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Braucht der SV Engern den Adrenalinkick eines hohen Rückstandes?

Braucht der SV Engern den Adrenalinkick eines hohen Rückstandes?

Foto: Der SV Engern hat sich in den vergangenen Wochen auf spektakuläre Aufholjagden mit vielen späten Toren spezialisiert. Doch Trainer Marco Gregor wünscht sich am Samstag ein „langweiliges 2:0“.


Fußball. Der SV Engern ist ein Phänomen und sorgt in der Kreisliga für Spektakel. 0:2 gegen den SC Auetal, 0:3 gegen den TuS Jahn Lindhorst und nun 1:4 gegen den TSV Krankenhagen. Und immer wieder zeigte der SVE in der Schlussphase große Comeback-Qualitäten und holte in diesen drei Spielen noch ein Unentschieden. Scheinbar brauchen die Gänsedörfler den Adrenalinkick eines Rückstandes. „Das Spektakel ist geil, trotzdem geht mir das so langsam auf den Sack, dass wir keine Konstanz in unsere Darbietungen bekommen“, findet Trainer Marco Gregor klare Worte. Am 8. Spieltag empfängt der SVE den noch punktlosen Tabellenletzten SV Victoria Lauenau. Der TSV Eintracht Exten will gegen den TuS Niedernwöhren nachlegen. Der TSV Krankenhagen tritt ersatzgeschwächt beim VfL Bückeburg an und der TSV Steinbergen reist als klarer Außenseiter zum FC Hevesen.

SV Engern – SV Victoria Lauenau (Samstag, 17 Uhr): Beim 4:4 in Krankenhagen vergaß der SV Engern 60 Minuten lang die Vorgaben des Trainers. „Wir sprechen vor dem Spiel alles an. Die Zuteilung, die Taktik, unsere Verhaltensweise, doch nach dem Anpfiff wird vieles über Bord geworfen“, regt sich Trainer Marco Gregor auf. Die letzten 30 Minuten waren gut, die Moral wie immer überragend. „Aber warum spielen wir nicht über 90 Minuten so“, fragt sich der SVE-Coach. Zudem kassiert der Tabellenelfte zu billige Gegentore. „Es kann doch nicht sein, dass wir fünf, sechs oder sieben Tore für einen Sieg schießen müssen“, erklärt Gregor. Im Heimspiel gegen das Schlusslicht kann der SVE die Weichen stellen. Mit einem Sieg schippert das SVE-Schiff in ruhige Fahrwasser, bei einer Niederlage geht es abwärts in die gefährdete Zone. Das soll auf Teufel komm raus vermieden werden. Allerdings leide der SV Engern in der Vergangenheit an einem Retter-Syndrom. „Wir bauen zu oft am Boden liegende Teams mit Punkten auf“, weiß Gregor. Wie jede Woche muss der erfahrene Coach die Rotationsmaschine bändigen. „Der Kader ist klein, aber fein. Wir wollen nicht jammern, sondern das Spiel gewinnen“, fordert Gregor den zweiten Saisonsieg für die „Remiskönige“. Ein langweiliges 2:0 würde dem Trainerfuchs völlig ausreichen.



FC Hevesen – TSV Steinbergen (Sonntag, 15 Uhr): Nach vier Niederlagen in Folge ist der TSV Steinbergen in der Tabelle auf den 12. Tabellenplatz abgeschmiert. Deshalb sieht Trainer Afrim Sulejmani seine Mannen beim Tabellensechsten als eindeutigen Außenseiter. „Wir müssen an uns Glauben, auf unsere Stärken vertrauen“, meint der TSV-Trainer. „Denn der Glaube kann Berge versetzen“, ergänzt er. Viele Ausfälle sorgten für die Tauchfahrt der Steinberger. Nun hofft der Coach, dass Säulen wie Jannik Sasse, Krystian Wachta, Maximilian Bartels und Robin Mieruch zurückkehren. Max Babakin und Lars Anke fallen weiterhin aus. Der TSV will auf der Achumer Wiese die Basics abrufen. „Eine konzentrierte Ballannahme, ein genaues Pass- und Aufbauspiel sowie eine aggressive Zweikampfführung sind gefordert“, weiß Sulejmani.

VfL Bückeburg II – TSV Krankenhagen (Sonntag, 15 Uhr): Das 4:4 gegen den SV Engern liegt TSV-Trainer Dean Rusch immer noch im Magen. „Es fühlt sich weiter richtig schlecht an“, berichtet der Coach. Er habe seine Mannschaft vor der Moral und den Comeback-Qualitäten des SVE gewarnt und sogar in der Halbzeitpause darauf hingewiesen. Es half alles nichts: Trotz einer 4:1-Führung verschenkte der TSV zwei Punkte. Die TSV-Defensive glich in den Schlussminuten einem aufgeschreckten Hühnerhaufen. „Da haben wir ganz schlecht verteidigt“, weiß Rusch. Nun muss der TSV diesen Nackenschlag wegstecken. Doch die Ausfallliste ist länger als die Liste der spielfähigen Spieler. Max Stegner, Hendrik Sümenicht, André Redeker, Steffen Redeker, Finn Kogel, Luis Schmieding, Jannik Selchow, Christian Puppich, Hergen Böttke und Volkmar Vöge stehen am Sonntag nicht zur Verfügung. So muss Simon Druffel nach langer Verletzungspause schon wieder auf der Bank Platz nehmen. „Unter diesen Voraussetzungen wird die Aufgabe beim VfL eine große Herausforderung“, meint Rusch.

Nico Kloschinski (links) fährt mit dem TSV Steinbergen als krasser Außenseiter zum FC Hevesen. Dagegen sind Lukas Herrmann und der SC Auetal in Haste favorisiert.

TSV Eintracht Exten – TuS Niedernwöhren (Sonntag, 15 Uhr): Die Eintracht sammelt weiter fleißig Punkte. Der 2:1-Erfolg gegen den ETSV Haste fiel unter die Kategorie: glücklicher Arbeitssieg. Aber im Fußball zählen nur die nackten Ergebnisse. „Im spielerischen Bereich besteht noch sehr viel Luft nach oben“, hat auch Trainer Duran Gök erkannt. Man sei keine Übermannschaft. Die Punkte seien der Lohn für ehrliche Arbeit. „Es geht nur mit Disziplin, einer Grundordnung, einem guten Zusammenhalt sowie einem starken Einsatz- und Kampfeswillen“, weiß der Fußball-Experte. Deshalb werde die Partie gegen den angeschlagenen Tabellenvorletzten kein Selbstläufer, denn mit Felix Kaufmann fehlt der Torschütze vom Dienst der vergangenen Wochen. „Sein Fehlen müssen wir im Kollektiv auffangen“, fordert Gök. Dominic-Dennis Heitmann hat seine Verletzung auskuriert und kann wieder spielen. „Wir wollen weiter Punkte sammeln, um uns nach unten abzusichern“, strebt Gök den fünften Saisonsieg im achten Spiel an.

ETSV Haste – SC Auetal (Sonntag, 15 Uhr): Noch vor einer Woche hätten die Schlachtenbummler des SC Auetal die Fahrt nach Haste als reine Formsache betrachtet. Nur über die Höhe des Erfolgs wäre Streit entstanden. Was soll beim Vorletzten der Liga denn schon schiefgehen? Ein kümmerliches Pünktchen erreichte der ETSV Haste in sechs Spielen. Für manche galt der Eisenbahner-Turnverein als klarer Abstiegskandidat. So dachte auch ETSV-Trainer Mike Schönherr. Zwölf Jahre war er für die Geschicke der Mannschaft verantwortlich. Führte sie von der 4. Kreisklasse bis in die Kreisliga. Doch Schönherr sah sich nicht mehr in der Lage, neue Impulse zu setzen und trat zurück. „Ein ganz feiner Mensch, dem wir zu großem Dank verpflichtet sind“, urteilt Benjamin Mendrek, sein Nachfolger. Mendrek selbst war bisher Spieler, kennt die Mannschaft und scheint die richtige Stellschraube gefunden zu haben. Am Dienstag war der ETSV Haste nicht wiederzuerkennen. Gegen den TuS Niedernwöhren versprühte er ein Feuerwerk an Effektivität. Drei Konter-Tore, drei Treffer nach Standards sorgten für einen beachtlichen 6:1-Erfolg. Dem Gast aus Niedernwöhren blieb nur Staunen und Verzweiflung übrig. „Wir haben die Vorgaben gut umgesetzt, waren immer einen Schritt schneller und eine Idee wacher als der Gegner“, freute sich Neu-Trainer „Benny“ Mendrek. Den Schwung will er gerne ins Spiel gegen den SC Auetal mitnehmen. Dass es schwer wird, ist ihm natürlich klar. Doch hat der ETSV Haste mit den Brüdern Marc und Jan Schönfelder zwei Innenverteidiger, die großgewachsen alles aus der Luft wegräumen und auch am Boden stark sein sollen. Den SC Auetal wird dies nicht schocken. Mit Felix Rauhut und Tobias Feldmann antwortet er auf gleiche Weise. Nur ob die Schlachtenbummler über die Höhe des Ergebnisses streiten, ist unwahrscheinlich. Ein knapper Sieg reicht für den Sonntagsfrieden bereits aus. „Haste hat sich gefangen, wir müssen den Tabellen-13. ernst nehmen“, fordert SCA-Trainer Thomas Reh volle Konzentration. Hinter der Aufstellung stehen viele Fragezeichen. „Wer aufläuft, wird sich erst am Spieltag entscheiden“, verrät Reh.

Weitere Spiele in der Kreisliga: Sonntag, 15 Uhr: TuS SW Enzen – SV Victoria Sachsenhagen, SV Obernkirchen – TuS Jahn Lindhorst, SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten – SG Bad Nenndorf-Riehe.

Beide fehlen: Sowohl der Extener Felix Kaufmann (links) als auch der Krankenhäger Finn Kogel stehen ihren Teams nicht zur Verfügung.