich schlucken muss. Jetzt müssen wir am Sonntag gegen den Zweiten SV Krainhagen-Röhrkasten II die Punkte holen. Unsere fehlenden Stammspieler sind wieder dabei. Es wird ein interessantes Spiel!“ Anstoß ist am Sonntag, 13. November, um 11 Uhr auf dem Sportplatz in Kathrinhagen. Die Aufgabe des TSV Hespe II dürfte zeitgleich einfacher sein. Er spielt beim Schlusslicht, der befreundeten Mannschaft des FC Hevesen IV.

TSV Hespe II: Finn Brill, Timo Bartels, Vincent Schuster, Emanuel Sonnet, Andre Biernacka, Hendrik Höhnke, Tom Koch, Jan-Paul Neu, Romario Sprechert, Timo Winkelhake, Niclas Geißler (Wechselspieler. Stephan Beimel, Till Mensching, Jan Hartmann, Jordi Soler Llobell, Dominik Klöpper)

SC Auetal III: Endijs Budris, Maik Kuhlmann, Lars Kuhlmann, Timo Schulte, Florian Hildebrand, Sascha Nelkner, Benjamin Hartig, Rene Albrecht, Amo Kanan-Sabiy, Michael Pawelczyk, Paul-Lucas Rodewald (Wechselspieler: Denis Holzfuss, Nick Pawelczyk, Cedric Bierschwale)

Schiedsrichter: Alfred Standke

Tore: 0:1 (40.) Sascha Nelkner, 1:1 (89.) Niclas Geißler (Foulelfmeter).

Ob Rinteln-Sport regelmäßig von Spielen aus der 4. Kreisklasse Süd berichten soll, hängt vom Interesse der Leser ab. Teilen Sie uns Ihre Meinung mit und schreiben Sie eine E-Mail an sblaumann@rinteln-sport.de.

Am Sonntag, 13. November, kommt es in Krankenhagen auch zum Ortsderby zwischen der heimischen TSV-Zweiten und der dritten Mannschaft der SG Steinbergen. Das Hinspiel gewannen die Krankenhäger mit 5:3. Auf eines können sich die Zuschauer freuen: auf ganz viele Tore. In Spielen der beiden Clubs sind Tore sicher. So sind in elf Partien über 70 Tore gefallen, wenn auf der einen Seite der TSV Krankenhagen II oder die SG Steinbergen III stehen. Anstoß ist am Sonntag um 11:30 Uhr auf dem Sportplatz in Krankenhagen.

Es ist wieder Derbyzeit: Die SG Steinbergen III mit Spielertrainer Christian Hansing (Mitte) will die Revanche für die 3:5-Hinspielpleite beim TSV Krankenhagen II mit Milton Chitima (links) und Alji Cakoli.