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Michael Treichel bringt die Eintracht als „Sprachkünstler“ zurück in die Spur

Michael Treichel bringt die Eintracht als „Sprachkünstler“ zurück in die Spur

Foto: Michael Treichel war wie eine Vaterfigur für seine Jungs und so führte er als erstklassiger Kommunikator den TSV Eintracht Exten zum Klassenerhalt in der Kreisliga.


Fußball. Der Klassenerhalt des TSV Eintracht Exten in der Kreisliga hat einen Namen: Michael Treichel. Als der Retter seine Mission begann, lag die Eintracht als Tabellenvorletzter am Boden. In den Wettbüros hätte man gutes Geld gewinnen können, wenn man auf den Klassenerhalt der Eintracht gewettet hätte. Der erfahrene Kreisliga-Trainer fand die richtigen Worte, redete seine Mannschaft stark, veränderte ein paar Stellschrauben und so sammelten die Extener unter seiner Regie bis zum Saisonende noch 21 Punkte in elf Spielen. Mit 36 Punkten schaffte der TSV Eintracht Exten als Tabellenelfter souverän den Klassenerhalt. Rinteln-Sport beleuchtet noch einmal die große Rettungsmission von Treichel in elf Akten.

Dabei startete die Eintracht unter Ex-Trainer Steffen Führing sehr gut in die neue Spielzeit. Aus den ersten drei Spielen holten die Extener sieben Punkte. Beim torlosen Remis in Stadthagen überzeugte das Team beim späteren Meister mit starkem Kampfgeist. Doch dann begann der Sturzflug der Eintracht. Es folgten fünf Pleiten in Serie. Exten ging mit nur 13 Punkten in die Winterpause. Und auch der Rückrundenstart verlief für das Führing-Team erfolglos. Nach zwei Punkten aus vier Spielen schmiss Führing das Handtuch. „Steffen hat die Mannschaft nicht mehr erreicht“, ist sich Tim Kaufmann sicher. Außerdem habe das Team nicht genug Eigenverantwortung gezeigt.

Für den Retter spielte der Teamgeist eine ganz wichtige Rolle.

Die neue sportliche Leitung der Extener mit Teresa Rovelli und Andreas Kramer bewies das richtige Gespür und landete mit der Verpflichtung von Michael Treichel einen Glücksgriff. „Michael hat die Mannschaft in vielen Gesprächen gleich emotional mitgenommen“, weiß Kaufmann. Als erstklassiger Kommunikator und „Sprachkünstler“ sowie mit einer ausgezeichneten Menschenführung überzeugte der Hülshäger seine Spieler. So impfte Treichel seinen Spielern neuen Teamgeist ein. Das erste Spiel unter Treichel ging zwar gegen den FC Stadthagen mit 0:4 verloren, doch der neue Mann an der Seitenlinie der Eintracht gewann wichtige Erkenntnisse und drehte erfolgreich an den Stellschrauben.

So kehrten Tim Kaufmann und Felix Kaufmann zurück ins Team. Der sensible Jan Kaufmann bekam die Kapitänsbinde umgehängt und wurde von Treichel „gezähmt“. Im defensiven Mittelfeld bildeten Jonas Hunze und Winter-Neuzugang Phil-Lukas Wehling ein zweikampf- und laufstarkes Tandem. Dominic-Dennis Heitmann überzeugte als rechter Verteidiger, Artur Kalis verlor als Innenverteidiger und „Kopfballungeheuer“ kaum einen Zweikampf. Michael Krohn lief die linke Seite rauf und runter und gefiel als nimmermüder Antreiber. Und auch „Ballvirtuose“ Serhat Merdoglu entwickelte Teamgeist und wurde im Angriff zu einem wichtigen Faktor. „Michael versteht die Kreisliga und war für uns wie eine Vaterfigur“, lobt Kaufmann die herausragenden Kommunikationsfähigkeiten von Treichel.



Torwart-Youngster Sebastian Steinke drohte allerdings am Druck zu zerbrechen. Nach intensiven Gesprächen bekam Steinke eine Pause und führte später mit starken Paraden die Extener Zweite zum Klassenerhalt. Dafür kehrte bis Saisonende die Extener Torwartikone Christian Krohn zurück in den Eintracht-Kasten. Und der Routinier verlieh der Eintracht-Defensive mit seiner Präsens, seiner Ausstrahlung und seiner Ruhe neue Stabilität. „Michael hat die Spieler auf Positionen gestellt, wo sie besser zur Geltung kamen. Es hatten alle wieder richtig Bock, wir haben mehr Fußball gespielt und weniger mit langen Diagonalbällen agiert. Das hat der Mannschaft besser behagt“, meint Kaufmann. Jeder Spieler ist unter Treichel stärker geworden.  

Nach der Auftaktpleite gegen den FC Stadthagen begann die Extener Aufholjagd, der Abstiegskandidat setzte zur Siegesserie an und blieb in acht Spielen ungeschlagen. Der 1:0-Erfolg gegen den TuS Niedernwöhren am drittletzten Spieltag bedeutete die Rettung für den TSV Eintracht Exten.

Treichel machte die Aufgabe in Exten so viel Spaß, dass der Fußball-Fachmann sogar ins Grübel geriet, ob er die Eintracht nicht auch in der neuen Serie als Trainer anführen sollte. „Die Jungs sind mir ans Herz gewachsen. Das ist eine tolle Mannschaft und der Verein hat sich so sehr um mich bemüht, wollte das ich weitermache. Doch die Vernunft war diesmal größer als mein Fußballherz und ich musste aus beruflichen Gründen ein weiteres Engagement absagen“, begründet Treichel den erneuten Weg in den vorläufigen fußballerischen Ruhestand.

Tim Kaufmann lobt die ausgezeichnete Menschenführung von Treichel.