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Paralympics-Hoffnung Lilli-Sophie Lindemann sitzt weiter auf dem Trockenen

Paralympics-Hoffnung Lilli-Sophie Lindemann sitzt weiter auf dem Trockenen

Foto: Paralympics-Hoffnung Lilli-Sophie Lindemann ist weiter zum Landtraining gezwungen.

Schwimmen. So langsam schwinden die Hoffnungen von Lilli-Sophie Lindemann, an den Paralympischen Sommerspielen vom 24. August bis 5. September 2021 im japanischen Tokio teilnehmen zu können. Die sehbehinderte Schwimmerin sitzt mal wieder auf dem Trockenen. Das letzte Wassertraining für die 14-jährige Paralympics-Hoffnung stand im Oktober auf dem Programm. Damit fehlen der Rintelnerin nicht nur viele wertvolle Trainingskilometer im Wasser, sondern ihre Gesundheit ist damit auch gefährdet. „Das Gefährliche am Hochleistungssport ist, dass der Körper bei einem abrupten Trainingswegfall gerne zu Störungen neigt, in einigen Fällen sogar das gefürchtete Sportlerherz eintritt, das zu gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Kreislaufversagen führen kann“, erklärt Mutter und Trainerin Michaela Müller-Lindemann.

Lilli-Sophie absolviert zwar regelmäßig und diszipliniert ihr Landtraining, aber das Wassertraining fehlt an allen Ecken und Enden. „Lilli paukt viel Theorie, liegt auf einem Longboard und zieht so die diversen Schwimmstile durch, unser Wohnzimmer gleicht einem Fitnessstudio, mit sämtlichen Geräten, die alle Muskelgruppen ansprechen, um einen Sporthochleistungskörper bei Laune zu halten, doch das alles ist halt nicht so effektiv, wie das notwendige Wassertraining, wenn Lilli gegen den Wasserwiderstand anschwimmt“, berichtet ihre Mutter. Der Trainingsausfall ist nicht nur für Lilli-Sophie gesundheitsgefährdend auch droht ihr Paralympics-Traum zu platzen, denn die wöchentlichen 40 Trainingskilometer im Wasser fehlen ihr.

Dabei war die Nachwuchsschwimmerin auf einem guten Weg. Die 14-Jährige ist Mitglied im Landeskader Nordrhein-Westfalens über den Deutschen Behindertensportverband, sie geht auf Bundeskaderebene bei internationalen Wettkämpfen für Deutschland an den Start, ist Rintelns Sportlerin des Jahres 2019, Deutsche Meisterin über 200 Meter Lagen, Deutsche Vizemeisterin über 100 Meter Schmetterling und viermalige Landesvizemeisterin von Niedersachsen.

Nach dem ersten Lockdown im März/April 2020 konnte Lilli-Sophie mit Neoprenanzug und Rückhaltegeschirr im Außenpool, später dann im Doktorsee viele Kilometer im Wasser absolvieren. „Doch nun sind seit November die Schwimmhallen zu und die Möglichkeit, in den Außenpool oder in den Doktorsee auszuweichen, gibt es leider nicht“, erklärt Müller-Lindemann. Da die Schwimmhallen noch einige Wochen geschlossen sind, überlegt Müller-Lindemann den Außenpool wieder in Betrieb zu nehmen. „Doch die Kosten für ein Zelt, eine Wärmepumpe und eine Außenheizung überschreiten unsere finanziellen Möglichkeiten“, verrät sie und ergänzt: „Entweder sind wir auf finanzielle Unterstützung seitens mehrerer Sponsoren angewiesen oder eine Privatperson stellt uns einen Indoor-Pool für Trainingszwecke zur Verfügung. Natürlich werden wir die Corona-Auflagen dabei genau einhalten.“ Wer Lilli-Sophie unterstützen möchte oder eine Trainingsmöglichkeit zur Verfügung stellen kann, der kann sich bei Müller-Lindemann mit einer E-Mail an michaela.mueller.lindemann@gmail.com melden.

Auch der angestrebte Wechsel von Lilli-Sophie ins Internat nach Nürnberg ist coronabedingt ins Stocken geraten. „Wir stehen in den Startlöchern und planen einen Wechsel noch in diesem Schuljahr. Doch durch den Lockdown ist halt vieles Ungewiss“, so Müller-Lindemann. Ein Wechsel auf die Elite-Sportschule mit Internat für Sehbehinderte und Blinde wäre für die Rintelnerin ein wichtiger Schritt in ihrer sportlichen Entwicklung.