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Hans Lutter 70 Jahre Mitglied im TSV Steinbergen

Hans Lutter 70 Jahre Mitglied im TSV Steinbergen

Foto: 70 Jahre im TSV Steinbergen: Hans Lutter kann so manche Anekdote aus seinem Sportlerleben erzählen.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des TSV Steinbergen wurde Hans Lutter für seine 70-jährige Mitgliedschaft vom TSV-Vorsitzenden Thomas Mehrens besonders geehrt. „Ich bin schon 1947 in den TSV eingetreten. Das muss wohl in den Wirren der Nachkriegsjahre untergegangen sein“, verriet Lutter mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Hans Lutter (2.v.r.) mit seinem Team vom TSV Steinbergen in den 50er Jahren.
Hans Lutter (2.v.r.) mit seinem Team vom TSV Steinbergen in den 50er Jahren.

Hans Lutter ist als 13-Jähriger zum TSV Steinbergen gekommen. Im Jahr 1947 hatte der TSV vier Sparten: Fußball, Handball, Leichtathletik und Turnen. Weil „Hänschen“ gerne Fußball spielte, schloss er sich der Fußballsparte des TSV an. „Der Anfang war schwierig. Man hatte Nichts – keine Fußballschuhe, keine Fußbälle“, erinnert sich der Jubilar. „Und auch keinen Fußballplatz. Der wurde von den englischen Besatzungstruppen genutzt. Wir durften den Platz an der Arensburger Straße nur nutzen, wenn die Engländer es erlaubten.“

Fußballschuhe waren ausrangierte Straßenschuhe, unter die man sich Stollen nagelte. Hans Lutters erste Fußballschuhe waren schon ausgetreten und viel zu groß. Sie wurden mit Papier ausgestopft. „Ich war Lehrling und hatte einen Arbeitskollegen, der regelmäßig Lotto spielte. Der sagte einmal, ich solle ihm ein paar Lottozahlen nennen. Das habe ich auch gemacht. Und dann hat er tatsächlich gewonnen. Als Dank gab er mir 40 DM. Damit sollte ich mir Fußballschuhe kaufen. Das waren meine ersten neuen Fußballschuhe.“

Hans Lutter (l.) verlässt mit dem TSV Steinbergen als Sieger den Platz.
Hans Lutter (l.) verlässt mit dem TSV Steinbergen als Sieger den Platz.

Wenn nachmittags gebolzt wurde, spielte man mit Tennisbällen Fußball. Fußbälle mussten „organsiert“ werden. Wenn ein Ball beim Training der Engländer in die Aue flog, war immer jemand zur Stelle und angelte den Ball aus dem Bach. Die Engländer hatten nach den Bällen nie gesucht.

Die Jungs aus Steinbergen haben sehr gerne Fußball gespielt. „Bloß wir haben es nie richtig gelernt. Wir hatten keinen richtigen Trainer, nur einen Betreuer. Und Training fand auch nicht regelmäßig statt. Wir mussten uns selbst organisieren“, beschreibt Hans Lutter die damaligen Verhältnisse.

Hans Lutter (4.v.r.) mit dem TSV Steinbergen Anfang der 60er Jahre.
Hans Lutter (4.v.r.) mit dem TSV Steinbergen Anfang der 60er Jahre.

Auf dem Platz an der Arensburger Straße gab es nach dem 2. Weltkrieg lange Zeit kein Sportheim. Nur eine Holzbaracke, wo sich umgezogen wurde. Erst im Jahr 1958 wurde mit dem Bau eines Sportheimes mit Umkleideräumen und sanitären Anlagen begonnen. „Wer sich nach dem Training oder Spiel waschen wollte, tat das in der Aue“, so Lutter.

Als 13-Jähriger spielte Hans Lutter zunächst in der Schülermannschaft, danach im B-Jugend- und A-Jugend-Team. „Zu den Auswärtsspielen fuhren wir mit dem Fahrrad, mit dem Zug oder gingen zu Fuß.“ Das änderte sich erst, als er in den Herrenbereich wechselte. Dort hatten etliche Spieler Motorräder. Damit ging es dann zu den Auswärtsspielen. „Als ich in die Herrenmannschaft wechselte, hatte ich riesigen Respekt vor den älteren Stammspielern. Ich redete sie sogar mit ,Sie‘ an.“

In den 60er Jahren trug Hans Lutter (vorne 2.v.l.) für zwei Jahre das Trikot des TuS Deckbergen.
In den 60er Jahren trug Hans Lutter (vorne 2.v.l.) für zwei Jahre das Trikot des TuS Deckbergen.

Auf des Gegners Plätzen erlebte man so manche Überraschung. „Einmal spielten wir in Bückeburg. Dort hatten die Tore keine Netze. Viele Bälle gingen ins Tor, einige wurden aber nicht gezählt, weil man nicht genau wusste, ob sie im Tor waren oder daneben. Am Ende haben wir uns auf 0:19 geeinigt.“

Weil „Hänschen“ in jungen Jahren klein und schmächtig war, wurde sein Alter kurzerhand um ein Jahr geändert. „Dadurch konnte ich ein Jahr länger im Jugendbereich spielen. Dumm nur, dass ich dadurch auch erst ein Jahr später im Altherrenbereich spielen konnte.“

Zehn Jahre spielte Hans Lutter in den Herrenmannschaften des TSV Steinbergen. Dann wechselte er für zwei Jahre zum TuS Deckbergen. „Das war eine sehr schöne Zeit. Die Kameradschaft war einmalig. Wir haben uns auch nach der aktiven Zeit immer wieder regelmäßig getroffen.“ Nach seiner Rückkehr zum TSV spielte er nur noch im Altherrenbereich. „Wir hatten eine starke Truppe und wurden mehrfach Kreismeister.“ Mit 45 Jahren hängte Hans Lutter seine Fußballschuhe an den Nagel.

Hans Lutter (4.v.r.) mit seiner Dienstag-Tennis-Truppe in den 80er Jahren.
Hans Lutter (4.v.r.) mit seiner Dienstag-Tennis-Truppe in den 80er Jahren.

Im Seniorenteam des TSV Steinbergen war Hans Lutter eine feste Größe.
Im Seniorenteam des TSV Steinbergen war Hans Lutter eine feste Größe.

Als im Jahr 1980 die Tennis-Abteilung ins Leben gerufen wurde, gehörte Hans Lutter zu den Gründungsmitgliedern. 19 Jahre eiferte er der Filzkugel hinterher, spielte als Jungsenior und Senior auf Kreisebene, ehe er mit 63 Jahren aus Gesundheitsgründen aufhören musste. Knie und Hüfte ließen den Sport nicht mehr zu.

Hans Lutter wartet auf den nächsten Einsatz für sein TSV-Tennis-Team.
Hans Lutter wartet auf den nächsten Einsatz für sein TSV-Tennis-Team.

Trotzdem blieb er bis heute seinem TSV Steinbergen treu, besucht regelmäßig die Punktspiele der Fußballer und verfolgt interessiert das Sportgeschehen im Verein.

Hans Lutter (l.) in den 90er Jahren bei der Ehrung der Vereinsmeister.
Hans Lutter (l.) in den 90er Jahren bei der Ehrung der Vereinsmeister.