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SV Engern gewinnt die erste Halbzeit, SC Auetal das Spiel

SV Engern gewinnt die erste Halbzeit, SC Auetal das Spiel

Foto: Auetals Kapitän Florian Meyer (l.) wird von Engerns Terrier Fynn Flentge attackiert.


Fußball. Nach einer 1:0-Pausenführung verlor der SV Engern sein Kreisliga-Heimspiel gegen den SC Auetal mit 1:3.

Kälteeinbruch, Minustemperaturen und der bange Blick ins Internet, ob die Partie denn ausgetragen würde. Doch die Sorgen waren unbegründet. Der Platz zeigte sich bestens bespielbar, die Mannschaften hoch motiviert und auch die 145 Zuschauer waren zufrieden. Zumindest was eine Halbzeit betrifft. Aber sie hätten es sich leichter machen können und dieses Spiel im Schichtwechsel besuchen sollen. In der Frühschicht die Fans des SV Engern, die mit 1:0 zur Halbzeit glücklich den Platz verlassen hätten. Statt ihrer wären dann die Anhänger des SC Auetals gekommen, die eine Aufholjagd erlebten. Am Ende nahmen dann – beim 1:3 – die Männer von der Aue die volle Punktausbeute mit und sagten sich: „Es war wie immer. Rechnen wir Pokalspiele hinzu, ist es der siebte Sieg in Folge hier in Engern. Am liebsten würden wir hier jedes Wochenende aufkreuzen.“


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Aber es war ein schwerer Weg. Während der SV Engern in Bestbesetzung antrat, musste der SC Auetal auf Außen improvisieren. Nach Jan Köhler (Zerrung) hatte sich auch Tim Neermann (Erkältung) abgemeldet. Defensivmann Nico Winkelhake rückte auf die vakante Position. „Engern ist kein Sportplatz für Feingeister“, urteilte Marcel Diedler, sportlicher Leiter für die SCA-Herren. „Nico hat vorbildlich gezeigt, wie man hier spielen muss, und ist mit Kampf, viel Arbeit und Laufbereitschaft vorangegangen. Genau das, was es hier braucht.“



Fragen wir Bernd Reichelt, den Manager des TSV Steinbergen, zu einem Pausenkommentar: „Der SV Engern hat extrem gut verteidigt, war sehr konzentriert. Sie fuhren zwei, drei gute Konter und haben einen davon erfolgreich abgeschlossen. Bisher geht das 1:0 in Ordnung. Für die 2. Halbzeit erwarte ich, dass Auetal den Druck erhöht, und dass es ganz eng wird.“ Das Tor der Halbzeit besorgte Michael Mantik, der von Fynn Flentge steil geschickt wurde. Über den herauseilenden Torwart Frederik Meier lupfte er die Kugel in die Maschen – 1:0 (31.) Zu diesem Zeitpunkt war die Welt der SV-Engern-Fans in Ordnung.

„Wir haben das bis zur Pause gut gemacht“, freute sich auch SVE-Routinier Oliver Watermann über die engagierte Leistung. „Doch Anfang der 2. Halbzeit bekommen wir ein vermeidbares Gegentor. Anschließend war die Luft ein bisschen bei uns raus. Am Ende haben wir alles versucht. Doch Freddy …“, Watermann meint den Auetaler Torwart Frederik Meier und spielt an jene Szene in der 61. Minute an, „… hält überragend eine Kopfball von Mario Cimino auf der Linie. Vom Spielverlauf wäre ein Unentschieden verdient gewesen. Nun stehst du mit null Punkten da. Alle geben uns viel Lob, doch dafür kannst du dir nichts kaufen.“

Die Tore in der 2. Halbzeit schoss der SC Auetal. „Beim 1:1 (47.) landete der Ball über die Stationen Marc Steinsiek und Philip Dunkley dann bei mir“, schilderte Torschütze Sebastian Wagner den Moment der Freude. „Ich habe ihn dann mit dem linken Fuß ins Tor geschossen. Später (58.) gab es die nächste große Möglichkeit, als sich Nico Luther und Paul Albrecht im Weg standen. Aber beim Lauf aufs Tor merke ich, dass es im Oberschenkel zwickt.“ Dahin die Chance, verletzt nun runter und vier Wochen Pause, heißt es für Wagner.

Ein unzertrennliches Paar: Paul Albrecht (Mitte) verfolgt Philip Dunkley (r.) auf Schritt und Tritt.

Das 1:2 (75.) besorgte Felix Rauhut. Nach einer Philip-Dunkley-Ecke schob der Verteidiger aus Nahdistanz den Ball ins Netz. Dem SV Engern fiel in dieser Phase nicht viel ein. Ein Freistoß von Oliver Watermann landete in der Mauer (78.). Fynn Flentge schoss über das Tor (84.). So blieb es Philip Dunkley vorbehalten, dass er tief in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte. „Moussa Guire steckte im richtigen Moment den Ball durch die Abwehrreihe. Ich sah, dass der Torwart herauskam. Legte den Ball mit dem rechten Fuß vorbei und schob ihn dann mit links ins Tor.“ Aber Dunkley gilt nur nicht als Torjäger, sondern auch als „Orakel von der Aue“. In der Vorwoche tippte er das exakte Resultat mit zwei Toren von ihm. Diesmal lautete Dunkleys Prognose: 2:1 für Auetal. „Jetzt hast du deinen Tipp kaputtgemacht“, brüllte ihm ein SCA-Fan entgegen und freute sich. Nach Dunkleys Tor zum 1:3 (90.+3.) wurde nicht mehr angepfiffen.

„Für mich war es heute schwierig“, blickt der Auetaler Torjäger auf das Spiel zurück. „Engerns Trainer Marco Gregor hatte sich etwas Gutes überlegt und Manndeckung verordnet. Paul Albrecht war permanent bei mir. Ich hätte auf die Toilette gehen können, der wäre mitgekommen. Das war schon anstrengend. Der Rest bei Engern hat um uns beide herum ihr Spiel gemacht. Meiner Meinung nach habe ich es aber souverän gemeistert. Konnte viele Bälle festmachen, war gut in Bewegung und schoss auch noch mein Tor.“

Die Minusgrade konnten der Auetaler Stimmung nichts anhaben. „Ich habe der Mannschaft gesagt, es ist doch geil, wenn wir heute gewinnen, sind wir Tabellenführer“, freute sich SCA-Trainer Thomas Reh. „Dann kann sich jeder die Tabelle über Nacht ins Schlafzimmer hängen. Aus meiner Sicht war unser Sieg nicht unverdient. In der 2. Halbzeit bogen wir das Spiel dann um. Der SV Engern war der erwartet kämpferisch starke Gegner. Sie hatten nach vorne hin viele Torchancen, machten das mit ihren schnellen Leuten auch gut. Aber am Ende schießen wir drei Tore und die eins.“

Da wollte niemand widersprechen. „Unser Kampfgeist hat gestimmt“, betonte auch der Ur-Engeraner Oliver Watermann. „Aber am Ende kriegst du dämliche Gegentore. Was bleibt mir anders übrig, als es mit Fassung zu tragen. Kopf hoch und weitermachen! Unsere volle Konzentration gilt jetzt der Rückrunde.“ Ob vor der Winterpause noch gespielt wird, am nächsten Sonntag, hängt stark vom Wetter ab. Den SV Engern blickt beim TSV Steinbergen auf das nächste Derby. Der SC Auetal erwartet den VfL Bückeburg II. Doch ob das Wetter mitspielt, weiß zur Stunde niemand.

SVE: Lennert Dieterich, Nico Luther, Paul Albrecht, Oliver Watermann, Timo Zenker, Denis Stapel, Mario Cimino (81. Oliver Meinardus), Fynn Flentge, Leo Helmert, Jan Baake, Michael Mantik (72. Mathias Krebs).

SCA: Frederik Meier, Felix Rauhut, Tobias Feldmann, Sebastian Wagner (58. Jonas Winkler), Florian Meyer, Marc Steinsiek, Nico Winkelhake, Lukas Herrmann (86. Maurice Pernau), Benedikt Friedrichs, Philip Dunkley, Moussa Guire.

Es ist wie immer: Am Ende jubelt der SC Auetal.