Wigand Polej: Sein Herz schlägt für den TSV Steinbergen
Er war 16 Jahren die Schaltzentrale des Vereins. Er ist über 59 Jahre Mitglied des Vereins.
Er war fünf Jahre Leiter der Tischtennis-Abteilung. Er trug 16 Jahre als Kassierer Verantwortung für die Finanzen des Vereins. Seit Jahrzehnten schlägt das Herz von Wigand Polej für seinen TSV Steinbergen. Anfang 2018 wurde er als Vorsitzender abgelöst.
Im Jahr 1940 in Polen geboren, wuchs Wigand Polej in Steinbergen auf, ging dort zur Schule und beendete danach eine Ausbildung zum KFZ-Kaufmann in Rinteln. Seine berufliche Laufbahn führte ihn über Bückeburg, Hannover, Hameln und Rinteln zurück nach Steinbergen. Im Jahr 1967 heiratete Wigand seine Beate. 1971 wurde die Tochter Stefanie und 1976 der Sohn Matthias geboren.
Polejs sportliche Laufbahn begann im Jahr 1956. Als 16-Jähriger schloss er sich der Vereinigten Turnerschaft Rinteln (VTR) an und spielte dort drei Jahre lang Handball. Im Jahr 1959 wechselte er die Sportart. Tischtennis im TSV Steinbergen war jetzt angesagt. Dort spielte er zumeist in der 2. Mannschaft auf Kreis- und Bezirksebene. Im Jahr 2000, mit 60 Jahren, hing er den Schläger an den Nagel.
Seine Funktionärslaufbahn startete Wigand Polej mit der Wahl zum Spartenleiter der TSV-Tischtennis-Abteilung im Jahr 1981. Im Jahr 1986 gab er sein Amt ab und wechselte als Kassenwart in den Vorstand des TSV Steinbergen. 16 Jahre führte er die Kasse. Als der TSV nach dem Rücktritt von Artur Böger im Jahr 2002 auf der Suche nach einem 1. Vorsitzenden war, erklärte sich Polej bereit, dieses verantwortungsvolle Amt zu übernehmen. Seit der Gründung des TSV im Jahr 1910 war Polej der 14. Vorsitzende. „Ich habe mich immer als ein Vorsitzender gesehen, der sich mit viel Herzblut für alle Abteilungen einsetzt, und der immer ein offenes Ohr für die Belange aller Abteilungen hat.“
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2002 und seiner Verrentung im Jahr 2003 investiert Polej viel Zeit, um den Anforderungen an einen Vorsitzenden gerecht zu werden. Sein Arbeitszimmer war die Schaltzentrale, von dort aus wurde der TSV Steinbergen erfolgreich geführt. Durch seine Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Korrektheit, Sparsamkeit und Bescheidenheit hatte er sich ein hohes Ansehen bei seinen Mitgliedern erworben. Dazu kam: Polej kannte viele Entscheider und konnte dadurch manche Tür öffnen. Fragt man Polej nach seinen Schwächen, sagt er: „Ich habe nur wenig Geduld, bei mir muss alles schnell gehen. Und wenn es zu lange dauert, will ich alles selbst machen.“
Im Jahr des 100-jährigen Bestehens des TSV Steinbergen wurde Wigand Polej mit der Silbernen Ehrennadel des Landessportbundes (LSB) ausgezeichnet. An der Erstellung der 64-seitigen Festschrift und des Programms zum Jubiläum hatte Polej maßgeblichen Anteil. „Fünf Tage lang wurde auf dem Sportplatz und dem Schulhof kräftig gefeiert. Das umfangreiche Programm lief reibungslos ab. Von allen Seiten heimsten wir sehr viel Lob ein.“
Wenn Wigand Polej auf seine Jahre im TSV Steinbergen zurückblickt, stellt er fest, dass die Einstellung der Mitglieder zu ihrem Verein sich grundlegend verändert hat. „Früher gab es eine echte Gemeinschaft. Fast alles wurde in Eigenleistung geschaffen. Viele Stunden ihrer Freizeit haben die Mitglieder für Baumaßnahmen geopfert. Nur so konnten in den 50er und 60er Jahren der Fußballplatz unterhalb der Arensburg hergerichtet werden, Projekte wie der Bau von Umkleidekabinen, wie die Erweiterung des alten Sportheimes mit Einbau von Duschen, wie der Neubau eines massiven Aufenthaltsraumes mit Getränkeausschank, wie das Kassenhäuschen und wie die Flutlichtanlage realisiert werden. Auch die Tennisanlage wurde in der 80er Jahren fast komplett in Eigenleistung gebaut. Heute ist so etwas nicht mehr möglich. Dann heißt es gleich: Was bekommen wir, wenn wir helfen? Und das ist häufig frustrierend.“
Im Frühjahr 2018 schied Wigand Polej aus dem operativen Geschäft seines Vereins aus und trat als 1. Vorsitzender zurück. Nach insgesamt 37 Jahren als Funktionär hatte er die Geschicke des TSV in jüngere Hände übergeben. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, die Attraktivität eines Vereins zu erhalten. Geschichte und Tradition haben für viele Jugendliche heute keine Bedeutung mehr. Gefragt sind heute Action und Fun“, weiß Polej. „Um für die Mitglieder interessant zu bleiben, müssen alle Angebote des Vereins laufend überprüft und den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Der Verein darf sich den Neuerungen nicht verschließen. Vielmehr müssen neue Wege und Trends vom Verein ausgehen. Wichtig ist, dass junge Leute für den TSV gewonnen werden und ihnen die Möglichkeit geboten wird, Spiel, Spaß und Bewegung in allen Variationen und in sozialer Gemeinschaft zu erleben.“