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25 Kilometer Wassertraining in der Woche: Lilli-Sophie Lindemann trainiert im Doktorsee

25 Kilometer Wassertraining in der Woche: Lilli-Sophie Lindemann trainiert im Doktorsee

Foto: Halten zusammen: Mutter Michaela Müller-Lindemann (von links), der große Bruder Johannes, Lilli-Sophie und der kleine Bruder Oskar.

Schwimmen. Das Fernziel für die sehbehinderte Schwimmerin Lilli-Sophie Lindemann sind die Paralympischen Spiele in Tokio vom 24. August bis 5. September. Damit der Traum der 13-Jährigen in Erfüllung geht, muss die Rintelnerin fleißig Punkte sammeln. Die nächste Möglichkeit hat Lilli-Sophie bei der IDM in Berlin im Oktober oder bei den Kurzbahnmeisterschaften in Remscheid im November. Dann sollen auf ihrer neuen Paradestrecke über 1500 Meter die Rekorde purzeln.

Allerdings sind die Trainingsbedingungen für die Schwimmerin alles andere als optimal. Nur einmal die Woche darf Lilli-Sophie für eine Stunde in Minden ihre Bahnen schwimmen. Das Gros der Trainingsarbeit findet im heimischen Doktorsee statt. Ihre Mutter und Trainerin Michaela Müller-Lindemann hat in Absprache mit Bundestrainerin Susanne Jedamsky die Trainingspläne für das Schwimmtalent ausgearbeitet. So soll Lilli-Sophie in der Woche auf 40 Minuten Landtraining und 12 Stunden Wassertraining kommen. „Doch wir liegen weit drüber. Lilli ist jeden Tag im Wasser, so kommt sie auf mindestens 25 Kilometer pro Woche“, verrät Müller-Lindemann. Doch vor jedem Training überprüft ihre Mutter die Wasserqualität des Doktorsees. „Auf unserer Trainingsstrecke ist alles einwandfrei“, versichert Müller-Lindemann.

Die Trainingsschwerpunkte liegen aktuell auf Kraft und Ausdauer. „Als Trainerin muss man sehr erfinderisch sein“, berichtet Müller-Lindemann. So zieht Lilli-Sophie beim Brustschwimmen ihre im Ruderboot sitzende Familie oder schiebt mit dem Kraulbeinschlag ihren kleinen Bruder Oskar auf dem Surfboard sitzend durch den Doktorsee. Für diesen Trainingsfleiß erhält die 13-Jährige viel Lob von der Bundestrainerin. Den letzten persönlichen Kontakt zu Jedamsky gab es bei einem Wettkampf am 22. März. Seitdem besteht die Kommunikation nur über Telefon oder Videokonferenzen. „Das ist für Lilli-Sophie alles nicht so einfach im Moment, aber sie ist tapfer und sehr motiviert“, erklärt ihre Mutter.

Zweimal im Monat fahren Lilli-Sophie und ihre Mutter für drei Tage zum Stützpunkttraining nach Wuppertal. Aber auch da gibt es Hindernisse zu überbrücken. „Da die Jugendherbergen in Wuppertal bis zum Jahresende geschlossen bleiben, müssen wir entweder in einem Hotel oder im umgebauten Kombi nächtigen“, erzählt Müller-Lindemann. Großes Kopfzerbrechen bereitet der Trainerin auch, wie sie das Training in den kalten Monaten für Lilli-Sophie gestalten soll. So wie es aussieht, bleibt das Hallenbad, wo ihr aktueller Verein SC Porta die Trainingszeiten hat, wegen Corona geschlossen. „Dann geht das Improvisieren weiter. Zurzeit ist alles sehr mühselig und Kräfte zehrend“, berichtet Müller-Lindemann.

Deshalb freut sich das Duo schon auf den Trainingslehrgang in Duisburg vom 12. bis 14. Oktober. „Da geht es um den Feinschliff, denn tags darauf beginnt die IDM in Berlin. Und da soll sich Lilli in Top-Form präsentieren“, hofft Müller-Lindemann auf gute Zeiten ihrer Tochter.

Lilli-Sophie Lindemann schiebt ihren auf dem Surfboard knieende Bruder Oskar mit dem Kraulbeinschlag.
Lilli-Sophie Lindemann schiebt ihren auf dem Surfboard knieende Bruder Oskar mit dem Kraulbeinschlag.