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Die einzigartige Karriere des Manfred Schwedler

Die einzigartige Karriere des Manfred Schwedler

Foto: Manfred Schwedler vor der Sky-Line von Frankfurt. +++ Mit Bildergalerie +++

Trampolinturnen. Sieben Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, viele Male Deutscher Meister im Einzel- und Synchronturnen sowie mit der Mannschaft auf dem Trampolin und Doppel-Mini-Trampolin – die Erfolgsbilanz ist lang und einzigartig. Damit ist Manfred „Mani“ Schwedler der erfolgreichste Sportler aus Rinteln ever.

Seine sportliche Laufbahn begann in der VT Rinteln mit sieben Jahren in der Kinderturn-Abteilung und wenig später in der Turn-Riege von Horst Kunze. „Wir waren damals einige Jungs und Freunde, die einmal in der Woche auf das Trampolin stiegen“, erinnert sich der gebürtige Rintelner. Doch die traumhafte Trampolin-Karriere begann für Schwedler mit einem Sportunfall. „Anfang der 70er-Jahre zog ich mir beim Trampolin-Training einen Armbruch zu, der mich sehr lange Zeit außer Gefecht setze. Erst nach dem Bau der neuen Kreissporthalle 1975 habe ich wieder zum Turnen und Trampolinturnen gefunden.“


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Unter der Regie von Horst Kunze wurde im Seitentrakt der Kreissporthalle vier- bis fünfmal in der Woche trainiert. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Meinen ersten Titel habe ich mit Peter Eckel 1975 bei den Bezirksmeisterschaften im Synchronturnen gewonnen. Mit 17 Jahren habe ich 1976 mit der VT Rinteln in der Regionalliga geturnt, 1979 sind wir in die Bundesliga aufgestiegen und 1981 wurden wir Erster der Bundesliga, und damit Deutscher Meister“, blickt der heute 60-Jährige zurück.

Durch seine Spezialisierung auf das Doppel-Mini-Trampolin wurde Schwedler mit 20 Jahren 1979 in den Nationalkader berufen und blieb dort bis zu seinem Karriereende 1990 Mitglied. Auf den Weg in die internationale Spitze sammelte Schwedler nationale Titel wie andere Briefmarken. Im Jahr 1980 wurde das Naturtalent überraschend Vize-Weltmeister. „Bei den Europameisterschaften 1983 in Spanien gelang mir mit Lutz Graske und Thorsten Hartmann eine kleine Sensation. Als ,Rintelner‘ Nationalmannschafts-Trio wurden wir ohne eine 4. Streichnote Vize-Europameister.“

Manfred Schwedler nach dem Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft 1980 in Brig.
Manfred Schwedler nach dem Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft 1980 in Brig.

Insgesamt gewann Manfred Schwedler bei Welt- und Europameisterschaften sieben Medaillen – 1980 Vize-Weltmeister im Einzel, 1982 3. der Weltmeisterschaft im Einzel, 1983 Europameister im Einzel, 1984 3. der Weltmeisterschaft mit der Mannschaft, 1985 Vize-Europameisterschaft im Einzel und mit der Mannschaft, 1990 3. der Weltmeisterschaft mit der Mannschaft. Nach der Weltmeisterschaft 1990 in Essen beendete „Mani“ mit 31 Jahren seine phänomenale Karriere.

Im Verlauf seiner langen sportlichen Laufbahn gehörten neben Lutz Graske auch Uwe Schmieder und Thorsten Hartmann zu seinen kongenialen Partnern. „Lutz Graske war nicht nur ein Mannschaftskamerad, sondern neben Horst Kunze auch ein Trainer, der mit mir den Schraubensalto geübt hat. Mit Thorsten Hartmann und Uwe Schmieder war ich im Synchronturnen erfolgreich. Auf nationaler Ebene habe ich auch noch mit vier verschiedenen Partnern aus Berlin, Bielefeld und Salzgitter geturnt, mit denen ich heute noch eng befreundet bin. Auch wenn es sich etwas abgedroschen anhört, wir Trampoliner waren wirklich eine große Sportfamilie, die sich auch heute noch öfters trifft.“

Manfred Schwedler in der Trampolin-Bundesliga.
Manfred Schwedler in der Trampolin-Bundesliga.

Zu Schwedlers großen Vorbildern gehören Horst Kunze, Lutz Grake, Paul Luxon, Brett Austin und Heinz-Peter Michels. „Horst Kunze als Vorreiter, Trainer und Freund sowie Lutz Graske, der zu Beginn der Beste unserer Truppe war, dem es nachzueifern galt. Ein Idol war auch der Weltmeister von 1972 Paul Luxon aus Großbritannien, der später als Trainer in Salzgitter arbeitete, und ein Trampolin-Freund wurde. Auf dem Doppel-Mini-Tramp war es sicher Brett Austin aus Australien, der immer wieder eigenwillige Sprungkombinationen bei den Weltmeisterschaften zeigte. Einen großen Anteil an meiner Entwicklung als Trampolinturner hat der ehemalige Bundestrainer Heinz-Peter Michels. Er hat mich in den Bundeskader geholt, mich für die internationalen Wettkämpfe nominiert und in der Frankfurter Sportverband-Szene bekannt gemacht, was auch zu Beginn der Show-Aktivitäten immens wichtig war. Er steht immer noch mit Rat und Tat zur Seite.“

Das Rintelner Trio Manfred Schwedler (Mitte), Lutz Graske (r.) und Thorsten Hartmann wurden als Deutsches National-Team 1985 in Spanien Vize-Europameister.
Das Rintelner Trio Manfred Schwedler (Mitte), Lutz Graske (r.) und Thorsten Hartmann wurden als Deutsches National-Team 1985 in Spanien Vize-Europameister.

Manfred Schwedler könnte zahlreiche Ereignisse in seinem Sportlerleben aufzählen, die er nie vergessen wird. Aber drei stehen ganz weit oben: Seine erste Weltmeisterschaftsteilnahme 1980 im schweizerischen Brig, als das Finale zu mitternächtlicher Stunde stattfand und er die Silbermedaille gewann. Seine 4. Weltmeisterschaftsteilnahme in den USA, als seine Eltern auf der Tribüne saßen. Der Gewinn zweier Silbermedaillen bei der Europameisterschaft 1985 im niederländischen Groningen, als er spät abends ein Glückwunsch-Telegramm vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl erhielt.

„Ganz besonders gerne erinnere ich mich an meinen Synchron-Wettkampf mit dem Russischen Europameister Igor Bogatschow. Sein Synchronpartner hatte sich verletzt, aber er wollte unbedingt in Deutschland beim internationalen Deutschland-Pokal an den Start gehen. Ich war gerade aus dem Urlaub gekommen und nur als Zuschauer angereist. Über einen Dolmetscher hat er mich gefragt, ob ich mit ihm den Wettkampf turnen wolle. Eine große Ehre für mich.“ Die Presse schrieb damals: „Deutsch-Sowjetische Freundschaft – Was auf dem politischen Feld unmöglich erscheint, wird auf dem Trampolin Wirklichkeit.“ Die Ausrichtung des Länderkampfes zwischen Deutschland und der UdSSR und der Deutschen Trampolin-Meisterschaft in Rinteln waren ebenfalls besondere Ereignisse für Manfred Schwedler.

Bei den Europameisterschaften 1983 im spanischen Burgos stand Manfred Schwedler ganz oben auf dem Siegerpodest.
Bei den Europameisterschaften 1983 im spanischen Burgos stand Manfred Schwedler ganz oben auf dem Siegerpodest.

Nach seiner aktiven Laufbahn blieb Manfred Schwedler seiner Sportart treu und wurde zum Globetrotter in Sachen „Trampolinturnen“. Noch während des Architekturstudiums hat er mit Christian Pöllath, seinem Partner aus der Nationalmannschaft, angefangen, Trampolin-Shows zu präsentieren. „Ich habe damals ein altes Fachwerkhaus abgebaut, und Christian hat mir, neben vielen anderen Freunden, sehr viel geholfen. Dabei entstand die Idee und der Name. Was zuerst für ein, zwei Jahre gedacht war, hat sich zu unserer hauptberuflichen Leidenschaft entwickelt. Im März 2020 haben wir unser 30-jähriges Jubiläum als Trampolin-Show-Team ,Flying Bananas“ gefeiert.“

Seit Schwedler und Pöllath als „Flying Bananas“ das Publikum begeistern, hatten sie über 40 TV-Auftritte. Nicht mitgezählt sind hier die zahlreichen Berichterstattungen von Veranstaltungen, in denen das Show-Duo durch Wort und Bild präsentiert wurden. Vom Hessischen Rundfunk wurden sie zu den urigsten Sportlern Hessens gekürt, bei den olympischen Spielen und Paralympics 2000 in Sydney haben die „Fliegenden Bananen“ das Unterhaltungsprogramm mitgestaltet. Sie präsentierten ihre Show auf einem Gletscher in 3000 Meter Höhe und führten Animationsprogramme für Kinder in Robinson-Clubs auf den Kanaren und Balearen durch.

Die „Flying Bananas“ Manfred Schwedler (r.) und Christian Pöllath bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney.
Die „Flying Bananas“ Manfred Schwedler (r.) und Christian Pöllath bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney.

Vor vielen Jahren haben Schwedler und Pöllath das inklusive Trampolin-Projekt „Happy Bananas – begeistern, bewegen, belohnen“ entwickelt. „Ein Projekt, das wir in inklusiven Kindergärten durchführen. Wir präsentieren Shows für die Kids, führen Mitmachaktionen durch, beschenken die Kitas mit aufblasbaren Trampolinen, und geben den Erziehern und Erzieherinnen Anleitungen und Hilfen zum Umgang mit dem Trampolin. Das Projekt ist für die Kitas völlig kostenlos.“ Für dieses Projekt und ihr sportliches Wirken wurden die „Flying Bananas“ mehrfach ausgezeichnet, auch mit der höchsten Ehrung des Deutschen Turner-Bundes, der Flatow-Medaille.

Manfred Schwedler 2013 beim Auftritt bei der Wahl „Juniorsportler des Jahres“.
Manfred Schwedler 2013 beim Auftritt bei der Wahl „Juniorsportler des Jahres“.

Das Inklusions-Projekt soll auf jeden Fall weitergeführt werden. „Leider ist es in diesen Corona-Virus-Zeiten schwierig, einen Sponsor dafür zu finden. Wir hoffen aber, dass wir im nächsten Jahr wieder durchstarten können, und bis dahin einen Sponsor gefunden haben“, blickt „Mani“ Schwedler, dessen zweite Heimat seit 30 Jahren Frankfurt am Main geworden ist, hoffnungsvoll in die Zukunft.

Die „Flying Bananas“ beim TV-Auftritt in der Aktuellen Schaubude in Rinteln.
Die „Flying Bananas“ beim TV-Auftritt in der Aktuellen Schaubude in Rinteln.