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Drama auf dem Steinanger! Ein schwarzer Tag für den SC Rinteln!

Drama auf dem Steinanger! Ein schwarzer Tag für den SC Rinteln!

Foto: Niedergeschlagenheit bei Frank Kuhlmann: Der SC-Keeper ist untröstlich.


Fußball. 27. Mai 1990: In der Bezirksliga-Partie zwischen dem SC Rinteln und SV Marhorst läuft die 93. Minute. Rinteln führt 2:1. Noch Sekunden bis zum Schlusspfiff – bis zur Meisterschaftsfeier mit Freibier. Doch 30 Sekunden vor dem Ende geschieht das Unfassbare, das Tragische, das Deprimierende. SC-Keeper Frank Kuhlmann fängt sich das Tor zum 2:2. Der Aufstieg in die Bezirksoberliga ist verpasst. Entsetzen, Enttäuschung und Trauer bei Spielern, Betreuern und Hunderten von Zuschauern.

Der zweifache Torschütze Detlef Böhm (Mitte) ist nicht zu stoppen.

Es war eine verrückte und bis zur letzten Sekunde spannende Saison 1989/90. Nach der Hinrunde führte der TSV Barsinghausen (21:9) mit nur neun Minuspunkten die Tabelle an. Die Verfolger SG Hoya (18:12), SC Rinteln (17:11), SV Marhorst (17:11), SV Obernkirchen (17:13), Rehburger SV (18:14) und SC Uchte (15:13) rechneten sich in der Rückrunde im Kampf um die Meisterschaft noch beste Chancen aus.

Rinteln verpatzte den Rückrundenstart, spielte Remis gegen Niedernwöhren (0:0), im Nachholspiel gegen Marhorst (2:2) und Uchte (1:1), verlor gegen Hoya (2:4) und Barnstorf (0:2). Mitte März rangierte Rinteln (23:17) auf Platz drei, sieben Punkte hinter Barsinghausen (28:10) und drei Punkte hinter Hoya (24:14). Anfang April folgte auf dem Steinanger das direkte Duell gegen Barsinghausen. Rinteln gewann durch Treffer von Olaf Lechinger, Jens Kuhlmann und Detlef Böhm mit 3:1.

Der Kopfball von Thomas Bedey (l.) verfehlt das Tor.

Barsinghausen war danach angeschlagen, leistete sich anschließend Punktverluste durch eine Reihe von Unentschieden und überraschenden Niederlagen. Der Vorsprung schmolz zusammen. Mit einem 3:1-Sieg in Letter und einem gleichzeitigen Remis von Barsinghausen in Hoya Mitte Mai hatte der Spitzenreiter seinen Punktevorsprung komplett eingebüßt. Barsinghausen führte die Tabelle mit 37:19 Punkten an, Rinteln folgte mit der gleichen Punktzahl auf Platz zwei.



Am vorletzten Spieltag gaben sich beide Mannschaften keine Blöße. Barsinghausen gewann gegen Barnstorf 4:0, Rinteln siegte in Obernkirchen 4:1. Der 30. Spieltag musste über den Aufstieg entscheiden. Barsinghausen hatte mit 57:33 das um drei Treffer bessere Torverhältnis gegenüber Rinteln mit 63:42. Der SC musste also am letzten Spieltag im Heimspiel gegen Marhorst möglichst deutlich gewinnen und gleichzeitig auf einen Patzer des TSV in Sulingen hoffen.

Ein Tatort ist nur ein Kinderfilmchen gegen den Krimi, der sich am 27. Mai 1990 auf dem Steinanger abgespielt hatte. Rinteln ging in der 5. Minute durch Detlef Böhm mit 1:0 in Führung. Auch Marhorst musste unbedingt gewinnen, um nicht abzusteigen. Die Gäste machten Druck, wollten den Ausgleich. SC-Manndecker Manfred Piecha sah in der 15. Minute Rot. Rinteln spielte jetzt in Unterzahl. Nach 36. Minuten führte auch Barsinghausen mit 1:0. Marhorst hatte Chancen zum Ausgleich, im Rintelner Strafraum brannte es oft lichterloh. Das Tor fiel jedoch auf der anderen Seite. Böhm traf in der 52. Minute zum 2:0.

Jens Kuhlmann (l.) vergibt die Chance zum 2:0.

Als Thomas Bedey in der 57. Minute eine Zeitstrafe kassierte, witterte Marhorst gegen neun Rintelner Morgenluft. In der 61. Minute machte Sulingen das 1:1. Marhorst berannte das SC-Tor. Rinteln stand tief und lauerte auf Konter. Böhm war oft zu schnell für die Gäste-Abwehr. Doch der SC-Stürmer vergab drei hundertprozentige Chancen. Trotzdem schien alles für den SC zu laufen.

Torsten Scheermann (r.) kommt einen Schritt zu spät.

Als Marhorst in der 87. Minute der Anschluss zum 1:2 gelang, begann das große Zittern beim SC Rinteln. Die Minuten vergingen wie Stunden. Dann auch noch drei Minuten Nachspielzeit. 30 Sekunden vor dem Abpfiff die letzte Aktion der Partie: SC-Keeper Frank Kuhlmann pflückte eine Flanke wenige Zentimeter vor der Torlinie herunter, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel mit dem Ball in den Armen ins Tor – 2:2. Anstoß und Abpfiff. Rinteln war nicht aufgestiegen – Marhorst abgestiegen.

SC-Trainer Hans-Georg Dlugosch nach der Partie: „Tragisch, Frank Kuhlmann war während der gesamten Saison mein bester Mann und hat uns entscheidend mit dahin geführt, wo wir vor dem Spiel standen.“

Trainer, Betreuer und Auswechselspieler zittern auf der Bank mit.

Der SC Rinteln schoss in der Saison 1989/90 65 Tore. 53 Treffer gingen auf das Konto von Detlef Böhm (14), Jens Kuhlmann (14), Thomas Bedey (10), Heiko Ruhe (8) und Olaf Bedey (7).

Der TSV Barsinghausen wurde mit 40:20 Punkten Meister, der SC Rinteln mit 40:20 Punkten und 65:44 Tore Vizemeister. Auf Platz drei landete der SV Steimbke (34:26/47:38) vor dem SV Obernkirchen (34:26/52:44), SG Hoya (33:27/56:53) und dem TSV Bassum (32:28/38:29).

SCR: Frank Kuhlmann, Mathias Wolf, Olaf Lechinger, Manfred Piecha, Olaf Bedey, Jens Kuhlmann (82. Michael Box), Thomas Bedey (85. Ralf Zoberbier), Torsten Scheermann, Uwe Homeier, Heiko Ruhe, Detlef Böhm.

Hunderte von SC-Fans feuern ihr Team über 90 Minuten begeistert an. Nach dem Abpfiff machten sich Enttäuschung und Fassungslosigkeit breit.