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Lilli-Sophie Lindemann ist ein Vorbild für Menschen mit Behinderung

Lilli-Sophie Lindemann ist ein Vorbild für Menschen mit Behinderung

Lilli-Sophie Lindemann präsentiert ganz stolz ihre Medaillen.

Lilli-Sophie Lindemann ist ein Musterbeispiel dafür, dass Menschen mit Behinderung auch im Sport Außergewöhnliches leisten können.

Bei den paralympischen Landesmeisterschaften 2018 in Hannover trumpfte die elfjährige stark sehbehinderte Schwimmerin letztes Jahr ganz groß auf, schwamm über 25 Meter Freistil 18,03 Sekunden, über 25 Meter Rücken 24,68 und über 25 Meter Brust 27,38 und holte sich in überlegener Manier mit einer Gesamtpunktzahl von 605 Punkten den Titel. Die Zweitplatzierte hatte 85 Punkte weniger auf ihrem Konto. Bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften 2018 in Remscheid schwamm sie zweimal zu Bronze. Im Foto oben: Bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften 2018 schwamm Lilli-Sophie Lindemann (rechts) auf den dritten Platz.

Mit diesen Ergebnissen hatte Lilli-Sophie Lindemann endgültig den Durchbruch geschafft. Sie untermauerte nicht nur ihren Platz im Paralympics-Bundeskader, sondern wird jetzt vom Deutschen Behindertensportverband (DBSV) für die großen Wettkämpfe in Deutschland gemeldet. Außerdem wurde die junge Schwimmerin vom DBSV in den Perspektivkader für die Paralympics 2020 in Tokio berufen.

Lilli-Sophie Lindemann präsentiert ganz stolz ihre Medaillen.

Lilli-Sophie liebt das Wasser und das Schwimmen ist ihre Leidenschaft. Trotz ihrer angeborenen Sehschwäche mit einer Sehkraft von 0,03 Prozent entdeckte sie schon in ganz jungen Jahren ihre Vorliebe zum Schwimmsport. Nach dem Erwerb des Seepferdchens ging Lilli-Sophie auf Abzeichenjagd. Es folgten die Abzeichen Seepirat in Bronze und Silber.

Nach der zweiten Klasse wechselte sie nach Hannover an die Franz-Mersi-Schule – eine Schule für sehbehinderte Kinder. Schnell wurde dort ihr außergewöhnliches Talent für das Schwimmen entdeckt und sie nahm an Schulvergleichskämpfen sehr erfolgreich teil. Auf Drängen ihrer Schwimmlehrerin Andrea Jagata schloss sich Lilli-Sophie dem SV 1860 Minden an.

Inzwischen geht sie für den SC 80 Porta an den Start, weil sie dort bessere Trainingsbedingungen vorfindet. Aufgrund des exzellenten Trainings hat sich Lilli-Sophie Lindemann in den verschiedenen Schwimm-Disziplinen noch einmal gesteigert. „Die Trainer haben erstmals mit ihr die richtige Orientierung bei der Wende geübt. Immer wieder die Züge ab der roten Markierung der Wellenkillerleine gezählt, so dass sie hier nun sicher ist und keine Angst mehr vor dem Bahnende hat. Bei den Wenden hatte es immer mal ein paar Sekunden gekostet, da sie das Ende der Bahn nicht sehen kann“, freut sich Mutter Michaela.

Lilli-Sophie Lindemann hat ihr Trainingspensum im Hinblick auf die herausfordernden Aufgaben noch einmal gesteigert. „Lilli-Sophie hat sich eine Bodytraining-App besorgt und zieht ihr Trockentraining am Morgen vor der Schule und am Abend vor dem Abendessen durch“, berichtet Michaela Müller-Lindemann. „Zudem absolviert sie an den trainingsfreien Tagen ein Ausdauertraining auf dem Ergometer.“

Lilli-Sophie ist sehr schnell. So schnell, dass sie bei den Vereinsmeisterschaften die gesamte Konkurrenz, auch die nicht körperlich behinderten Schwimmer, deutlich hinter sich lässt. „Ich will immer auf das Treppchen“, sagt sie selbstbewusst. „Ich möchte stets meine Trainings- und Wettkampfzeiten verbessern.“

So sieht Lilli-Sophie Lindemann ihre Umwelt.
So sieht Lilli-Sophie Lindemann ihre Umwelt.

„Damit Lilli-Sophie in gerader Linie bleibt und das Ende der Bahn wahrnimmt, wird sie im Training und Wettkampf mit einer neongelben Signalbake geleitet“, verrät Mutter Michaela Müller-Lindemann. „Außerdem trägt sie eine besondere Schwimmbrille, mit der sie zumindest hell und dunkel erkennen kann.“

Durch die guten Leistungen bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften hat sich Lilli-Sophie Lindemann für höhere Aufgaben empfohlen. Der Deutsche Behindertensportverband (DBSV) nominierte sie für die British Open vom 25. bis 28. April 2019 in Glasgow und für die Internationalen Deutschen Meisterschaften vom 6. bis 9. Juni 2019 in Berlin.