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Rinteln setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Rinteln setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen


Jede dritte Frau in Deutschland kennt Gewalt in der Partnerschaft, aber gleichzeitig ist „Häusliche Gewalt“ eines der größten Tabus unserer Gesellschaft. Gewalt geschieht unabhängig vom Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund und findet in Partnerschaften, Familien und auch immer häufiger in der virtuellen Welt statt. Niemand ist davor gefeit. 240.547 Menschen sind 2022 Opfer von häuslicher Gewalt geworden – 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr: Das ist das Ergebnis des neuen Lagebilds des Bundeskriminalamts.

Die überwiegende Anzahl der Opfer ist weiblich und zwischen 30 und 40 Jahren alt. Oft kommt es zu einfachen Körperverletzungen, vielfach aber auch zu psychischer Gewalt durch Bedrohung, Stalking und Nötigung bis hin zu schweren und schwersten Delikten.

Mit zunehmender Digitalisierung und veränderten Kommunikationswegen verlagern sich auch Phänomene häuslicher Gewalt von der analogen in die virtuelle Welt. So sind beispielweise die Fälle des Stalkings unter Nutzung des Internets bei häuslicher Gewalt in den letzten Jahren um 57 Prozent angestiegen.

Im vergangenen Jahr 2022 erlebten 768 Personen innerhalb der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg häusliche Gewalt, wovon sich 68,75 Prozent der Opfer in Partnerschaften befanden. 31,25 Prozent erfuhren die Gewalt innerhalb familiärer Strukturen. Melanie Meinke, Polizeichefin in Rinteln erläutert: „Die Präventionsarbeit gegen Gewalt an Frauen steht für die Polizei gemeinsam mit allen Netzwerkpartnerinnen und -partnern im besonderen Fokus. Das Phänomen „Häusliche Gewalt“ geschieht oft hinter verschlossenen Türen und für die Öffentlichkeit wenig sichtbar und erkennbar. Viele Menschen bringen Gewalt im häuslichen Umfeld nach wie vor nicht zur Anzeige. Denjenigen, die Gewalt dort erfahren, wo man sich eigentlich sicher und geborgen fühlen sollte, sichern wir schnellstmögliche professionelle Hilfe zu.“



Bei weltweiten unterschiedlichen Aktionen und Veranstaltungen wird rund um den 25. November jeden Jahres auf die vielen und oft verschleierten Formen von Gewalt an Frauen öffentlich aufmerksam gemacht, die in der Istanbul-Konvention definiert sind. Mit der Istanbul-Konvention, einem Menschenrechtsabkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt liegt ein völkerrechtlich bindendes Instrument zur umfassenden Bekämpfung und Verhütung jeglicher Form von Gewalt an Frauen und Mädchen für den europäischen Raum vor.

Um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren und damit ein sichtbares Zeichen zu setzen, sagt auch Rinteln „nein“ zu Gewalt gegen Frauen und machen bewusst auf dieses Thema aufmerksam. Am Freitag, 24. November, um 10 Uhr, werden Bürgermeisterin Andrea Lange, die Leiterin des Polizeikommissariats Rinteln, Melanie Meinke, und die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Zehrer am Rathaus die offizielle Fahne von Terre des Femmes hissen. Andrea Lange stellt heraus: „Das Engagement gegen geschlechtsspezifische Gewalt muss weitergehen. Gewalttätiges Verhalten ist in keiner Form tolerierbar, häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit und wir dürfen die Betroffenen damit nicht allein lassen. Wir wollen die Betroffenen stärken und ermutigen, diese Taten anzuzeigen. Betroffene benötigen unsere Solidarität und unser politisches Engagement. Wir müssen Haltung zeigen.“

Bereits im September hatte der Präventionsrat Rinteln mit der Aktion „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ auf das Thema aufmerksam gemacht. Dabei wurden 42.000 bedruckte Brötchentüten in Rintelner Bäckereien verteilt.

Der Kampf für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und gegen dessen größtes Hindernis geschlechtsspezifische Gewalt darf nicht enden und verdient Aufmerksamkeit. Auch sechs Jahre nach der Ratifizierung der Istanbul-Konvention fehlt es noch an Strukturen, um Betroffene angemessen versorgen zu können.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rinteln, Claudia Zehrer, bietet bei Gesprächsbedarf Sprechzeiten in ihrem Büro in der Klosterstraße 20, Zimmer 534 an. Zu erreichen ist sie unter der Rufnummer (05751) 403 947 oder per E-Mail unter gleichstellung@rinteln.de.