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Sportler im Porträt: Piergiulio Ruhe

Sportler im Porträt: Piergiulio Ruhe

Foto: Der größte Moment in der Boxkarriere von Piergiulio Ruhe: Der 24-Jährige wird Deutscher Meister im Weltergewicht und wird von seinen Freunden auf Händen getragen.

Boxen. Er ist Deutscher Meister im Weltergewicht (bis 66,7 Kilogramm), doch die Boxkarriere von Piergiulio Ruhe begann erst spät. Wie jeder kleine Junge war „Toto“ ein begeisterter Fußballer. Der Deutsch-Italiener kickte in der Jugend des TSV Steinbergen, SC Rinteln und SV Obernkirchen. „Ich habe viele Tore geschossen“, erinnert sich der 24-jährige Profiboxer zurück. Mit 17 Jahren war dann Schluss mit dem Fußball. „Ich musste mich entscheiden zwischen Fußball und Boxen. Das Boxen liebte ich und so gab ich richtig Vollgas“, erklärt Ruhe. Der junge Mann ist sehr ehrgeizig und so stellten sich schnell erste Erfolge ein. Am 26. Mai 2018 begann Ruhes Profikarriere mit einem Kampf vor eigenem Publikum im Brückentorsaal in Rinteln. Deutscher Meister wurde der 24-Jährige am 29. Juni 2019 in Hameln. Mittlerweile kann „Toto“ auf eine Kampfbilanz von 7:1 blicken. Fünfmal schlug er seinen Gegner K.-o. Seine Boxkarriere ging steil nach oben. Den ersten Dämpfer gab es für Ruhe am 30. November 2019 im Kampf um den GBC Intercontinental Gürtel gegen den Afrikaner Hamisi Maya. Der Rintelner verlor durch technischen K.-o. nach der vierten Runde. „Ich hatte im Kopf eine Blockade, konnte die Taktik meines Trainers nicht umsetzen“, analysierte Ruhe seine bislang einzige Niederlage. Er werde daraus lernen und stärker zurückkommen.

Die Corona-Krise machte auch keinen Halt vor dem Boxsport. Ruhe kann aktuell nur individuell trainieren. Viele Konditionseinheiten stehen auf dem Trainingsplan des 24-Jährigen. „Ich gehe joggen, bin in der Sandkuhle, stemme Hanteln und mache Schattenboxen“, berichtet Ruhe. Der nächste Kampf ist in Planung, doch durch den Corona-Virus ist der Kampftermin völlig offen. Der Boxprofi hat italienische Wurzeln, daher ist Ruhe oft mit seinen Gedanken bei seiner Familie in Italien. „Das ist alles gerade sehr extrem dort“, sagt er und hofft, dass seine Familie und Freunde gesund bleiben.

„Toto“ (rechts) besiegt im Titelkampf Ali Zadeh nach zehn Runden nach Punkten.
„Toto“ (rechts) besiegt im Titelkampf Ali Zadeh nach zehn Runden nach Punkten.

Wie bist du zu deiner Sportart gekommen?

Durch unseren Familienfreund Mikael Mkrtchyan. Er war auch Profiboxer.

Was macht den Reiz deiner Sportart aus?

Ich liebe es, gequält zu werden. Die harte Trainingsarbeit, Disziplin und den Ehrgeiz, den man für das Boxen benötigt sowie die starke Willenskraft reizen mich sehr.

Was war dein sportlich größter Erfolg?

Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Profiboxen. Ich besiegte am 29. Juni in Hameln Ali Zadeh nach Punkten.

Welche sportlichen Ziele verfolgst du?

Ich möchte Weltmeister werden und in den USA einen Boxkampf bestreiten. Da ich eine doppelte Staatangehörigkeit habe, möchte ich auch Italienischer Meister im Profiboxen werden.

Welcher Sportler möchtest du gerne sein und warum?

Keiner – ich bin so wie ich bin und freue mich, wenn ich ein Vorbild für andere sein kann.

Was sind deine besten Eigenschaften?

Ich bin ehrgeizig, diszipliniert und habe ein gutes Durchsetzungsvermögen.

Was kannst du nicht so gut?

Ich bin viel zu ungeduldig.

Wer ist dein Lieblingsverein?

Beim Boxen habe ich keinen Lieblingsverein, aber beim Fußball gibt es für mich nur den AC Mailand.

Wie sieht dein perfekter Tag aus?

Nach starken Trainingseinheiten fühle ich mich ausgefüllt und kann gut in den Tag starten. Die Zeit mit der Familie und Freunden ist für mich sehr wichtig.

Wo kann man dich außerhalb des Sports treffen?

Das ist eine schwierige Frage, aber ich bin des Öfteren im Aurelios am Doktorsee in Rinteln.

Gibt es ein sportliches Erlebnis, das dir immer in Erinnerung bleiben wird?

Mein Profidebüt am 26. Mai 2018 im Brückentorsaal in Rinteln. Vor meiner Familie und Freunden zu boxen, das werde ich nie vergessen.

Ein bitterer Moment: Ruhe (links) kassiert gegen Maya seine bislang einzige Niederlage.
Ein bitterer Moment: Ruhe (links) kassiert gegen Maya seine bislang einzige Niederlage.