Luftsportverein Rinteln ist Rintelns Mannschaft des Jahres 2019
Foto: Der Luftsportverein Rinteln ist Rintelns Mannschaft des Jahres 2019. Die Segelflieger sicherten sich die Deutsche Meisterschaft. +++ Mit Bildergalerie +++
Segelfliegen. Rintelns Mannschaft des Jahres 2019 ist der Luftsportverein (LSV) Rinteln. Die Segelflieger waren in der 1. Segelflug-Bundesliga das beste Team und sicherten sich die Deutsche Meisterschaft. Mit Tagessiegen in der 13., 16., 17. und 18. Wertungsrunde holten sie erstmalig den DM-Titel in die Weserstadt. 26 Piloten trugen zu dem sensationellen Erfolg bei.
Die Erfolgsgeschichte der Rintelner Segelflieger begann im Jahr 2012 mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die zweite Liga war nur eine Durchgangsstation, denn es gelang der Durchmarsch in die 1. Bundesliga. Seit 2014 fliegt der LSV in der 1. Segelflug-Bundesliga und misst sich Jahr für Jahr mit den besten 30 Mannschaften aus Deutschland. Das LSV-Team um Coach und Altmeister Reinhard Schramme gehörte von Beginn an zu den Top-Ten. Nach Platz zehn im ersten Bundesliga-Jahr verbesserten sich die Rintelner Piloten stetig. Im Jahr 2017 erreichte der LSV mit Platz vier sein bestes Ergebnis. Dann folgte im Jahr 2019 die Krönung mit der Deutschen Meisterschaft. „Das ist das Resultat von fliegerischer Klasse und der Tatsache, dass an jedem Wertungswochenende Punkte eingeflogen werden konnten. Darüber hinaus hatten wir oft Hangwind am Weser- und Wiehengebirge sowie dem Ith und konnten im Hangflug schnelle Flüge abliefern “, erklärt Dieter Vogt, 2. Vorsitzender und Pressewart des LSV.
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Vergleichbar ist die Idee der Segelflug-Bundesliga mit der Formel 1 im Motorsport. Was zählt ist die Geschwindigkeit. Das Grundprinzip lautet: Die drei schnellsten Flüge eines Vereins über einen Zeitraum von 150 Minuten gelangen pro Runde in die Wertung. Dokumentiert werden die Flüge über ein GPS-gestütztes Flugschreibersystem (Logger). Nach der Landung wird die Datei per Internet an den Online Contest (OLC) übermittelt, der die Flüge auswertet und die schnellsten 150 Minuten innerhalb des Fluges in die Wertung aufnimmt.
Die Grundlage bildet das Streckenfliegen. Ziel ist es, an einem Tag mit einem Segelflugzeug so viele Kilometer wie möglich ohne Zwischenlandung und mit einer höchstmöglichen Geschwindigkeit innerhalb des Zeitfensters von 150 Minuten zurückzulegen. Eine Wertungsgeschwindigkeit von mindesten 40 km/h ist erforderlich, um in die Wertung zu kommen. Im Normalfall werden durchschnittliche Geschwindigkeiten zwischen 80 bis 120 km/h erflogen, an Spitzentagen können es auch in unseren Breiten bis zu 150 km/h sein. Voraussetzung ist aber, dass der Flug auch wieder in einem 15 Kilometer Radius um den Startplatz herum gelandet werden muss. Ansonsten wird der Flug nicht gewertet.
Der Verein mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit bekommt 20 Punkte, der Zweitplatzierte erhält 19 Punkte und so weiter. Um die Chancengleichheit zu wahren, werden die eingesetzten Flugzeugtypen mit einem höheren Handicap (Index) gewertet, je leistungsfähiger sie von der Gleitzahl her sind. Die Flüge der LSV-Leistungspiloten können Interessierte auf der Homepage des LSV unter www.lsv-rinteln.de „Bundesliga News“ verfolgen.
Der LSV Rinteln ist schwach in die Meister-Saison gestartet. Nach Platz 26 am ersten Wertungswochenende kletterten die Piloten schon in der 2. Runde auf Rang 13 in der Gesamtwertung. Aber dann ging die Post ab. Die Rintelner arbeiteten sich Woche für Woche kontinuierlich nach oben. Nach dem vierten Tagessieg in der 18. Runde war die Sensation perfekt: Der LSV Rinteln ist Deutscher Meister. „Unser Saisonziel war eine Top-Ten-Platzierung. Doch unser Ehrgeiz stieg, je weiter wir nach vorne kamen. Nach dem ersten Tagessieg in Runde 13 haben wir dann auch intern das Ziel Meisterschaft verfolgt und wären auch zu anderen Flugplätzen gefahren, um gute Thermik vorzufinden. Aber das mussten wir nicht, denn die Windverhältnisse am Weser- und Wiehengebirge waren perfekt“, erinnert sich Vogt zurück. Es seien sogar andere Teams ins Weserbergland gereist, um am Hang viele Punkte einzusammeln.
Dabei ist der Standort des Deutschen Meisters hinsichtlich der Thermik eigentlich nicht so optimal. „Da sind die Vereine in der Lüneburger Heide, Thüringer Wald oder im Süden der Republik im Vorteil. Wir müssen erst viele Kilometer hin- und dann wieder zurückfliegen, um beste Bedingungen vorzufinden. Aber im vergangenen Jahr war der Hangwind bei uns prima“, weiß der 2. Vorsitzende.
Das Segelfliegen ist ein Teamsport. „Pro Wochenende sind drei bis sieben Flugzeuge von uns in der Luft und versuchen zu punkten. Aber auch die Schlepp-Piloten und die Crew am Boden ist wichtig“, lobt Vogt den Zusammenhalt im Verein. Mit Reinhard Schramme, Stephan Beck, Stefan Bachmann und Carsten Kopsieker verfügt der LSV über Piloten der Extraklasse. „Sie waren Teilnehmer unter anderem bei der DM, EM und WM“, erklärt Vogt das große Potenzial im LSV.
100 Mitglieder hat der LSV Rinteln, davon gehen 30 bis 35 regelmäßig in die Luft. Ein Segelflugzeug ist in allen Preisklassen erhältlich. „Es gibt gute gebrauchte ab circa 10.000 Euro aber auch für 190.000 Euro. Für Hochleistungssegelflugzeuge kann man aber auch noch mehr hinblättern; nach oben gibt es eigentlich keine Grenzen“, berichtet Vogt.
Am dritten Aprilwochenende beginnt die neue Saison in der Segelflug-Bundesliga. Dann stehen bis zum letzten Augustwochenende 19 Wertungsrunden auf dem Programm. Der LSV backt zunächst wieder kleine Brötchen. „Die Titelverteidigung haben wir nicht im Visier aber schon einen Platz unter den Top Ten“, erklärt Vogt. Ein bisschen Verrücktheit gehöre schon dazu, denn je nach Thermik dauere ein Wertungsflug zwischen drei und sieben Stunden.
Beim LSV Rinteln werden aber auch Flugschüler ehrenamtlich von zehn engagierten Fluglehrern ausgebildet. „Man kann ab 14 Jahren mit dem Segelfliegen beginnen. Zurzeit lernen bei uns 15 Flugschüler das Segelfliegen“, ergänzt Vogt. Gestartet wird die Segelflugsaison – sofern das Wetter mitspielt – am Karfreitag.
Für den LSV Rinteln flogen Reinhard Schramme (18 Flüge), Adrian Glauner (14), Frerk Frommholz (9), Rolf Bödeker (8), Stephan Beck (7), Willi Wielage (7), Dietmar Heintze (7), Stefan Bachmann (6), Uli Kaiser (6), Michael Sasse (6), Christoph Bäßler (5), Bernd Goretzki (5), Carsten Kopsieker (5), Volker Fiebig (4), Karl-Heinz Pfeiffer (4), Thomas Himmelsbach (3), Christine Grote (2), Malte Bachmann (2), Ole Bachmann (1), Arndt Hovestadt (1), Armin Lukas (1), Dieter Vogt (1), Meike Wielage (1), Uli Gmelin (1), Karsten Fahrenkamp (1) und Gero Kuhlmann (1).